Streuobstwiesen erhalten: Apfelbäume schneiden - aber richtig
Über 100 neue Apfelbäume hat der Landschaftsverband im Rahmen seines Projektes "Zeitfenster II" am Höhbeck gepflanzt. In einem Schnittkurs lernten nicht nur Vietzer kürzlich, wie sie durch richtigen Schnitt "ihre" Apfelbäume pflegen und zu möglichst großen Ernten bringen können.
Mit Sägen und Astscheren bewaffnet, fanden sich in Vietze beinahe 30 Interessierte ein, um von dem Pomologen Reinhard Heller zu erfahren, wie sie ihre Bäume so schneiden, dass sie optimale Wuchsbedingungen haben.
Eingeladen hatte der Landschaftspflegeverband Wendland, der im Rahmen des Biosphären-Projektes "Zeitfenster II" die Pflanzung von über 100 neuen Apfelbäumen alter Sorten sowie die Sanierung bereits bestehender Streuobstwiesen übernommen hatte.
Heller machte in dem Schnittkurs deutlich, dass die Pflege der Obstbäume bereits mit der Pflanzung beginnt. Mit einem Wurzelschnitt und einem ersten Pflanzschnitt der Krone legt die Grundlage für eine richtige Kronenbildung. Auch gilt es, in den ersten Jahren die sogenannte "Baumscheibe" frei zu halten, um den Nährstoffen ausreichend Gelegenheit zu geben, den Baum zu versorgen.
Nach rund zwei Stunden Theorie ging es dann raus auf den Höhbeck, wo ganz praktisch an den neu gepflanzten Bäumen und einigen lange vernachlässigten alten Apfelbäumen geübt werden konnte, was ein richtiger Schnitt ist. Viele praktische Tipps zu geeigneten Werkzeugen und Krankheiten wie dem Erkennen von Baumkrebs machten den Schnittkurs zu einem rundum informativen Tag für alle, sich für Pflanzung und Erhalt von alten Apfelsorten interessierten.
Präzisere Anleitungen zum richtigen Obstbaumschnitt gibt es auch auf den Seiten des NABU unter dem Titel "Erziehung muss sein ".
Bürgerwiesen auf dem Höhbeck
Gerade auf dem Höhbeck haben Streuobstwiesen Tradition, obwohl auf dem überwiegend sandigen Boden nur wenige Stellen für den Obstanbau gut geeignet sind. Bereits im vergangenen Jahrhundert hatten Siedler wie die Familie Voelkel, damit begonnen, ihren Lebensunterhalt durch Obstanbau zu verdienen. Noch heute stehen einige dieser vor beinahe 100 Jahren gepflanzten Bäume am Höhbeck.
Nach dem zweiten Weltkrieg, als Nahrungsmittel knapp waren, wurden auch am Höhbeck in den Gärten verstärkt Obstbäume gepflanzt, so dass heute der größte Teil der alten Bäume ungefähr 60 bis 70 Jahre alt ist.
Obstertrag bringen diese Baum-"Opas" nicht mehr allzu viel, aber aus naturschutzlicher Sicht sind sie besonders wertvoll, denn nicht nur der Specht und die Fledermaus, auch unzähliche andere Tierarten leben im Bereich dieser alten Bäume.
Die Streuobstwiesen tragen also zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Deswegen haben es sich seit einigen Jahren Obstliebhaber und Naturschutzverbände zum Ziel gesetzt, an die Tradition des Obstanbaus auf dem Höhbeck anzuknüpfen. Sie pflegen nicht nur die bereits vorhandenen Streuobstwiesen, sondern bemühen sich auch, weitere Streuobstwiesen neu anzulegen.
So eben auch das Projekt "Route der alten Obstsorten" des Landschaftspflegeverbandes Wendland. Als "Bürgerwiese" soll die frisch angelegte Obstbaumwiese zwischen Brünkendorf und Vietze allen Höhbecker zur Verfügung stehen. Das große Interesse am Schnittkurs zeigte, dass offensichtlich viele Höhbecker bereit sind, sich für alte Obstbäume zu engagieren.
Foto / Angelika Blank: Großes Interesse fanden die Informationen des Pomologen Reinhard Heller (Mitte) über den richtigen Schnitt von Obstbäumen.
2014-03-13 ;
von
Angelika Blank (autor),
in Vietze, 29478 Höhbeck, Deutschland
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