Thema: widerstand

Bremer Friedenspreis 2013 für Anna und Andreas von Bernstorff

Die Gewinner des sechsten Internationalen Bremer Friedenspreises 2013 stehen jetzt fest: neben einer argentinischen Menschenrechtlerin sowie einer Initiative gegen Sklaverei in Pakistan erhalten Anna und Andreas von Bernstorff die Auszeichnung der Bremer Stiftung.

Wie die Stiftung "die schwelle" mitteilt, geht der Preis für öffentliches Wirken dieses Jahr an Andreas Graf von Bernstorff und Anna Gräfin von Bernstorff aus Gartow. "Seit 35 Jahren leistet das couragierte Ehepaar gemeinsam mit seinen Kindern Widerstand gegen Castortransporte und Atompolitik", heißt es in der Begründung für die Preisverleihung. "So weigerten sie sich die Bernstorffs, ihren Anteil am Salzstock zu verkaufen – immerhin ein Drittel des Areals – und verzichteten damit auf eine Ausgleichzahlung von 30 Millionen D-Mark. Zugleich machen sie immer wieder mit kreativen und friedlichen Anti-Atomkraft-Aktionen auf ihr Anliegen aufmerksam. So behinderten sie Castortransporte bereits mit Baumfäll-Aktionen oder einer Wildschwein-Jagd."

Dabei sind die Motivationen des Ehepaares durchaus unterschiedlich. Während Anna von Bernstorff ihren Widerstand gegen die geplanten Atomanlagen im Gorlebener Wald aus einer christlichen Verpflichtung zur Bewahrung der Natur heraus begründet, ist es bei Andreas von Bernstorff die Achtung gegenüber der Familie, die schon vor Jahrhunderten "das angepflanzt hat, von dem wir heute profitieren."

Seit über 35 Jahren kämpfen Andreas und Anna von Bernstorff gemeinsam mit ihren Kindern nun schon mit den unterschiedlichsten Mitteln gegen das geplante Atommüllendlager in Gorleben. Ihre Kreativität im Erfinden neuer Aktionsformen scheint dabei grenzenlos zu sein: Sie üben zivilen Ungehorsam, klagen gegen die Zweckentfremdung des Salzstock oder setzen pünktlich auch schon mal eine Wildschweinjagd nahe der Castorstrecke an und führen dort einen Motorsägenkurs durch - bei dem es durchaus passieren kann, dass durch ungeübte Säger ein Baumstamm über die Straße fällt. Darüber hinaus werden im eigenen Forstbetrieb nachhaltige Alternativen statt Atomenergie zur Energiegewinnung eingesetzt. 

Übrigens: Mit der Ablehnung, einen großen Teil ihrer Waldflächen für die Erkundung des ehemaligen Salzstockes auf Eignung als Endlager für radioaktiven Müll untersuchen zu lassen, verzichteten von Bernstorffs vor Jahrzehnten auf eine Ausgleichszahlung von rund 30 Millionen DM. Durch diese Entscheidung sind die Befürworter eines Endlagers in Gorleben bis heute in der räumlichen Ausdehnung des Erkundungsgebietes beschränkt.

"Wir sind nicht alleine"

Über den Bremer Friedenspreis freut sich das Ehepaar sehr und will ihn "stellvertretend für die vielen Menschen, die mit uns gegen ein Endlager in Gorleben kämpfen" am 29. November gerne annehmen.

Mit von Bernstorffs freut sich die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, eine langjährige Weggefährtin im Kampf gegen eine verfehlte Atompolitik und die Endlagerpläne für Gorleben, über die Preisvergabe. "Mit ihrem jahrzehntelangen beharrlichen Widerstand haben von Bernstorffs bis heute einen entscheidenden Anteil daran, dass in Gorleben keine Wiederaufarbeitungsanlage in Betrieb ist und dass es eine neue Chance gibt, die Endlagerung im ungeeigneten Salzstock zu verhindern. Letztendlich konnte so auch die Ausstiegsentscheidung voran getrieben werden." so Rebecca Harms. "Ich freue mich sehr, dass dieses unermüdliche und konsequente Engagement nun mit der Vergabe des Bremer Friedenspreises gewürdigt wird."  





2013-08-24 ; von Angelika Blank (autor),
in Schloss, 29471 Gartow, Deutschland

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