herr paul: Viele, viele bunte Tierfabriken

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Dis neue Jahrzehnt, werte Fans und Feinde, fängt jut an: Impfstoff jegen Schweinegrippe jibt’s zuviel, dafür zu wenig Streusalz – Super-GAU für alle, die nich begreifen, dis im Winter allet langsamer jeht.

Und Frau Steinbach spielt weiter die Jeanne d’Arc der Vertriebenen. Dabei is die Dame nur in Westpreußen jeboren, weil ihr Herr Papa als Wehrmachtsoffizier gerade dort stationiert war. Dafür kann unser neuer Außenminister vor Kompetenz kaum laufen und verkündet eine „geistig-politische Wende“ – jeklaut beim ollen Kohl, dessen „geistig-moraliche Wende“ der Nation Rekordverschuldung, Spendenskandal und Privatfernsehn brachte. Mal seh’n, wat von Westerwelle bleibt. Wenigstens hält sich der Mann aus seinem Berufsfeld, der Außenpolitik weitgehend raus und überläßt dis meiste dem Herrn zu Guttenberg. Nur hat auch der Probleme, z. B.: Wenn „unsere Jungs“ schon in Afghanistan unser aller Freiheit verteidigen, müßte dann nicht die Regierung „den Verteidigungsfall“ erklären? Schon, nur müßte dann, nach Artikel 115 b Grundgesetz, die Kanzlerin die Befehlsgewalt übernehmen. Doch die sorgt sich weniger ums Land als um ihr Image und meidet unangenehme Entscheidungen. Dafür hält sie sich die Lichtgestalt des Herrn von und zu Guttenberg. Der will möglichst allet richtig machen, aber meiner einer orakelt: zu spät, weil dieser Krieg von Anfang an stinkt! Alle Beteiligten wissen’s und (fast) alle, die jetzt in Berlin von Abzug reden, ham mitjespielt, außer die Linke.

Und nu? „Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht“, wurde plakatiert, als König Friedrich Wilhelm III gegen Napoleon die Schlacht von Jena und Auerstedt verloren hatte. Zujejeben: die „Schlacht“ um die Tank-laster wurde „jewonnen“ (Hurra: ein Pyrrhussieg!), aber trotzdem jilt bis heute, dis dis blöde Volk sich jefälligst aus Anjelegenheiten von Krieg und Frieden rauszuhalten hat. Dis Ergebnis dieser westlich-weisen Politik kann sich sehen lassen: Afghanistan ist tatsächlich kein „sicheres Hinterland“ mehr für bärtige Bombenleger – die haben sich jetzt auf alle muslimischen Länder von Afrika über den Kaukasus bis Asien verteilt.

Apropos Bombe: Meiner einer hat vor Al Kaida weniger Manschetten als vor unserer derzeitigen Regierung. Wat die Damen und Herren da anrichten, is mit dem Begriff „Zeitbombe“ noch sehr freundlich umschrieben. Allein die Finanzplanung der „bürgerlichen“ Koalition, immer voran Weinkönigin Brüderle, entwickelt auf die Dauer mehr Sprengkraft, als alle Selbstmordattentäter zusam-men und bringt, betrachtet man dazu die großartigen Pläne in Sachen Jesundheitsreform und Energie, wahrscheinlich ooch mehr Menschen um. Dis fällt bloß nich so auf, weil die Folgen der Politik von Schwarz/Gelb erst langsam eintreten – ne Bombe knallt und wirkt sofort.

Apropos sofort: Die allseits bekannten Segnungen der Atom-industrie wirken sich nur auf den Bankkonten der Betreiber sofort aus, unsereins muß auf Krebs oder Super-GAU länger warten. Dis is natürlich unjerecht, aber der grundgütige Turbokapitalismus hat auch für uns arme Leute ein Bonbon parat. Unserer Ökoregion könnte ein Aufschwung der besonderen Art blühen. Denn so manches Bäuerlein fährt brav im November sein gelbes X durch die schöne Gegend, plant aber für den eigenen Hof das private Wirtschaftswunder in Form von riesigen Mastställen für Hähnchen oder Schweine, denn Öko is so lange prima, wie ick selbst nix dafür ändern muß. Dis gilt für Landwirte jenauso wie für Autofahrer. Dis Wunder von Lüchow-Dannenberg könnte vielleicht so aussehen: Gorleben wird verhindert, dafür steht an jeder Ecke eine hübsche Tierfabrik, und die Felder ersaufen in Gülle...

