Die Grenzwerte werden eingehalten, maximal rechnet man mit 0,233 Millisievert/Jahr, sagt Niedersachsens Umweltminister Hans Heinrich Sander. Demnach könne auch der geplante Castor nach Gorleben rollen, doch nicht er sondern das Bundesamt für Strahlenschutz müsse den Transport genehemigen, meint der Minister.
Nachdem im Sommer der Landesbetrieb für Naturschutz (NLWKN) bereits zu hohe Strahlenwerte prognostiziert hatte, wurden Behälter im Zwischenlager umgestellt und vor allem wurde erneut gemessen. Das Ergebnis: Alles ist gut. Hier in der Presseerklärung des Ministers nachzulesen:
BI kritisiert Messverfahren
Atomkraftgegner sind empört, vor allem da es bereits im Vorfeld absehbar war, dass die Strahlenwerte nach neuen Messungen eingehalten werden. "Ich habe damit gerechnet", sagt Kerstin Rudek Vorsitzende der Bürgerinitiative Umweltschutz. Sie kritisiert das Messverfahren. In ihrer Pressemitteilung fasst die Bürgerinitiative noch einmal die Messorgie zusammen.
Erhöhte Strahlenwerte in Gorleben, die darauf hindeuteten, dass der so genannte Eingreifwert von 0,27 Millisievert (mSv) pro Jahr am Zaun des Brennelement-Zwischenlagers nicht auszuschließen seien, hatten die Gorleben-Gegner im August alarmiert. Der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWK) hatte zudem prognostiziert, dass mit der Einlagerung von 11 weiteren Castoren, die Ende November nach Gorleben transportiert werden sollen, der gesetzlich festgelegte Grenzwert von 0,30 mSv überschritten werden könnte.
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) hat nun ebenfalls Messungen durchgeführt und kommt auf einen "Gesamtstrahlungswert" von 0,212 mSv. Die PTB hatte die Ergebnisse von 5 Tagen auf ein Jahr hochgerechnet. Dabei kamen niedrigere Werte zu Stande als bei den Messungen des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasser-, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der eine baldige Überschreitung des Grenzwerts von 0,3 mSv prognostiziert hatte.
Kritik auf breiter Basis
„Was nicht passt, wird passend gemacht", sagt Greenpeace Atomexperte Tobias Riedl. "Das ist anscheinend das Motto, nach dem der niedersächsische Umweltminister Sander handelt. Er lässt die Radioaktivität am Zwischenlager Gorleben so lange messen bis die gewünschten Ergebnisse herauskommen. Nur so kann er den Castortransport in diesem Jahr noch durchzusetzen."
Greenpeace fordert deshalb Umweltminister Sander auf, keinen weiteren Castoren mehr nach Gorleben rollen zu lassen. Ähnlich die Forderung der Opposition im niedersächsischen Landtag.
Kurt Herzog (MdL) war im Umweltausschuss. Dort wurde ihm erklärt, dass man die Gamma Strahlung ausser Acht gelassen habe, da man diese nicht sicher messen könne, denn der Schotterweg rund um das Zwischenlager hätte eine hohe Grundstrahlung. "Die rechnen wieder alles schön", sagt der Dannenberger Abgeordnete der Linkspartei.
Grüne: Abenteuer Gorleben
Stefan Wenzel, Fraktionsvorsitzender der Grünen spricht von "einem Abenteuer, da die Rahmenbedingungen für die neuen Messungen völlig andere waren". Bislang hatte man immer als Grundstrahlung Werte aus dem Dorf Gorleben zugrunde gelegt, jetzt auf einmal misst man die Grundstrahlung direkt am Zaun. Also man hat anscheinend einen höheren Wert abgezogen - um ein besseres Ergebnis zu erhalten, lautet der Vorwurf.
Die neuen Werte geben auch dem Strahlenexperten Wolfgang Neumann zu denken. "Noch ist nicht alles gut", sagt der Wissenschaftler, "jetzt muss die Differenz zwischen den Messwerten aufgeklärt werden". Außerdem gibt er zu bedenken, dass bei dem neuen Messwert von 0,233 mS eine Fehlertoleranz von 10 Prozent eingerechnet werden müsste, dann ist man schon bei 0,0256 - also dicht an dem kritischen Wert von 0,27. Vor allem, da sich die Strahlenwerte nach dem kommenden Castortransport noch einmal erhöhen werden.
Foto (Andreas Conradt / PubliXviewing): Schutzhaus für Strahlenmess-Sensoren am Zwischenlager Gorleben (im Bild Messhaus 1 am Haupttor). Die runde Kuegel auf dem Dach beherrbergt den Sensor für Neutronenstrahlung, weitere Sensoren befinden sich im Inneren.