Gläser klirren in den Regalen, Risse an Häusern werden immer größer, der permanente Lärm zerrt an den Nerven der Anwohner. Wer an Bundes- und Landesstraßen wohnt, hat unter dem LKW-Verkehr teilweise schwer zu leiden. Am Samstag trafen sich in Dannenberg über 40 Interessierte, um zu besprechen, was gegen die stetig steigende Brummi-Belastung getan werden kann.
Schon der Mautausweichbericht der Bundesregierung benennt die B 216 als eine der Strecken, die von Truckern gerne benutzt wird, um der Mautpflicht auf den Autobahnen zwischen Hamburg, Berlin und Magdeburg zu entgehen. Ein Fakt, den auch Hans-Christian Friedrichs vom Landesverband des Verkehrsclub Deutschlands in Dannenberg bestätigte. Seit der Sperrung der B 4 und 5 sowie der B 209 für den Schwerlastverkehr habe der LKW-Verkehr auf der B 216 zwischen Lüneburg und Dannenberg drastisch zugenommen, so Friedrich in Dannenberg. Trotzdem tun sich Land und Bund schwer, Maßnahmen gegen die LKW-Flut zu beschließen.
Gabriele Demske-Block, die in Bahrendorf nahe der Bundesstraße wohnt, kann davon ein angestrengtes Lied singen. Ihr machen die mit hoher Geschwindigkeit und dicht an dicht fahrenden LKWs regelrecht Angst. Immer wieder befürchtet sie, beim Abbiegen von einem der wuchtigen Mehrtonner von der Straße geschoben zu werden.
Schäden hat Gabriele Demske-Block an ihrem Haus noch nicht festgestellt, aber der andauernde Lärm zerrt an ihren Nerven.
In anderen Orten wie Gartow im Wendland, dessen Straßen auf moorigem Grund gebaut sind, stellen die Anwohner durch die permanente Vibration seit Jahren immer größer werdende Schäden an ihren Häusern fest. Johannes Heuer, der für den VCD Lüchow-Dannenberg zu dem Treffen eingeladen hatte, kennt das Leid der Anwohner.
Ob Bahrendorf, Göhrde, Schmarsau, Zernien, Gartow oder Kapern … Aus vielen Orten landen die Klagen bei ihm. Die Anwohner erzählen ihm von nicht abreißenden LKW-Strömen, Dauerlärm, Gefahr für Kinder und Haustiere und, und, und ...
Was kann getan werden?
Eine Lösung ist nicht einfach: für die Bundes- und Landesstraßen haben Bund und Land die Verantwortung. Kein Landkreis, keine Gemeinde kann alleine Maßnahmen beschließen, die den Schwerlast-Verkehr eindämmen würden. Und immer wieder werden Anträge mit der Begründung abgeschmettert, es „sei ja noch nichts passiert.“ Denn nur wo Unfälle häufen werden die Behörden aktiv.
Auch Dagmar Schulz, Fachdienstleiterin Verkehr beim Landkreis Lüchow-Dannenberg, stellte sich am Samstag den Klagen der BürgerInnen, obwohl sie weiß, dass viele Betroffene dem Landkreis vorwerfen, zu wenig zu tun. "Es geht nur, wenn gemeinsam mit den angrenzenden Landkreisen Maßnahmen entwickelt und Land und Bund vorgestellt werden", betonte sie in Dannenberg.
Einig waren sich die meisten Anwesenden, dass die eigene Problemlösung nicht zu Lasten anderer noch kleinerer Straßen geschehen darf. "Wenn wir nur bestimmte Strecken sperren, dann weichen die Truckfahrer auf Nebenstrecken aus", warnte nicht nur Dagmar Schulz vor kurzschlüssigen Forderungen. Denn die meisten der dann betroffenen Kreis- und Gemeindestraßen sind nicht dafür gebaut, die Belastungen durch ständig fließende LKW-Ströme zu verkraften.
Viele der Anwesenden waren sich durchaus einig, dass die St.-Florians-Haltung das Problem nur verschiebt. Ausserdem wollte niemand die örtliche Wirtschaft schädigen, allerdings sollten die Unternehmen Bahnanbindungen auch verstärkt nutzen, wo es denn eine gibt. Letzteres betrifft vor allem das Zellstoffwerk in Arneburg, die zwar über 60 % ihres Verkehrs bereits per Bahn transportiert. Trotzdem bleibt dieses Werk in Brandenburg einer der Betriebe, die für einen Großteil der LKW-Belastung zwischen Kapern und Lüneburg verantwortlich ist. Auf ihrem Weg zum Hamburger Hafen ist der Weg durch Lüchow-Dannenberg einfach der Kürzeste.
Auch die Veranstaltung in Dannenberg zeigte erneut, dass sich das Problem des zunehmenden Schwerlast-Verkehrs nicht auf die Schnelle lösen lässt. Eine Arbeitsgruppe will nun (zunächst) gemeinsam mit der Verwaltung an möglichen Lösungen arbeiten.
Foto: Angelika Blank / Hans-Christian Friedrichs, stellvertretender Landesvorsitzender des VCD in Niedersachsen zeigte anhand einer Karte, dass der Weg durch Lüchow-Dannenberg für LKW-Fahrer eine erhebliche Abkürzung zwischen Hamburg und Magdeburg/Berlin bedeutet.