Thema: naturschutz

Wenzel: Neuausrichtung der Unterstützung für Biosphärenreservate

Am Freitag tagte die Arbeitsgemeinschaft Biosphärenreservate im Archäologischen Zentrum in Hitzacker. Umweltminister Stefan Wenzel betonte in seiner Antrittsrede wie sehr ihm eine gute Entwicklung der Großschutzgebiete am Herzen liege und kündigte verstärkte Unterstützung an.

Vergangene Woche hatte sich Wenzel in Lüchow mit einem weitaus schwierigeren Thema herumzuschlagen, der Endlagerung von Atomlagerung. Angesichts dieser Problematik war der Besuch im Biosphärenreservat geradezu ein heiterer Spaziergang.

Große Konflikte wurden im abendlichen Pressegespräch im bronzezeitlichen Langhaus nicht sichtbar, auch wenn am Horizont einige konfliktträchtige Themen lauern: die Ausbaggerung der Elbe wird von den Industrie- und Handelskammern am Oberfluss permanent forciert, die - angebliche - Verbuschung an den Elbufern sorgt immer wieder für Auseinandersetzungen und der Ersatz von Rangern durch Polizeireiter ist auch nicht in Jedermanns Sinne.

Mit den Biosphärenreservaten "Niedersächsische Elbtalaue" und "Niedersächsisches Wattenmeer" hat das Land gleich zwei Großschutzgebiete zu betreuen. "Wir sind froh, dass wir damit einen Beitrag zum Weltnetz der Biosphärenreservate leisten können," so Wenzel als Vertreter der Landesregierung. 

Gerade im Biosphärenreservat "Niedersächsische Elbtalaue" werde modellhaft gezeigt, wie eine auf das Miteinander von Mensch und Natur ausgerichtete nachhaltige Erhaltung und Entwicklung funktionieren kann. "Das gelingt hier meiner Meinung nach besonders gut, durch das Konzept der Partnerbetriebe wird die lokale Vermarktung sehr unterstützt." Inzwischen sind es im niedersächsischen Teil des Biosphärenreservats 25 Betriebe, die sich unter dem Dach der Biosphärenreservatsverwaltung als Partnerbetriebe haben registrieren lassen. Dass die beiden Initiativen Partnerbetriebe und Archeregion schrittweise eine gemeinsame Vermarktung von regional erzeugten nachhaltigen Produkten aufbauen wollen, ist ganz im Sinne des Ministers: "Rot-Grün will eine andere Landwirtschaftspolitik, wo sich eine extensive Landwirtschaft wieder lohnt," so Wenzel. "Kollege Landwirtschaftsminister Meyer und ich ziehen hier an einem Strang." 

Dementsprechend soll auch die Förderpolitik des Umweltministeriums geändert werden: die Förderpolitik und die Vergabe der EU-Fördermittel soll am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet werden. Kleine und mittlere Unternehmen sowie das Handwerk sollen gefördert und positive Rahmenbedingungen für lokale und regionale Märkte geschaffen werden, z.B. durch Förderung von regionalen Wertschöpfungsketten und Wissensvernetzung. "Nachhaltigkeit soll als Leitidee in Forschung und Lehre gelten, ebenso wie der Tourismus nachhaltig und umweltgerecht gestaltet werden soll," erläuterte Wenzel seine Vorstellungen.

Naturschutz in Niedersachsen stärken

Der Umweltminister kündigte des weiteren an, gemäß der Koalitionsvereinbargung den Naturschutz fachlich und rechtlich wieder zu stärken und den anderen Fachdisziplinen gleich zu stellen. Und auch in Sachen Hochwasserschutz will er andere Wege gehen. Anders als sein Vor-Vorgänger, der es als "Kettensägeminister" zu gewisser Berühmtheit" gebracht habe, ist es Wenzel "ein ganz besonderes Anliegen", dass Hochwasserschutz und Naturschutz gemeinsam nach Lösungen suchen. "Es ist wichtig, hier nicht mit Schwarz-Weiss-Lösungen zu arbeiten, sondern in jedem Einzelfall zu prüfen, was notwendig ist," so Wenzel. "Den Flüssen muss mehr Raum gegeben werden, aber da wo dies nicht möglich ist, muss genau geprüft werden, welche Maßnahmen dort tatsächlich notwendig und möglich sind." Der "Tabula-Rasa"-Politik seiner Vorgänger erteilte Wenzel eine deutliche Absage.

