Thema: naturschutz

Elbe als Naturraum erhalten - 20 Jahre Biosphärenreservat

Seit 20 Jahren gibt es nun schon das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe - und seit 15 Jahren gehört auch ein großes Gebiet in Lüchow-Dannenberg dazu. Am Donnerstag wird in Schnackenburg gefeiert.

1999 schien die Idee, längs der Elbe ein großes Naturschutzgebiet einzurichten, gescheitert. Nach massiven Auseinandersetzungen um die Einrichtung eines Nationalparks begrub das Oberverwaltungsgericht das Projekt. So konnte 1997 zwar das Biosphärenreservat "Flusslandschaft Elbe" offiziell genehmigt werden - es fehlte allerdings der Lüchow-Dannenberger Bereich.

Erst nach längeren Diskussionen beschloss die Niedersächsische Landesregierung 2002, dass das UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe um den Bereich "Niedersächsische Elbtalaue" erweitert wird.

Das Biosphärengebiet erstreckt sich auf niedersächsischer Seite über fast 100 Flusskilometer entlang der Mittelelbe von Schnackenburg im Landkreis Lüchow-Dannenberg bis Hohnstorf im Landkreis Lüneburg. Von Naturschützern, Einheimischen und Touristen wird die Region heute als eine der wertvollsten und vielfältigsten Landschaften Niedersachsens beurteilt - was schon die Tatsache beweist, dass der Elberadweg alljährlich zum beliebtesten Fernradweg Deutschlands gewählt wird.

Nachhaltig arbeitende Partnerbetriebe, zahlreiche Renaturierungs- und Naturschutzprojekte sowie zahlreiches Informationsmaterial über die Vielfalt der Kulturlandschaft sind nur einige Beispiele für das Wirken der Biosphärenreservatsverwaltung in Hitzacker. Nicht umsonst werben auch die Touristiker mit dem Label "Biosphärenregion ELBTALAUE-WENDLAND". Das Prädikat "wertvoll und naturnah" ist im Tourismus allgemein anerkannt.

Insgesamt sind in den letzten fünf Jahren annähernd zehn Millionen Euro an Landes- und EU-Mitteln in das Biosphärenreservat geflossen.

Aber es gibt auch Konflikte: Landwirte und Einheimische sind nicht immer darüber begeistert, dass bei allen Baumaßnahmen oder landschaftsbezogenen Projekte die Stellungnahme der Biosphärenreservatsverwaltung eingeholt werden muss - und vor allem im "C-Gebiet" (der am strengsten geschützten Zone) Nutzung gesperrt oder eingeschränkt ist. So bleibt manches Mal eine Straßenbaustelle jahrelang halbfertig liegen, weil sich Biosphäre und Verwaltung nicht über die Umsetzung einigen können. Oder ein Deichbau kann nicht fortgesetzt werden, weil ein seltener Käfer im Bereich der geplanten Baustelle wohnt.

Ein weiteres Thema für immer wiederkehrende Konflikte ist der Bewuchs auf den Elbwiesen. Während die einen sich vehement für radikale Entbuschung einsetzen, um den Hochwasserschutz zu verbessern, kämpfen andere ebenso engagiert für den Erhalt möglichst vieler Baumgruppen in den Auen. Auch in Sachen Hochwasserschutz hat die Biosphärenreservatsverwaltung die Federführung in die Hand genommen: seit vergangenem Jahr arbeitet sie daran, im Bereich des Schutzgebietes ein "kooperatives Auenmanagement" aufzubauen. In Landschaftspflegeverbünden kooperieren Kommunen und Landkreise, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, Deich- und Naturschutzverbände sowie Vertreter der Landwirtschaft und von Grundstückeigentümern - mit dem Ziel, überregional abgestimmte Konzepte zum Hochwasserschutz zu entwickeln und umzusetzen.

Was die Landwirtschaft angeht, so setzt die Biosphärenreservatsverwaltung auf Vertragsnaturschutz: Für die naturschutzgerechte Bewirtschaftung insbesondere von Grünland wurden bisher jährlich rund 2,6 Millionen Euro an landwirtschaftliche Betriebe bewilligt. So soll der gesetzliche Auftrag, (Land)wirtschaft und Naturschutz miteinander in Einklang zu bringen, umgesetzt werden.

Positive Bewertung der Landesregierung

Pünktlich zum Jubiläum beschloss die Niedersächsische Landesregierung dieser Tage den Fünfjahresbericht - eine Bestandsaufnahme der Entwicklung des Biosphärenreservats. Demnach  konnten die "Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Kulturlandschaft bewahrt und aufgewertet werden." Die biologische Vielfalt sei bemerkenswert, heißt es im Bericht weiter. Viele Tierarten wie zum Beispiel Weißstorch, Kranich, Seeadler, nordische Gastvögel, Fischotter, Biber oder Fledermäuse lassen sich häufiger als früher beobachten.

Auch die Weiterentwicklung des Schutzgebiets als Modellregion für nachhaltige Entwicklung zu fungieren und ein vorbildliches Miteinander von Mensch und Natur zu erproben, habe deutliche Fortschritte gemacht, so die Staatskanzlei.

Auch bei schwierigen Themen wie die Zusammenarbeit mit Landwirten oder Akzeptanz bei der Bevölkerung für manchmal komplizierte Planungsverfahren (z.B. eine Deichbauverzögerung durch Auflagen wegen eines seltenen Käfers) habe sich durch "die enge Zusammenarbeit der Biosphärenreservatsverwaltung mit zahlreichen Institutionen in der Elbtalaue konstruktives Miteinander auch bei schwierigeren Themen" entwickelt. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Fünfjahresbericht.

Das 15jährige Bestehen des Biosphärenreservats „Niedersächsische Elbtalaue" wird auch bei der Tagung des Biosphärenreservats „Natur und Kultur in der Elbtalaue" am 4. November 2017 in Bleckede Anlass zur Rückschau wie zum Blick nach vorn geben.

In Schnackenburg wird am Freitag im Beisein von mehreren Umweltministern, Staatssekretären und anderen Vertretern aus Naturschutzinstitutionen sowie beteiligten Verwaltungen das 20-jährige Bestehen des gesamten Biosphärenreservats gefeiert.

Foto | Angelika Blank: Die Elbe und ihre Auenlandschaft gilt als einer der letzten naturnahen Flüsse Deutschlands - wenn nicht Europas. Nicht umsonst sind von der Quelle bis zur Mündung längs der Elbe zahlreiche Großschutzgebiete eingerichtet worden.




2017-09-13 ; von Angelika Blank (text),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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