Thema: atommüll

Umweltministerium legt Atommüll-Bilanz vor

28 549 bestrahlte Brennelemente lagern in Deutschlands Zwischenlagern, dazu noch 3164 Kokillen mit verglasten hochradioaktivem Abfall aus Wiederaufbereitungsanlagen. Das ergibt die Bilanz für angefallenen Atommüll, die das Bundesumweltministerium am Montag bei der Endlagerkommission vorstellte.

Eine vollständige Bilanz des in Deutschland angefallenen, hier lagernden und noch zu erwartenden nuklearen Mülls war schon lange eine Forderung von Umweltschützern und Anti-Atom-Initiativen. Vergangenes Jahr hatten sie einen eigenen "Sorgenbericht" vorgelegt.

Nun legte das Bundesumweltministerium eine Abfallbilanz zum Stichtag 31. Dezember 2013 vor, nach der in Deutschland insgesamt 28.549 bestrahlte Brennelemente (BE) aus Atomkraftwerken lagern. In den Zwischenlagern Ahaus, Gorleben und Nord lagern davon mehr als 5000 in sogenannter "trockener Behälterlagerung", weitere rund 9000 BE werden ebenfalls "trocken" in standortnahen Zwischenlagern gelagert. Und weitere 14 000 BE kühlen in Lagerbecken vor sich hin, bevor sie verpackt werden können.

Aus dem Ausland müssen laut der Abfallbilanz noch insgesamt 291 Castorbehälter aus der Wiederaufbereitung zurück nach Deutschlang geholt werden. Bekanntlich gibt es über den Ort der Zwischenlagerung dieser Castorbehälter noch keine Einigung - nach Gorleben dürfen sie nach dem Standortauswahlgesetz jedenfalls nicht mehr gebracht werden.

Für die Zukunft prognostiziert das Ministerium, dass weitere 10 500 Megagramm Schwermetall in insgesamt 1 100 Behältern bis zur Endlagerung zwischengelagert werden müssen.

Kritik

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschlands (BUND) kritisierte die Abfallbilanz am Montag als "enttäuschend". "Es handelt sich um eine bloße Auflistung des Mülls. Über die Aktivität des Inventars und Probleme des Mülls schweigt sich der Bericht aus," so der BUND auf seiner Website. "Auch fehlen in dem Bericht Abfallströme wie die Wismut oder die Uran-Tails in Gronau." Das BMUB soll auf der nächsten Sitzung seinen Bericht vorstellen und sich dabei auch mit den kritischen Bewertungen auseinandersetzen. ... hier! geht es zur ganzen Kritik des BUND.

taz und Weser-Kurier berichten übereinstimmend: ... Umweltschützer halten die Aufstellung für völlig unzureichend. Sie blende „ganze Partien von Atommüll“ aus, bemängelte etwa die atomkraftkritische Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad aus Salzgitter. „Das Verzeichnis hinterlässt den Eindruck, als handele es sich hier um die Erfassung von Hausmüll“, sagt die Politikwissenschaftlerin Ursula Schönberger, verantwortliche Redakteurin des „Sorgenberichts“ .

... Aus Sicht der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg bietet die Übersicht der Regierung „keinen Anreiz, über die vielen ungelösten Probleme der Atommülllagerung zu debattieren“. An den Zwischenlagerstandorten entstehe ein „Rückstau“, weil die bisherigen Endlagerprojekte gescheitert, in Verzug geraten seien oder wie Gorleben ganz infrage stünden – auch diese Probleme würden im Regierungsreport nirgendwo erwähnt. „Das ist eine Liste, mehr nicht, und dann noch unvollständig“, sagt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.  

... hier! gehts zum ganzen Artikel in der taz und hier! zum (identischen) Artikel im Weser-Kurier.

Die gesamte Atommüll-Bilanz des Bundesumweltministeriums steht hier! zum Download bereit. 







2014-11-04 ; von Angelika Blank (autor),
in Berlin, Deutschland

atommüll   endlagersuche  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können