Ausstellung: Dynamisierte Statik

Heike Schlobinski zeigt Porträts in den Trebeler „Bauernstuben“: „39 plus eins“.

Die Malerin Heike Schlobinski (Jahrgang 1963) ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten durch eine Folge umfangreicher Bilderzyklen bekannt geworden, deren Motive sie in ihrer nähe-ren Lebensumwelt der südlichen Lüneburger Heide fand. Die Bilderzyklen wie Körperland-schaften, Wasserwelten, Erosion haben sie jeweils für eine Zeit lang gefesselt. In der Städtischen Galerie Wollhalle der Barlachstadt Güstrow hat sie diese Zyklen 2008 einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Schon vorher, nämlich bereits 2005 sah Heike Schlobinski beim Besuch des Ludwigsluster Schlosses zum ersten Mal die 39 Portraitfragmente von Balthasar Denner (1685 bis 1749). Denner gilt als einer der bedeutendsten Porträtmaler europäischer Herrscherhöfe des 18. Jahrhunderts. Nach eigenen Worten nahm Schlobinski Denners Fragmente wie eine lang erwartete Botschaft entgegen, die sie auf ein bis dahin unbeackertes Arbeitsfeld führte: das Porträt.

In der Porträtausstellung „39 plus eins“, zu sehen vom 30. Juli bis zum 30. September in den Trebeler „Bauernstuben“, finden wir – bis auf ärger und Wut – alle bekannten Ausdrucksformen wie Lachen, Nachdenklichkeit, Sorge, Heiterkeit, Freude, Ironie, Gelassenheit, Verunsicherung, Witz. Schlobinski gibt die Gemütszustände und inneren Befindlichkeiten wieder, die sie beim Gegenüber bemerkt. Nur wenige ihrer Porträts zeigen eine verhaltene Gestik, die als chiffrenartige Verweise auf die Alltagswelt in den Gesten und den Alltagsgegenständen zu lesen sind. Durch die Gesten, deren nonverbale Sprache wir lesen können, dynamisiert sich das Porträt trotz seiner Statik.

Wenige Dargestellte sind in einer Handlung begriffen oder halten einen Gegenstand in den Händen. Anders als bei den Porträts der frühen Neuzeit verleiht Schlobinski diesen Beigaben keinen eigenen Symbolwert, der über den attributiven Lebensbezug hinausginge. Durch die konsequente Verwendung eines weitgehend monochromen, aber immer in Hinblick auf die Persönlichkeit des Dargestellten gewählten Hintergrund tritt das Porträt konturierter hervor und erfährt eine Intensivierung des Ausdrucks.