Samstag Nacht werden die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Für AKW-Gegner ein Tag der Freude - aber nicht unbedingt zum Feiern. Hier einige Reaktionen auf den Ausstieg.
Der 15. April 2023 ist ein historischer Tag: nach 60 Jahren Betrieb von Atomkraftwerken ist Schluss mit der Nutzung von Atomkraft für die Stromerzeugung. Trotz aller Diskussionen darüber, ob die Abschaltung aller Atomkraftwerke angesichts der kritischen Energieversorgungslage sinnvoll ist, werden am Samstagabend die restlichen drei von ehemals 35 Reaktoren abgeschaltet.
Hier einige Reaktionen auf den Atomausstieg in Deutschland:
Umweltminister CHRISTIAN MEYER (Umweltminister Niedersachsen)
„Damit wird der schon vor vielen Jahren beschlossene Atomausstieg jetzt auch faktisch vollzogen", so Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer. „Und damit endet endlich auch ein jahrzehntelanger gesellschaftlicher Konflikt. Darüber bin ich sehr froh, denn diese hochgefährliche Risikotechnologie kann bei einem Super-GAU nicht nur verheerende Folgen für uns alle haben, sie hat in drei Generationen Probleme für 30.000 weitere Generationen geschaffen". Meyer erinnert daran, dass es immer noch kein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll gibt. "Auch bleibt es Fakt, dass der Atomstrom nicht gebraucht wird, sondern wir in Niedersachsen zum Energiewendevorreiter Nr.1 werden wollen und auf ein klimaneutrales System setzen - aus erneuerbaren Energien, Netzen, Speichern und grünem Wasserstoff"
AUSGESTRAHLT!:
Armin Simonvon der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt!:
„Auf diesen Tag haben wir jahre- und jahrzehntelang hingearbeitet. Hunderttausende haben für den Atom-Ausstieg gekämpft – und nun gemeinsam gewonnen. Ohne ihr Engagement hätte es nie einen politischen Ausstiegsbeschluss gegeben und er wäre erst recht nie umgesetzt worden.
Wir feiern heute den historischen Sieg der Anti-Atom-Bewegung. Das Abschalten der letzten AKW reduziert das Atom-Risiko in Deutschland drastisch und bringt die Energiewende einen großen Schritt voran. Darauf können wir stolz sein.
Weil auch nach Abschaltung der AKW noch zahlreiche Atom-Probleme bleiben, ist jedes Fest zugleich Protest: Berge von Atommüll müssen sicher gelagert werden, die Atom-Industrie macht auch von Deutschland aus weiter Geschäfte, die EU betreibt massive Pro-Atom-Politik und von den AKW in den Nachbarländern geht ebenfalls Gefahr aus. Trotz des historischen Erfolgs, den wir heute feiern, geht uns die Arbeit also nicht so schnell aus".
KREISVERBAND BÜNDNIS 90/GRÜNE Lüchow-Dannenberg
Endlich! Am 15. April werden die verbliebenen drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Das ist für die Wendland-Grünen ein Grund zum Freuen, aber nicht zum Feiern. Zu groß ist die Altlast, die diese Hochrisikotechnologie mit ihrem Atommüll zurücklässt, gerade auch für Lüchow-Dannenberg mit seinem Zwischenlager. Hinzu kommt die Sorge um die Entwicklung in den Nachbarländern, die weiter auf Atomkraft setzen und die ewig Gestrigen in Deutschland, die weiter von Atomkraft träumen.
Kreisvorsitzender der Wendland-Grünen Eckhard Tietke: „Aus ursprünglich maximal 40 Jahren Zwischenlagerung würden so über 100 Jahre. Wenn nicht ein neues Konzept mit dem Nachweis der Langzeitsicherheit auf den Tisch kommt, werden wir wieder vor Gericht und auf die Straße gehen.
„Der 15. April ein historischer Tag – Deutschland steigt endgültig aus der Atomkraft aus. Und damit aus einer hochriskanten Energieerzeugung, die bereits ganze Landstriche verseucht und Menschenleben zerstört hat.
Der langjährige Kampf gegen die Nutzung von Atomkraft für die Stromversorgung war letztendlich der Start für die Energiewende in der Hand der BürgerInnen, losgelöst von den Interessen großer Energiekonzerne. Viele wichtige Projekte sind entstanden und Menschen vor Ort beteiligen sich direkt an der Erzeugung erneuerbarer Energie.
Der Atomausstieg in Deutschland ist aber noch nicht das Ende. Wir müssen auch weiterhin aktiv bleiben, denn es gibt noch so viele offene Fragen zum Rückbau oder zur Endlagerung. Außerdem müssen wir auch den Atomausstieg in ganz Europa und weltweit im Blick behalten. Denn auch dort gilt: sicher ist nur das Risiko.“
PS: Am Freitag kam es im bereits stillgelegten AKW Grohnde zu einem meldepflichtigen Ereignis. Bei der Prüfung der Dokumentation für die Beladung von zwei Transport- und Lagerbehältern des Typs CASTOR® V/19 wurde festgestellt, dass es bei der Beladeplanung im Vorfeld der Beladekampagne zu Abweichungen bei den Brennelementangaben gekommen ist. Das führt in der Folge zu geringfügigen Korrekturen bei den Berechnungen der für die Beladung relevanten Parameter.
Die Beladung der Behälter erfolgt im Rahmen der Vorbereitung des
Kernkraftwerks Grohnde auf den Rückbau. Die beladenen Behälter werden
unmittelbar nach der Beladung in das auf dem Kraftwerksgelände
befindliche Brennelemente-Zwischenlager der BGZ (Bundesgesellschaft für
Zwischenlager mbH) eingelagert. Der Vorfall wird in der INES-Skala für Störfalle in der Kategorie 0 - "Schaden, Ausfall oder Befund mit Hinweis auf einen systematischen Fehler" geführt.
Bild von Wolfgang Stemme auf Pixabay Für das AKW Grohnde war bereits im Januar vergangenen Jahres Schluss.