Schreck in der Morgenstunde: Das ehemalige Nachrichtenmagazin titelt: Grüne unterwerfen sich Merkels Diktat. Wow! Ganz schön krass. Im Lauf des Tages verschwindet allerdings die Überschrift. Das ehemalige Nachrichtenmagazin versucht also mal wieder Politik zu machen.
Ab heute ist Grünen-Bashing angesagt. Schluss mit dem Hype.
Der nächste Schock des Tages ist die offensichtlich besoffen geschriebene, sogenannte Pressemitteilung der BI Lüchow-Dannenberg.
Anti-Atom-Fahne statt Bierfahne
BI Umweltschutz warnt vor Zustimmung zu schwarz-gelbem "Ausstiegsgesetz"
Prominente Grünen-Politiker/innen werben derzeit für die Zustimmung ihrer Partei zu dem Atomausstiegsgesetz, das die Bundesregierung zur Abstimmung stellen wird.
Auf den Erfolg des Anti-Atom-Protests soll auf Einladung der Grünen-Europaabgeordneten Rebecca Harms am Sonntag um 19 Uhr in Gedelitz, der Ausgangspunkt für unzählige Anti-Atom-Demonstrationen im Wendland, sogar Freibier ausgeschenkt werden.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) geht dazu auf Distanz. "Wir können uns zwar beglückwünschen, dass es dem lang anhaltenden Bürgerprotest gelungen ist, die Abschaltung von acht Reaktoren zu erzwingen, aber die Grünen laufen Gefahr, sich ohne Not einer Regierungsvorlage anzuschließen, die ihren politischen Spielraum einschränkt: immerhin hatte sich die Partei darauf festgelegt, bis zum Jahr 2017 den endgültigen Atomausstieg durchzusetzen", erinnert die BI.
... BI-Sprecher Wolfgang Ehmke sieht voraus:"Statt Bierfahnen werden im Herbst die Anti-Atom-Fahne wehen, wenn der nächste Castor ins Wendland rollen soll".
Wieso glaubt eigentlich Herr Ehmke, dass es beim Castor keine Bierfahnen gibt? Was ist für ein hochtrabendes Gewäsch zu einer Einladung "bei der sogar Freibier ausgeschenkt wird" auf Distanz zu gehen? Einfach nicht hingehen Leute!
Und dann gibt es noch die Basis, die meint: Wir können doch nicht feiern, solange Fukushima vor sich hin glüht. Die nächsten 300 Jahre nix mehr feiern? Hallo?
Ich vermute denn doch, daß bei einigen Funktionären nicht nur der BI, der ganze Lebenssinn in Frage gestellt wird, wenn man bald nicht mehr für den Atomausstieg demonstrieren kann, weil er einfach stattfindet.
Aber es gibt ja noch genug zu tun! Vielleicht ist Gorleben zu verhindern nicht ganz so sexy wie weltweit den Atomausstieg zu befördern.
In Wirklichkeit gibt es doch Grund zum Feiern:
- Krümmel und sieben andere Atomkraftwerken weg vom Fenster!
- Zum ersten Mal sind alle politischen Parteien dafür einen kurzfristigen Atomausstieg zu machen. Elf Jahre sind verdammt kurzfristig.
- Die Schweiz begräbt Neubaupläne und besiegelt den Ausstieg!
- Die Italiener verhindern Einstieg in die Atomkraft!
- Selbst in Frankreich sind 60% der Bürger für eine Ausstieg!
Hier also noch mal die Einladung von Rebecca Harms:
Und weil es sich beim Bier besser redet, wollen wir über die noch vor uns liegenden ungelösten Probleme reden. Gorleben brennt uns weiter unter den Nägeln. Wo sind unsere Mitstreiter? Was können und müssen wir tun, damit das Megarisiko Atommüll nicht unter den Teppich gekehrt wird?
Ich freue mich auf Bier, Biosaft und spannende Diskussion!
Sonntag, 19. Juni, 19.00 Uhr In Gedelitz im Gasthaus Santelmann
Ich bringe Wodka mit!
Hinweis (Disclaimer) : Der Autor ist kein Mitglied einer politischen Partei aber eng verbunden mit einer grünen Politikerin.
Foto: Andreas Schoelzel