Organisatorisch werden im Ministerium die Bereiche Naturschutz und Hochwasserschutz zusammengelegt zu einer gemeinsamen Abteilung "Naturschutz, Wasserwirtschaft und Bodenschutz". Ziel ist dabei, sowohl den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten als auch die typischen Lebensräume der Auenlandschaft zu erhalten.

Ein komplexes Auenmanagement steht deswegen auch auf dem Programm der Landesregierung, ebenso wie der Auf- und Ausbau von nutzungsfreien Kernzonen (in der Sprachregelung der Landesregierung "Naturdynamikzonen" genannt).

Keine Vertiefung der Fahrrinne - Nutzung des Elbe-Seiten-Kanals

In Sachen Elbvertiefung bleibt Wenzel ganz auf der Linie der bisherigen Umweltminister. Der Landtagsbeschluss von 2002, der einen Ausbau der sogenannten Reststrecke ablehnte, hat für Wenzel weiterhin absolute Gültigkeit. "Wir haben mit dem Elbe-Seitenkanal einen hervorragend funktionierenden Wasserweg," so Wenzel. "Es gilt, das Nadelöhr am Schiffshebewerk Scharnebeck zu erweitern, um die Hindernisse beim Wechsel auf die Elbe zu beseitigen." Sprich: der Aus- und Neubau der Schleuse bei Scharnebeck steht auf der Agenda der Landesregierung weit oben. 

Wer überwacht die Einhaltung der Spielregeln?

Seit dem 1. März sind auch dieses Jahr wieder vier Polizeireiter auf dem Gebiet des Biosphärenreservats im Einsatz, die zumindest teilweise Aufgaben der in anderen Biosphärenreservaten angestellten Ranger übernehmen sollen. An diesem Konzept, dass Biosphärenreservatsleiter Prof. Johannes Prüter als "bisher erfolgreich verlaufen" bewertete, will Wenzel vorerst nichts ändern. "Ranger wären zwar wünschenswert, aber die finanziellen Rahmenbedingungen des Landeshaushalts sind eng gestrickt. Da müssen wir erst die nächste Steuerschätzung abwarten, bevor wir neue Ausgaben planen können," so Wenzel. Prof. Prüter warnte allerdings auch davor, von Rangern zuviel zu erwarten, was die Überwachungsfunktionen angeht. "Ranger haben wesentlich vielfältigere Aufgaben als die reine Überprüfung der Einhaltung von Spielregeln," so der Biosphärenreservatsleiter. 

So werden bis auf Weiteres die Staffeln der Polizei weiterhin durchs Biosphärenreservat reiten.

--------------------

Am "Tag des Baumes", der zufällig auf den Besuchstag des Ministers fiel, war es Wenzel "eine besondere Freude", im Archäologischen Zentrum einen Wildapfel-Baum, den Baum des Jahres 2013 pflanzen zu können. Professionell setzte Wenzel mit Unterstützung von Biosphärenreservatsleiter Prof. Prüter den kleinen Baum am Rande eines Weihers ein. Auf dem Gelände des Archäologischen Zentrums (AZH) fand der Baum einen sehr geeigneten Platz, denn diese Art war schon zur Bronzezeit bekannt und beliebt, wie AZH-Leiterin Ulrike Braun zu berichten wusste.

Text + Foto: Angelika Blank
Video:
Dirk Drazewski


2013-04-26 ; von Angelika Blank (autor), Dirk Drazewski (autor),
in Elbuferstraße, 29456 Hitzacker (Elbe), Deutschland

naturschutz   umwelt   biosphärenreservat  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können