Mit allen Tricks hatten die Energiekonzerne bis zuletzt versucht, zu verhindern, dass 38 Milliarden Euro in einen öffentlich geführten Rückstellungs-Fonds für den Rückbau alter Atomkraftwerke überwiesen werden. Die Atom-Finanzkommission machte ihnen nun einen Strich durch die Rechnung.
Eigentlich hatten sich die Konzerne ein kompliziertes Stiftungsmodell vorgestellt, mit der sie sich die Gegenwerte von 38 Milliarden Euro in ihren Bilanzen hätten erhalten können.
Doch die von Jürgen Trittin geführte Atom-Finanzkommission entschied nun anders. Die Energiekonzerne müssen demnach nicht nur die Rückstellungsmilliarden in einen Fonds einzahlen - sie dürfen dafür außerdem keine Aktien oder andere immaterielle Werte einsetzen.
ausgestrahlt!: Unbegrenzte Nachschusspflicht der AKW-Betreiber festschreiben!
Die Anti-Atom-Initiative kritisiert die Pläne der Finanzkommission: „Die bekannt gewordenen Pläne der Atom-Finanz-Kommission bedeuten neue
atomare Milliardenrisiken für die SteuerzahlerInnen. Denn die Lagerung
des Atommülls wird am Ende sicher deutlich teurer, als von den Konzernen
kalkuliert“, kritisiert Matthias Weyland von .ausgestrahlt. Nötig sei
daher, eine unbegrenzte Nachschusspflicht der Konzerne für den Fonds
festzuschreiben, andernfalls blieben alle Kostensteigerungen an der
Allgemeinheit hängen. „Mit dem versprochenen ‚Verursacherprinzip‘ hat
das nichts zu tun“, so Weyland.
Franziska Buch, Referentin für Energie und Klima im Umweltinstitut
München, ergänzt: „Die Kommission muss auch das Geld für den Abriss der
Atomanlagen sichern. Nach ihren bisherigen Vorstellungen soll dieser
Teil der Rückstellungen bei den Konzernen verbleiben. Die Rückstellungen
sind jedoch nur bilanziell vorhanden. Damit kann nicht garantiert
werden, dass das Geld auch tatsächlich zur Verfügung steht, wenn es
benötigt wird.“
UPDATE! BI: Schlechte Karten für Atomkonzerne
Die Bürgerinitiative Umweltschutz
Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) kritisiert ebenfalls, dass eine
Nachschusspflicht verworfen wurde. Es sei absehbar, dass die 38
Milliarden Rückstellungen nicht reichen werden, so die BI. Positiv
wertet die BI, dass die Kommission nicht bereit ist, Sachwerte
oder Aktienwerte als Rückstellung zu akzeptieren, es soll in den Fonds
eingezahlt werden.
"Ob die Konzerne wirklich zur Kasse gebeten werden, ob sie sich am Ende
weigern, für die Endlagerung des Atommülls aufzukommen und allein den
Abriss der Atomkraftwerke finanzieren, wie es im Freshfields-Gutachten
der Konzerne nachlesbar ist, ist nicht endgültig geregelt. Vor allem
fordern wir Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf, die
Kommissionsvorschläge nicht noch weiter zu verwässern. Es muss dabei
bleiben, dass diejenigen, die die Verantwortung für den Müll haben, sich
nicht aus der Verantwortung stehlen", sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.