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul

 

Herr Paul

 

Viele, viele bunte Tierfabriken

 

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Dis neue Jahrzehnt, werte Fans und Feinde, fängt jut an: Impfstoff jegen Schweinegrippe jibt’s zuviel, dafür zu wenig Streusalz – Super-GAU für alle, die nich begreifen, dis im Winter allet langsamer jeht. Und Frau Steinbach spielt weiter die Jeanne d’Arc der Vertriebenen. Dabei is die Dame nur in Westpreußen jeboren, weil ihr Herr Papa als Wehrmachtsoffizier gerade dort stationiert war. Dafür kann unser neuer Außenminister vor Kompetenz kaum laufen und verkündet eine „geistig-politische Wende“ – jeklaut beim ollen Kohl, dessen „geistig-moraliche Wende“ der Nation Rekordverschuldung, Spendenskandal und Privatfernsehn brachte. Mal seh’n, wat von Westerwelle bleibt. Wenigstens hält sich der Mann aus seinem Berufsfeld, der Außenpolitik weitgehend raus und überläßt dis meiste dem Herrn zu Guttenberg. Nur hat auch der Probleme, z. B.: Wenn „unsere Jungs“ schon in Afghanistan unser aller Freiheit verteidigen, müßte dann nicht die Regierung „den Verteidigungsfall“ erklären? Schon, nur müßte dann, nach Artikel 115 b Grundgesetz, die Kanzlerin die Befehlsgewalt übernehmen. Doch die sorgt sich weniger ums Land als um ihr Image und meidet unangenehme Entscheidungen. Dafür hält sie sich die Lichtgestalt des Herrn von und zu Guttenberg. Der will möglichst allet richtig machen, aber meiner einer orakelt: zu spät, weil dieser Krieg von Anfang an stinkt! Alle Beteiligten wissen’s und (fast) alle, die jetzt in Berlin von Abzug reden, ham mitjespielt, außer die Linke.

Und nu? „Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht“, wurde plakatiert, als König Friedrich Wilhelm III gegen Napoleon die Schlacht von Jena und Auerstedt verloren hatte. Zujejeben: die „Schlacht“ um die Tank-laster wurde „jewonnen“ (Hurra: ein Pyrrhussieg!), aber trotzdem jilt bis heute, dis dis blöde Volk sich jefälligst aus Anjelegenheiten von Krieg und Frieden rauszuhalten hat. Dis Ergebnis dieser westlich-weisen Politik kann sich sehen lassen: Afghanistan ist tatsächlich kein „sicheres Hinterland“ mehr für bärtige Bombenleger – die haben sich jetzt auf alle muslimischen Länder von Afrika über den Kaukasus bis Asien verteilt.

Apropos Bombe: Meiner einer hat vor Al Kaida weniger Manschetten als vor unserer derzeitigen Regierung. Wat die Damen und Herren da anrichten, is mit dem Begriff „Zeitbombe“ noch sehr freundlich umschrieben. Allein die Finanzplanung der „bürgerlichen“ Koalition, immer voran Weinkönigin Brüderle, entwickelt auf die Dauer mehr Sprengkraft, als alle Selbstmordattentäter zusam-men und bringt, betrachtet man dazu die großartigen Pläne in Sachen Jesundheitsreform und Energie, wahrscheinlich ooch mehr Menschen um. Dis fällt bloß nich so auf, weil die Folgen der Politik von Schwarz/Gelb erst langsam eintreten – ne Bombe knallt und wirkt sofort.

Apropos sofort: Die allseits bekannten Segnungen der Atom-industrie wirken sich nur auf den Bankkonten der Betreiber sofort aus, unsereins muß auf Krebs oder Super-GAU länger warten. Dis is natürlich unjerecht, aber der grundgütige Turbokapitalismus hat auch für uns arme Leute ein Bonbon parat. Unserer Ökoregion könnte ein Aufschwung der besonderen Art blühen. Denn so manches Bäuerlein fährt brav im November sein gelbes X durch die schöne Gegend, plant aber für den eigenen Hof das private Wirtschaftswunder in Form von riesigen Mastställen für Hähnchen oder Schweine, denn Öko is so lange prima, wie ick selbst nix dafür ändern muß. Dis gilt für Landwirte jenauso wie für Autofahrer. Dis Wunder von Lüchow-Dannenberg könnte vielleicht so aussehen: Gorleben wird verhindert, dafür steht an jeder Ecke eine hübsche Tierfabrik, und die Felder ersaufen in Gülle...

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul




2010-01-30 ; von Stefan Buchenau/ZERO (autor),

 

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