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Abtreibungsverbot: Capio-Konzernleitung rudert zurück

Die Konzernleitung der Capio-Elbe-Jeetzel-Klinik wird Abtreibungen im Dannenberger Krankenhaus weiter ermöglichen. Damit stellt sie sich gegen die Entscheidung der Krankenhausleitung, die eben dies verhindern wollte.

Noch führt Capio Deutsche Klinik GmbH als Inhaber der Dannenberger Klinik Gespräche mit der Leitung des örtlichen Krankenhauses. Doch in einer Mitteilung machte der Klinikbetreiber klar, dass in Dannenberg weiterhin "Abtreibungen nach der gesetzlich vorgesehenen, eingehenden Beratung" ermöglicht werden.

„Wir respektieren die Entscheidung des einzelnen Arztes“, sagt Martin Reitz, Geschäftsführer der Capio Deutsche Klinik GmbH in Fulda. „Gleichwohl stehen für uns der individuelle Wunsch und das gesundheitliche Wohl der Patientinnen stets an erster Stelle“, so Reitz weiter. "Als weltanschaulich neutrale und konfessionsübergreifende Einrichtungen werden die Capio-Kliniken mit gynäkologischen Fachabteilungen Frauen daher auch weiterhin Abtreibungen nach der gesetzlich vorgesehenen, eingehenden Beratung ermöglichen."

"Mit dem betroffenen Arzt und dem Verwaltungsdirektor der Klinik in Dannenberg werden kurzfristig Gespräche geführt," so Reitz weiter. "Hierbei wird geprüft, inwieweit die Leistung durch andere Fachärzte und / oder Kooperationsärzte erbracht werden kann."

In jedem Fall würden die Capio-Kliniken zeitnah sicherstellen, dass Frauen den Eingriff in angemessener Entfernung zu ihrem Wohnort vornehmen lassen können – so wie es auch der Gesetzgeber verlangt.

REAKTIONEN AUF DAS ABTREIBUNGSVERBOT

Die Ankündigung, in Dannenberg keine Schwangerschaftsabbrüche mehr durchzuführen, löste eine Medienwelle aus. Selbst bundesweite Medien wie Spiegel , Stern oder Süddeutsche griffen das Thema auf.

Auch die Bundes- und Landesabgeordneten der Grünen, Dr. Julia Verlinden und Miriam Staudte (beide Grüne) sprachen sich gegen das Verbot aus. "Die Einführung der Fristenlösung war ein Fortschritt für betroffene Frauen, weil sie ihnen nicht nur Selbstbestimmung ermöglicht, sondern auch vor illegalen, unsicheren Abtreibungen schützt. Es muss weiterhin sichergestellt sein, dass Frauen in der Region die Möglichkeit zu einem sicheren Schwangerschaftsabbruch in zumutbarer Entfernung offen steht Wenn ein einzelner Arzt aus Gewissensgründen nicht an Abtreibungen mitwirken will, ist das zu respektieren. Wenn aber für eine ganze Einrichtung vorgegeben wird, dass dort keine solchen Eingriffe mehr vorgenommen werden dürfen, bedeutet das eine schlechtere Versorgung für diese Frauen," stellen Staudte und Verlinden fest.

"Keine Frau entscheidet sich leichtfertig für eine Abtreibung. Jede Frau ist verpflichtet, zuvor ein Beratungsgespräch wahrzunehmen. In diesen Beratungen werden auch die Fälle beraten, in denen schwangere Frauen gegen ihren Willen von Angehörigen zu einem Abbruch gedrängt werden. Solche Fälle werden aber nicht verhindert, indem man ihnen einen weiteren Weg aufzwingt," so Staudte. „Es ist etwas anderes, ob in Hamburg eine von vielen Kliniken keine Abtreibungen mehr anbietet oder ob das einzige klinische Angebot in einem Flächenlandkreis eingestellt wird", ergänzt Dr. Verlinden.

"Die Elbe-Jeetzel-Klinik ist zwar eine privatisierte Klinik, wer öffentliche Mittel in Millionenhöhe bekommen hat, sollte aber das gesamte Spektrum der medizinischen Leistungen anbieten, inklusive Schwangerschaftsabbrüchen," fordern die beiden Politikerinnen.

 





2017-02-08 ; von asb (autor), pm (autor),
in 29451 Dannenberg (Elbe), Deutschland

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