Ausstellung: Porträtmalerei von Uta Helene Götz im „Sprechzimmer“

Betritt man dieser Tage das „Sprechzimmer“, so meint man – selbst als erster Gast – ein vielstimmiges Gemurmel zu vernehmen. Doch sieht man sich um, so sind da nur 18 Porträts.

Die jedoch strahlen eine solche Präsenz und Intensität aus, daß sie ein eigenes Leben zu führen scheinen. Die Bilder wirken derart lebendig und einzigartig, daß die Porträtierten fast aus ihren Leinwänden hervorzutreten scheinen. Und genau hier liegt Uta Helene Götz’ große Stärke. Mit derselben Intensität, mit der sie sich den einzelnen Charakteren auf sehr respektvolle Weise nähert, begegnen die Porträtierten dem Blick der Betrachterinnen und Betrachter.

Wenn sie Gesichter sucht, die sie malen will, stellt sie begeistert fest, wieviel Leben, Eigenartigkeit und Reichtum in vielen Gesichtern durch die Welt getragen wird. Der Malvorgang selbst sei langsam und aufregend, denn manchmal nähert sie sich ihren Modellen dabei in einer Intimität, die sie im wirklichen Leben nie wagen würde. Deshalb arbeitet sie auch allein im Atelier, läßt ihre „Modelle“ nicht sitzen, sondern stützt ihre Arbeit auf eine Reihe von Fotografien, die eigens dafür entstanden sind.

Während die Porträt-Malerei kunsthistorisch aus der Zeit gefallen zu sein scheint, fand die Künstlerin den ursprünglichen Gedanken der Porträt-Malerei, nämlich eine Spur in die Zeit nach unserer Zeit zu legen, sehr reizvoll. Doch von der Hoffnung, gegen Honorar Porträts zu malen, mußte sie sich bald verabschieden. Während früher ein Porträt nicht nur Mittel war, sich verewigen zu lassen, sondern auch von Stand und Ehre zeugte, ist heute beides nicht mehr nötig – und vielleicht ist auch der Gedanke an ein persönliches Porträt für viele von uns zu eng mit der eigenen Endlichkeit verknüpft. Für Uta Helene Götz dagegen sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft keine statischen Begriffe, höchstens Berührungspunkte von Wandlung, vielleicht eine Art Stoffwechsel.

Uta Helene Götz lebt und arbeitet im Wendland. Nach einem Studium der Modegrafik studierte sie an der Hochschule der Künste in Berlin Grafik und Malerei. Seit 1969 hat sie an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen. Heute arbeitet sie als freie Künstlerin, Bühnen- und Kostümbildnerin. Die Ausstellung endet mit einer Finissage am 22. Juli um 19 Uhr.




2011-06-06 ; von ZERO (autor),

 

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