Schon am Mittwoch hatte Albert Hammond einen umjubelten Auftritt abgeliefert, bei dem er zwei Stunden nonstop eine Auswahl seiner größten Hits – größtenteils für andere Stars geschrieben – darbot. Am Donnerstag toppte er die Show nochmal.
Der Mann ist ein Phänomen. Angeblich 73 Jahre alt. Voller Energie gibt er 120 Minuten lang alles, ohne Pause. Man kennt sie alle, die Ohrwürmer: I‘m a train, The Free Electric Band, It never rains in Southern California, The Air that I breathe, True Love und das unvermeidliche „One Moment in time“.
Eine Stunde zuvor: Im Publikum am Mittwochabend gespannte Erwartung. Ulli Schröder begrüßt Fans aus nah und fern, die weiteste Anreise hat wohl Thomas David Boom aus Newcastle in England auf sich genommen, vom örtlichen Albert Hammond-Fanclub. Vollbart, Rastamütze, Nickelbrille: Der Engländer hebt sein Guinness, freut sich auf seinen Landsmann Albert Hammond und betont immer wieder: „It‘s good to be here!“
Schon vorher lässt sich Sissy Piana gerne vor ihren Skulpturen ablichten, die sie auf dem gigantischen Snooker-Tisch von Keith Richards platziert hat: Die französische Bildhauerin hat die Torsi der Stones in Lebensgröße geschaffen und dann in Polyester abgeformt, die Originale hat sie zuhause. Zur Zeit arbeitet sie am fünften Stone, Brian Jones, der in Bronze für seine Geburtsstadt gefertigt wird.
Erst ein knappes Jahr im Hammond-Tross ist der 32-jährige
Produktionsleiter Jens Heyden, der nur Gutes über seinen Chef berichtet:
Er sei ein Weltstar zum Anfassen, vollkommen ohne Allüren, „ein
wunderbarer Mensch, aber er ist der Boss“, das merke man schon. Immerhin
werde alle acht Sekunden ein Song von ihm im Radio gespielt, alle zwei
Minuten ein Song gekauft.
Der Boss reist mit 13 Mann in der Kreisstadt
an und schläft im „Katerberg“. Auf eine von Schröder angebotene Elbtour
mit dem Sofafloß am Donnerstag verzichtet er, der Stimme wegen, die muss
er schonen, er singt ja abends noch eine Show. Im Backstage-Bereich
signiert er einen Stapel Schallplatten, beantwortet Fragen. Lüchow und
sein Stones-Museum findet er "great".
Warum er ausgerechnet hier
auftritt? "Weil Ulli uns gefragt hat", so die schlichte Antwort von Managerin Irene. Mit vier Musikern betritt Hammond pünktlich um halb neun die Bühne,
kleine Besetzung, gleichwohl tolle Musiker, die den Kern seiner Songs
treffen. „True love“, den Riesenhit von Tina Turner aus seiner Feder,
singt das Publikum mit.
Bei „I‘m a train“ klatschen die Besucher den Takt, bei dem Welthit „The Air that i breathe“, den Hammond für die Hollies geschrieben hat, kennt die Stimmung keine Grenzen mehr, ebenso wie bei der „Free Electric Band“ , ein Riesenhit, den er vor über vierzig Jahren schrieb. Darin beschreibt Hammond seine eigene Lebensgeschichte. Denn auch Hammond habe sich seinerzeit gegen eine von seinen Eltern gewünschte bürgerliche Karriere und für ein Leben als Songwriter und im Showbiz entschieden, berichtet er. Zum Glück - der Welt wären sonst unzählige Hits entgangen.
Foto / Björn Vogt: Lieferte zwei umjubelte Shows im Lüchower Stones-Museum ab:
Weltstar Albert Hammond.