Palmen waren lange Zeit DAS Symbol für Urlaub, Fernweh und traumschöne Landschaften. Der Arzt und Sozialwissenschaftler Alf Trojahn stellt seine Palmensammlung ab Samstag im Höhbeckmuseum Vietze aus.
Sie thronen am Strohhalm über dem Eisbecher und als Haarkamm auf der Damenfrisur. Schneekugeln und Bettbezüge mit Palmenlandschaften, Topflappen und Untersetzer palmenverziert, Kerzen und Serviettenringe – die Objekte der Begierde, die der Palmenliebhaber Alf Trojahn sammelte, sind vielfältig.
Sie sind demonstrative Bekenntnisse und auch kleine Fluchten mit Augenzwinkern. Sie sind eine Vision vom vermeintlich guten Leben, ein Traum, eine Hoffnung, ein Ausweg aus dem Alltag.
Hier wird eine Gegenwelt zu Sachzwang und schlechter Laune ausgestellt, eine Sehnsuchtskultur, die uns schmunzeln lässt, aber auch nachdenklich macht. Die Kehrseite der Palme auf Bierglas und Hawaihemd ist das Eichblatt am Revers des Heimatvereins und der Hirsch in Öl gemalt über dem Vertiko. All das sind Traumwelten derselben Art.
Mit seiner Palmensammlung stellt sich in Vietze ein weiterer Sammler vor. Alf Trojan, Arzt
und Sozialwissenschaftler, ehemals Direktor des Hamburger Instituts für Medizinische
Soziologie an der Universitätsklinik Eppendorf, präsentiert mit seinem Material ein sehr
spezielles Leitbild der Psychologie des deutschen Alltags.
Das Resultat dieser Sammelleidenschaft ist ein Gesamtkunstwerk und ein Kapitel nicht nur deutscher Geschichte. Man sieht hier: die Palme als Objekt bleibt über die Jahrzehnte gleich, aber die Sehnsüchte richten sich auf wechselnde Kontexte.
Die kleine Entdeckungsreise in die Geschichte von Fernweh und Alltagsflucht ist im Höhbeck-Museum Vietze, ab Samstag, dem 6.8. bis zum 16.10. zu besichtigen. Das Museum ist Sa./So., an Feiertagen und im August auch am Mittwoch jeweils von 15.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Auskünfte unter Tel. 05846-2201 .
Foto / kapati.de: Ob als aufblasbare Bar oder Kühlbecken - auch als Partyzubehör und Spielzeug spielt das Palmenmotiv immer noch eine Rolle.