Warum seit einiger Zeit bei Thurau höchst unprofessionell Bäume mit der Axt umgehauen werden, ist nicht bekannt. Inzwischen sind es ein halbes Dutzend (Obst)Bäume, die auf diese Weise zerstört wurden.
Seit drei Jahren betreut der Apfelverein Lemgow/Woltersdorf die Obstbäume an der Verbindungsstraße zwischen Thurau und Woltersdorf. Vor allem alte Obstsorten sind es, die auf den meist älteren Flächen stehen. Ehrenamtlich werden die Flächen gepflegt, die Bäume fachgerecht geschnitten und das Obst verwertet. Auch junge Obstbäume (alter Sorten) wurden gepflanzt, um die Lücken in der Obstbaumallee aufzufüllen.
Der Gemeinderat hatte dem Apfelverein vor drei Jahren nicht nur Bäume und Flächen an der Straße zwischen Thurau und Woltersdorf verpachtet, sondern auch eine Wiese bei Lichtenberg und eine Allee bei Oerenburg.
Einstimmig sei der Beschluss gefallen, so Gemeinderatsmitglied Fred-Gunter Brade. Und Konflikte um die Erhaltung er Obstbaumalleen und -wiesen sind ihm auch nicht bekannt. Deswegen kann er sich auch nicht erklären, wer und warum da Bäume umhackt. "Das ist ganz willkürlich," so Bade.
Seit einiger Zeit beobachten die Bürger der Gemeinde, dass Obstbäume grobschlächtig mit der Axt umgehauen worden waren. Inzwischen sind es rund ein halbes Dutzend Bäume, die vollständig zerstört sind und mehrere andere, die stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Dabei richtet sich die Zerstörungswut nicht nur gegen Obstbäume. Kürzlich ist auch eine Linde am Thurauer Turm auf die gleiche Art mit der Axt umgehauen worden.
Reine Zerstörungswut - oder gezielte Provokation?
Die Aktiven vom Apfelverein verstehen nicht, was die Baumhacker antreibt. Über 50 Interessierte hat der Verein inzwischen. Mit Schnittkursen oder Kursen für Schulklassen und Kindergärten versucht der Verein, auf die wertvolle Rolle des Lebensraums Streuobstwiese hinzuweisen. "Mir scheint, da fehlt eine gewisse Einsichtsfähigkeit," so Thomas Eichhofer, Gärtner und Aktiver des Apfelvereins. "Das Umfeld weiß offenbar nicht zu schätzen, wie wertvoll Streuobstwiesen und -alleen nicht nur für Pflanzen und Kleintiere sind."
Von offenen Konflikten weiß auch Eichhofer nichts zu berichten, aber: mit der Beschädigung von Begleitgrün und zu engem Abpflügen von Ackerrändern haben die Obst-Aktiven immer wieder zu kämpfen. So mancher Landwirt sieht es nicht gerne, dass er "seine" Ackerränder nicht so ausreizen kann, wie es ihm gefällt.
Ein ganz anderes Problem sind übereifrige Obstsammler. Der Apfelverein lädt zwar dazu ein, auf den Wiesen und Allen "für den Eigenbedarf" selbst zu ernten. Sie müssen aber beobachten, dass immer wieder große Autos - bis hin zum Lastwagen - auftauchen und die Apfelbäume durch Schütteln radikal abgeernet werden. "Auch Früchte, die wir eigentlich bis zur optimalen Reife für die Winterlagerung haben hängen lassen wollten, werden rücksichtslos heruntergeschüttelt und abgefahren," berichtet Eichhofer. Dabei unterstellen die Apfel-Aktiven keine böse Absicht sondern schlicht Unwissen.
Der aktuelle Obstbaum-Vandalismus ärgert - und enttäuscht - die Aktiven sehr. Mit viel Mühe und Einsatz hatten sie die Bäume gehegt und gepflegt, nur um dann erleben zu müssen, wie ihnen in einer Nacht der Garaus gemacht wird.
Sechs Streuobstwiesen und mehrere Alleen mit altem Bestand
von rund 1000 Bäumen um Kriwitz, Lichtenberg und Thurau betreut der Apfelverein insgesamt. Alte Bäume werden beschnitten, neue gepflanzt, Hecken gepflegt und neue angelegt sowie Wiesen gemäht. Und das alles ehrenamtlich. Ab Ende Juni geht es dann an die gemeinschaftliche Obsternte von Kirschen, Pflaumen, Äpfel und Birnen.
Wer
Interesse am Verein hat, kann sich gerne beim Apfelverein Lemgow/Woltersdorf melden.
Foto | privat: Umgehackter Obstbaum bei Thurau