Über ein Jahr kämpfte die Tierhilfe Wendland e.V. für ein neues Zuhause. Nun helfen die "Harten Hunde" des Fernsehsenders VOX dabei, das neue Heim in Metzingen einzurichten.
Nach langem Kampf wird es Mitte März soweit sein: einige Dutzend aufgegriffene Katzen und diverse andere Kleintiere können dann in ihr neues Heim nach Metzingen umziehen. Möglich wird dies vor allem durch den unermüdlichen Arbeitseinsatz der "Harten Hunde" rund um den ehemaligen Kampfsportler Ralf Seeger. Seit 2011 begleitet VOX in seiner Sendung "hundkatzemaus" Seeger und "seine Jungs" auf ihren Arbeitseinsätzen für vernachlässigte Tiere.
Nach dem Aufbau eines Tierheims in Rumänien, verschiedenen Arbeitseinsätzen in München oder in Nordrhein-Westfalen setzen sich Seeger und sein Team nun für die Neueinrichtung des Tierheims in Metzingen ein.
Ein langer Kampf geht zu Ende
Vor einiger Zeit konnte die Tierhilfe Wendland e.V. das knapp 300 m² große Wohnhaus auf ca. 2000 m² Grundstück mit einer 140 m² großen Scheune für 99 000,- Euro erwerben. Zusätzlich musste der Verein einiges von den eingegangenen Spenden in Höhe von insgesamt rund 160 000 Euro für die Neugestaltung des Tierheims einsetzen.
Mit dem Umbau des neuen Heims in Metzingen geht ein turbulentes Jahr zu Ende: nachdem der Tierschutzverein vom Vermieter die Kündigung für das angestammte Domizil in Breustian erhalten hatte, versuchte Konopatsch lange Zeit, den Standort zu behalten. Doch selbst ein Hungerstreik nützte nichts. Alle Verhandlungen mit dem Besitzer des Gebäudes und mit dem Landkreis verliefen im Sande. Letztendlich musste Heidi Konopatsch realisieren, dass sie für "ihre" Tiere ein neues Zuhause suchen muss, welches sich in Metzingen fand.
Inzwischen ist dank der Hilfe der "Harten Jungs" schon einiges in dem alten Gebäude umgebaut worden: Futter- und Waschküche sind renoviert und mit hygienegerechten Waschbecken, Regalen und Armaturen ausgestattet worden. Auch der neue Operationssaal ist nach den Vorschriften des Veterinäramtes umgebaut und eingerichtet worden, der angrenzende Aufwachraum ist ebenfalls inzwischen komfortabel renoviert.
Wenig Unterstützung aus der Region
Vieles hatte die Tierhilfe finanziert, doch die Suche nach Sponsoren für fehlendes Material und Einrichtungsgegenstände gestaltete sich schwierig, wie Ralf Seeger erfahren musste. "Unsere Produktionsassistentin arbeitete teilweise bis in die Nacht, um noch regionale Unterstützer zu finden," wundert sich der engagierte Tierschützer. "So etwas habe ich anderen Regionen noch nicht erlebt. Entweder wurden wir gar nicht zurückgerufen oder man sagte uns schlicht ab." Begründungen nannten die Angefragten für ihre Zurückhaltung nicht.
Seeger wundert sich. "Nach unseren Informationen leistet die Tierhilfe ausgezeichnete Arbeit, wenn es um den Schutz von verwahrlosten, verlassenen Tieren geht - dass so wenig Unterstützung da ist, ist ein echtes Trauerspiel."
Auch am Montag blieben die sechs "harten Jungs" bei ihrem Arbeitseinsatz weitestgehend allein. Trotz intensiver Aufrufe in der lokalen Tageszeitung fanden sich nur einige wenige Helfer aus dem Umfeld der Tierhilfe Wendland ein. Über die Gründe für das Ausbleiben konnten die anwesenden Aktiven nur spekulieren - "recht hohes Alter" wurde da als Grund genannt oder auch die Tatsache, dass der Verein hauptsächlich aus Frauen besteht und diese sich womöglich die harte Arbeit "auf dem Bau" nicht zutrauen. Und immerhin gelang es dem Verein ja, innerhalb eines Jahres über 100 000 Euro Spenden auf dem Vereinskonto zu sammeln.
