Für Millionen Menschen war die Finanzkrise 2005 ein einziges Desaster. Doch viele Broker wetteten noch auf dem Höhepunkt der Krise auf den Untergang - und feierten ihre "Erfolge". Regisseur Adam McKay inszenierte diesen Wahnsinn als Tanz auf dem Vulkan.
Es dauerte Jahre, bis die Blase platzte - dann aber gründlich. Durch die Pleite einiger zentraler Banken kam die gesamte Weltwirtschaft ins Wanken. Die Dominosteine purzelten bis zum letzten Stein.
Nach einigen Jahren vorgeblicher Einsicht und Demut läuft die Finanzwirtschaft heute wieder wie eh und je. Alle Erkenntnisse aus der Krise vom Winde verweht. Und die Versuche, die Finanzwirtschaft stärker zu kontrollieren, regten nur die Kreativität der Finanzhaie an, die Konstrukte noch raffinierter zu gestalten.
Adam Mc Kay scheute sich nicht, diesen Tanz auf dem Vulkan als genau das zu inszenieren: Als durchgeknalltes System von Adrenalingeschüttelten Geschäftsleuten, für die selbst eine Dürre in Afrika ein Grund für millionenschwere Wetten ist. Und die ekzessiv gefeiert wird, wenn der "Gewinn" eingefahren werden konnte. Astronomische Preise für Weizen? Es gilt nur, den richtigen Zeitpunkt für Kauf und Verkauf zu erwischen, um möglichst viel Gewinn zu machen. Welche Folgen die Trockenheit für die Menschen in Afrika hat, ist dabei völlig uninteressant - es sei denn, es ließe sich daraus eine Wette konstruieren, die wiederum Millionengewinne verspricht.
Kein Wunder also, dass Kays' "The big Short" (Die große Pleite) seinen Film genauso bizarr gestaltet wie die Finanzwelt ist: dramatisch, adrenalingeschüttelt - und auf absurde Weise urkomisch.
KRITIKEN
zeit.de: ... Da lacht der Alligator im Pool ... Wir alle hängen mit
drin, wir sind alle mit schuld, auch wenn wir es nur zugelassen
haben. Das ist ein Argument, das sich in immer mehr Filmen über die
Finanzkrise niederschlägt. Und zwar in einer einzigen, immer
wiederkehrenden Einstellung: der auf das Publikum. Seien es die Zuschauer
einer Debatte wie in The Big Short oder die letzte Szene von The Wolf
of Wallstreet, in der Leonardo DiCaprio als Jordan Belfort, der
titelgebende Wolf, mit einem Vortrag einem interessierten Publikum
die besten Verkaufsstrategien beibringen soll. Das Letzte, was man
sieht, bevor der Abspann läuft, ist ein bescheuert dreinschauendes
Publikum. Der Kinosaal wird an der Leinwand gespiegelt, das
Filmpublikum sieht sich selbst. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
faz.net: ... Kernschmelze auf dem Konto ... „The Big Short“ ist insofern auch ein altmodisches Projekt, und zwar auf
zwei Ebenen: Angesichts der ungebrochenen Macht der mit Unsummen
Steuergeldern geretteten Banken vertritt McKay einen fast ehrwürdigen
Humanismus, und in einer Filmindustrie, die auch längst auf Algorithmen
und Automatisierung setzt, hält „The Big Short“ die Werte der Aufklärung
hoch. Das ist aller Ehren wert und auf eine vertrackte Weise sogar sehr
vergnüglich. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
epd-film.de: ... Die Farce erzählt sich von selbst .. . McKay ist jedes Mittel recht, den Bankencrash als großes Kino zu erzählen: Die Handkamera folgt seinen Protagonisten im Reportagemodus, die Schnittfolgen sind stellenweise frenetisch, die unzähligen Ortswechsel atemlos. McKay liefert eine Chronik der Ereignisse und die entsprechende Mentalitätsstudie. Geschäftsführer in Nobelrestaurants und Jungmanager in Sportwagen, die bereitwillig über ihre Machenschaften Auskunft geben. »Warum legen sie ein Geständnis ab?«, fragt Carell einmal entgeistert. »Sie gestehen nicht«, entgegnet ein Kollege, »sie brüsten sich«. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
"The big Short" läuft am Ostermontag um 17.45 Uhr und 20.15 Uhr im Filmpalast Salzwedel.