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Castor-Transport nach Gorleben hat begonnen

Um 14.35  Uhr ist im französischen Valognes der 14. Castortransport in Richtung Zwischenlager Gorleben gestartet. Falls es auf der Strecke keine Verzögerungen gibt, könnte der rund 370 m lange Zug bereits gegen 8 Uhr am Sonntag Morgen im Dannenberger Verladebahnhof eintreffen.

In den elf Castorbehältern wird hoch radioaktiver Atommüll aus der Wiederaufbereitungsanlage La Hague in Frankreich ins Zwischenlager nach Gorleben gebracht. Zur Rücknahme ist Deutschland nach internationalen Verträgern verpflichtet. Für den diesjährigen Transport wird der neu entwickelte Transportbehältertyp HAW 28 M eingesetzt. Dieser Behältertyp wurde eigens für die jetzt angelieferten jeweils (28) Kokillen, die eine höhere Strahlung aufweisen als die bisher angelieferten, entwickelt.

Im Genehmigungsverfahren hatte es Verzögerungen gegeben, weswegen der Transport im Jahre 2009 ausfiel. Nach Informationen von Parlamentariern wurden die Behalter aber teilweise schon beladen, bevor die Genehmigung erteilt war. Eine Anfrage des Fraktionsvorsitzenden der Grünen im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, blieb in Teilen unbeantwortet.

Deswegen wandte sich Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der europäischen Grünen, am 4. November mit einem Brief an Eu-Kommissar Günther Oettinger. Darin bat sie um Aufklärung darüber, warum es Verzögerungen im Genehmigungsverfahren gegeben hatte. Insbesondere möchte Harms wissen, ob tatsächlich Behälter in Frankreich schon beladen wurden, ehe die entsprechende Genehmigung erteilt war. Desweiteren fragt sie den EU-Kommissar, ob es zutrifft, dass der ebenfalls zum Transport vorgesehene (beladene) Behälter vom Typ TN 85 etwa 1 Jahr ohne Dichtheitsüberwachung im Freien oder in einer Halle auf dem Anlagengelände der COGEMA gestanden hat?

Castortransporte - immer wieder Zwischenfälle

In der 15 Jahre langen Geschichte gab es immer wieder Zwischenfälle während der Castortransporte:

4. Februar 1977 - Ein Zug mit abgebrannten Brennelementen entgleist im französischen Grenzort Apach.

Frühjahr 1998 - es wurde bekannt, dass an mehreren Transportbehältern über Jahre hinweg aufgrund äußerer Kontamination Strahlung weit über den zulässigen Grenzwert hinaus gemessen wurde. Im Frühjahr 1998 wurde bekannt, dass an mehreren Transportbehältern (keine Castor-Behälter) über Jahre hinweg aufgrund äußerer Kontamination Strahlung weit über den zulässigen Grenzwerten gemessen wurde. Die damalige Umweltministerin Angela Merkel ließ daraufhin alle Atommüll-Transporte stoppen.

7. November 2004 - Bei einem Blockadeversuch in der Nähe von Avrincourt in Lothringen stirbt der 22-jährige Sebastien Briart. Er war vom Sog des ungebremst herannahenden Castorzuges auf die Gleise geschleudert worden. Dabei wurden ihm beide Beine abgetrennt. Da nicht schnell genug Hilfe geleistet werden konnte, starb er noch auf den Gleisen. Wie sich später herausstellte, fuhr der Castorzug zu diesem Zeitpunkt ohne vorausschauende Luftüberwachung, da der begleitende Helikopter gerade zum Nachtanken weggeflogen war. Zudem hatten die Blockierer sich einen Punkt hinter einer schlecht einsehbaren Kurve ausgewählt.

September 2005 - Bei der Eingangskontrolle im Zwischenlager Gorleben wurde an mehreren Behältern mit schwach radioaktivem Müll aus dem Atomkraftwerk Krümmel erhöhte Strahlung festgestellt. Die Werte überschritten den zulässigen Grenzwert von vier Becquerel pro Quadratzentimeter teilweise um das Fünffache. Eine Gefährdung von Bevölkerung und Personal bestand laut dem zuständigen niedersächsischen Umweltministerium zu keiner Zeit, da der Transport in geschlossenen Transportcontainern stattfindet.

Forderung: Kein Transport mehr ins Zwischenlager Gorleben

Greenpeace fordert angesichts der aktuellen Debatte um das geplante Endlager in Gorleben von der Bundesregierung, die Castorbehälter nicht ins wendländische Gorleben zu bringen, sondern sie im grenznahen AKW Philippsburg zwischenzulagern, um keine weiteren Sachzwänge für das zu untersuchende Endlager in Gorleben zu schaffen. Greenpeace hält den Salzstock in Gorleben als Endlager für hochradioaktiven Müll für ungeeignet.

Auch Rebecca Harms appelliert an die Öffentlichkeit, ins Wendland zu kommen und sich nicht wegen ein bisschen Regen von der Demonstration abhalten zu lassen:

"Wir Lüchow-Dannenberger brauchen massenhafte Unterstützung, damit der Verantwortungslosigkeit der Bundesregierung in Gorleben ein Ende gesetzt werden kann. Dass auch nach dem GAU in der Asse auf Teufel komm raus am Endlagerbau im Salzstock Gorleben festgehalten werden soll, zeugt von ungeheurer Skrupellosigkeit. Stuttgart beweist, dass breiter, gewaltloser Protest viel bewegen kann. Am Wochenende geht es darum zu zeigen, dass das Endlager Gorleben politisch nicht durchsetzbar ist. Ein neues, verantwortliches Vorgehen bei der Lösung der Atommüllprobleme ist überfällig.

Es kann zudem nicht Aufgabe der Polizei in Deutschland sein, die fehlende Akzeptanz der Gorlebenpläne durch Tausende von Polizisten wettzumachen. Nicht nur Demonstranten, sondern auch viele Beamte haben diese Konfrontation zwischen Bürgern und Staat satt.

Am Wochenende wird gegen Gorleben demonstriert. Es geht aber auch um die Rückkehr zu einem demokratischen und fairen Verfahren als Voraussetzung für die Lösung der großen Probleme mit dem Atommüll."

Zu der Kundgebung in Splietau nahe Dannenberg werden am Samstag rund 40 000 Teilnehmer erwartet.

Foto: Castorzug (Archiv) von Timo Vogt/randbild.de




2010-11-05 ; von Angelika Blank (autor),

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