Obwohl mehr als die Hälfte der Bevölkerung erst im Jahre 2005 die Umwandlung des Landkreises in eine kreisfreie Gemeinde befürwortet hatten, steht die Auflösung jetzt wieder zur Diskussion: angesichts der hohen Schuldenlast stellt die Kreisverwaltung in einer Podiumsdiskussion am 06.07. erneut die Sinnfrage: wieviel ist uns der Erhalt des Landkreises wert?
Auf dem Podium sitzen so unterschiedliche Gesprächspartner wie Mathias Edler (Greenpeace und Mitbetreiber der Firma Wendlandbräu Gbr), Hans-Jürgen Bosselmann (Vorsitzender des Kreissportbundes Lüchow-Dannenberg), die Künstlerin Anna Wiesinger, Dietrich von Gruben (Geschäftsführer der Firma Gornig GmbH, Hauptgesellschafter von Dreyer & Bosse, Mitbegründer der Bürgerstiftung Lüchow), Ute Meyer (Vorsitzende des Kreisverbands der Landfrauen), Propst Stefan Wichert-von Holten sowie Jonathan Hunger (ehemaliger Schüler am Gymnasium Lüchow, jetzt Student der Medizin und Politikwissenschaft in Magdeburg).
Der NDR-Redakteur Karsten Schulz moderiert die Veranstaltung. Als Experten im Publikum werden der Kämmerer des Landkreises Thomas Wehrend, der Leiter der Musikschule Lüchow-Dannenberg Gerd Baumgarten sowie der langjährige Dannenberger Bürgermeister Peter Selber anwesend sein.
Ein zentraler Punkt auf der Agenda der öffentlichen Veranstaltung ist der sogenannte "Zukunftsvertrag". Der im Jahr 2009 geschlossene Vertrag zwischen Kommunalen Spitzenverbänden und dem Land Niedersachsen sieht unter anderem die Entschuldung bei Fusionen und alternativ Eigenentschuldung mit dem Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes sowie Infrastrukturhilfen vor. Für Lüchow-Dannenberg gibt es bereits ein Konzept zur Eigenentschuldung. Es könnte die letzte Chance bieten, den Landkreis Lüchow-Dannenberg als eigenständige Kommune zu erhalten. Allerdings gibt es die Eigenentschuldung nicht zum "Nulltarif". Das Konzept sieht weitere massive finanzielle Einschnitte und höhere Umlagesätze vor. Der Preis für die Erhaltung der Eigenständigkeit der Region ist also hoch. Zu hoch vielleicht?
Arm an Geld, aber reich an Freunden? Für Lüchow-Dannenberg könnte das zutreffen. Die Region hat abgesehen von der finanziellen Misere viele Stärken - Stärken, die in besonderer Weise zur Identität dieses Landstrichs und seiner Bewohner beitragen. So hat sich Lüchow-Dannenberg beispielsweise als Kompetenzregion im Bereich erneuerbarer Energien einen Namen gemacht. Der 1999 gefasste Kreistagsbeschluss, den Landkreis zu 100 % mit regenerativen Energien zu versorgen, ist längst umgesetzt. Und es ist kein Zufall, dass eine Vielzahl von Künstlern, Autoren und Journalisten in Lüchow-Dannenberg einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden hat.
Dennoch bleibt die Frage: Wieviel ist die Eigenständigkeit Lüchow-Dannenbergs wert? Wieviel darf sie kosten? Gibt es bei den Bewohnern der Region überhaupt einen breiten Konsens dafür, für den Erhalt der Region die nötige "Durststrecke", die die Eigenentschuldung mit sich bringen würde, in Kauf zu nehmen?
Wann? Mittwoch, 6. Juli 2011, 19.00 Uhr
Wo? Foyer des Kreishauses in Lüchow, Königsberger Str. 10
Foto: Landkreis Lüchow-Dannenberg / Landrat Jürgen Schulz neben einem Gemälde von Rudolf Schloen aus dem Jahr 1982.