Trotzdem: Angesichts der unzähligen empörten Leserbrief-Schreiber, die sich im vergangenen Jahr zu Wort gemeldet hatten, als es um den Erhalt des Tierheims in Breustian und eine Lösung für Fundhunde ging, ist das Ausbleiben von zahlreichen Helfern schwer zu verstehen. Auch aus der Kommunalpolitik, die sich teilweise harsch gegen die "Verschiebung" des Problems der Fundhunde nach Lüneburg ausgesprochen hatte, war am Montag niemand zu sehen.
Hintergrund: nach langem Hin und Her hatte sich die Kreispolitik dafür ausgesprochen, dass für die Unterbringung von Fundhunden eine Kooperation mit dem Tierheim in Lüneburg eingegangen wird. Aus dem Landkreis-Haushalt werden dafür 100 000 Euro bereitgestellt. Die Tierhilfe Wendland erhielt dagegen für den Umzug nach Metzingen bisher keinerlei öffentliche Mittel. Auch die Gründe hierfür sind nicht wirklich klar. Von manchen wurde der Hungerstreik von Heide Konopatsch und ihre starke mediale Präsenz in der Lokalzeitung als "Erpressung" gewertet. Gründe für die dünne Unterstützung?
Doch die mangelnde Resonanz hält Seeger und seine Jungs nicht ab, das Projekt zu Ende zu bringen. "Es geht hier um die Tiere und nicht darum, warum Menschen nicht helfen kommen oder wo der Verein vielleicht Fehler gemacht hat. Uns geht es darum, Tiere zu schützen. Wir werden zwar angesichts der fehlenden Helfer nicht alles schaffen, was wir uns vorgenommen haben, aber Mitte März können alle Tiere in ein komfortables neues Heim umziehen. Dafür stehen wir ein!", so Seeger.
Bis dahin werden alle für Rohre und Leitungen aufgebaggerten Gräben auf dem Gelände wieder zugeschüttet, Katzenwohnungen in der Scheune mit großzügigem Auslauf, ein großes Sichtfenster sowie mehrere Großgehege im Außengelände fertiggestellt sein.
Trotz der Enttäuschung über die mangelnde Unterstützung ist man bei der Tierhilfe zufrieden. "Das Genehmigungsverfahren hat der Landkreis zügig bearbeitet," so Jürgen Liebich, Mitglied des Vereins. "In nur acht Wochen hatten wir alle Genehmigungen." Und das, obwohl der ehemalige Wohnkomplex zunächst für die Nutzung als Tierheim umgewidmet werden musste. Hier hatten u.a. sowohl das Veterinäramt als auch die Wasserschutzbehörde ihre Stellungnahmen abgeben müssen.
Mitte März sollen die Tiere in ihr neues schickes Heim umziehen. Rund 100 Katzen und Kleintiere haben dann Platz in Metzingen. Beim Verein hat man jetzt schon leise Befürchtungen, dass auch dieser Platz nicht ausreichen könnte, wenn im Mai und Herbst wieder unzählige junge Katzen, ausgesetzte Katzenmütter mit ihren Babies oder unkastrierte Kater Straßen, Höfe und Gärten bevölkern. Neben der Pflege und der Weitervermittlung gehört deshalb das Kastrieren zum Alltagsgeschäft der Tierhilfe. Alle zehn Tage kommt ein Tierarzt aus Hamburg, der dann jeweils einen ganzen Tag Tiere kastriert. Auch für diese regelmßige Arbeit, die aus Spendenmitteln finanziert wird, fand sich bisher kein heimischer Tierarzt.
Übrigens: für den Umzug am 12. + 13. März haben wieder alle Tierschützer die Chance, sich aktiv zu beteiligen. Bei der Tierhilfe Wendland wird man (oder besser frau) gerne Auskunft geben, welche Möglichkeiten der Unterstützung es gibt.
Die fertigen Sendungen aus Metzingen laufen bei VOX in der Reihe "hundkatzemaus " ab April.
Foto / Angelika Blank: Der "harte Hund" und ehemalige Kampfsportler Ralf Seeger (li.) und das Produktionsteam von dokma TV helfen der Tierhilfe Wendland in Metzingen beim Aufbau ihres neuen Tierheims.