Die Lieblingsgerichte der Kindheit waren oft das, was die Eltern als Notration auf den Tisch brachten. Diesem "Arme-Leute-Essen" spürt das Höhbeckmuseum Vietze mit vielen mitgebrachten Lieblingsrezepten aus früheren Zeiten.
Befragt zu der Idee eines "Arme
Leute-Essens" berichten Leute, die vor und in den ersten "Wirtschaftswunderjahren" aufgewachsen sind, nicht von der Armut, sondern von Essen,
das sie aus der Kindheit erinnern. Berichtet wird von Lachs- und Hering,
heute eine Delikatesse, damals preiswert und leicht zu bekommen. Fleisch
war nicht reduziert auf die „guten“ Teile, genutzt wurden auch Knochen,
Schwarten und Innereien.
Das Gemüse, Kartoffeln und Obst kamen aus dem
Garten, vom Bauern die Milch. Es wurden Eintöpfe gegessen und oft
Suppen. Es gab Pikantes und Süßes aus einfachen Zutaten und aus der
Region. Trotz der Einfachheit wurden diese Notessen oft zu Lieblingsessen, derer man sich bis ins hohe Alter gern erinnert.
Es war eine Zeit, als Lebensmittel, im
Vergleich zum Verdienst, für die meisten Menschen rarer und teurer
waren als heute. Beim Arme-Leute-Essen in Vietze gibt es - gekocht und mitgebracht von zahlreichen KöchInnen - viele Beispiele der kreativen Küche früherer Tage zu probieren. Eine gute Gelegenheit, sich gemeinsam an die "armen Zeiten" zu erinnern und längst vergessene Gerichte vielleicht demnächst einmal wieder zu kochen.
Auf dem Ort des Geschehens, der Museums-Remise an der Bergstraße, stand übrigens früher das Armenhaus Vietzes. Ein perfekter Ort, der schlichten Genüsse - aber auch so mancher ekligen Resteverwertung - zu gedenken. Wer liebt es schon, wenn der befiederte Gänsekopf aus dem Fleischeintopf ragt? Schließlich wurde damals ja nichts weggeschmissen.
An diesem Tag wird auch der Scherenschleifer
Hannes Steffen aus Hitzacker seine Dienste anbieten. Messer und Scheren, Äxte und Sensen können zum Schleifen und Wetzen mitgebracht werden. Gleichzeitig ist die Veranstaltung auch die Finissage der Ausstellung "Löffelglück".
Zum Saisonabschluss ist das Höhbeckmuseum den ganzen Tag (von 11 bis 18 Uhr) geöffnet.
Wann? Sonntag, 15. Oktober, 11 bis 18 Uhr
Wo? Höhbeckmuseum Vietze - Ausstellungsremise an der Bergstraße
Foto: Kohlrouladen - DAS Sonntagsgericht des Ruhrgebiets in den 50er Jahren