Pünktlich zu Ostern ist er erschienen: der Reisebegleiter zur Kulturellen Landpartie. Ohne dieses inzwischen recht dicke Programmheft laufen Besucher Gefahr, sich im Nirwana der über 120 Orte mit 611 Ausstellungen und über 1000 Veranstaltungen gnadenlos zu verirren.
Zum 28. Mal startet sie wieder: die Kulturelle Landpartie öffnet am 25.
Mai in 121 Orten des Wendlandes ihre Tore. Dann heißt es zwölf Tage
lang: Ausstellungen schauen, Veranstaltungen besuchen, (möglichst) mit
dem Rad die Landschaft erkunden - und vor allem: die Kreativität des
Wendlands entdecken. Die wendländischen Kulturschaffenden in ihren Werkstätten und Heimen zu besuchen, ist von Anfang das Credo der Kulturellen Landpartie - auch wenn die Einheimischen heutzutage eher die Minderheit der Aussteller bilden. Immer mehr "auswärtige" Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen bevölkern die Ausstellungsorte.
Dennoch ist sie nicht verschwunden, die spezielle wendländische Atmosphäre. Immer noch lassen sich an vielen Orten kleine Irritationen am Wegesrand entdecken, die nur hier, in diesem "wilden" Teil Niedersachsens entstehen können. Freigeister und Querdenker, Schönheitsliebende und Philosophen sind es, die seit Jahrzehnten mit Witz und Kreativität das Wendland beleben.
Dabei ist die Kulturelle Landpartie (KLP) wegen eines gar nicht kreativen Projekts gegründet worden: die Pläne, in Gorleben ein Nukleares Entsorgungszentrum einzurichten, riefen die vielen Kreativen im Wendland auf den Plan. Von Bundesinnenminister Kanther als "unappetitliches Pack" bezeichnet, wollten sie der Republik zeigen, wie sie leben und arbeiten, die "Chaoten" des Gorleben-Widerstands.
Das Konzept ging auf. Von Jahr zu Jahr kamen immer mehr Gäste, die sich von dem bunten Charme der zahlreichen Ausstellungen verzaubern lassen wollten. Und auch dieses Jahr lässt sich der wendländische Kosmos wieder erleben. Wer sich auf die KLP einlässt, trifft auf die Galaxien der Kunsthandwerker, der
Biobauern, trifft auf den Planeten des Bierbrauens, entdeckt
Ausstellungen zu kosmopolitischen Themen wie Flucht, Migration,
Landraub, erlebt das feine Wechselspiel zwischen Kunst, Kultur und
Politik, entdeckt ein kreatives Gebilde, das sich ständig verändert.
Und am 2. Juni kehrt die KLP zu ihren Wurzeln zurück. Der ganze Tag ist dem "wunden Punkt" Gorleben gewidmet. Am Erkundungsbergwerk treffen sich dann Aussteller, Gorleben-Widerständler und Gäste zu einem Aktionstag, der Spaß ebenso bietet wie viele Informationen zum immer noch nicht abgesagten Endlagerstandort Gorleben.
Die Kulturelle Landpartie lädt ein, sich beim Besuch der wunden Punkte
Zeit zu nehmen, dort wo möglich, das Auto stehen zu lassen, die Qualität
der Langsamkeit zu entdecken, innezuhalten, Gespräche zu suchen, sich
über Gott und die Welt, Atompolitik und „urban gardening“ auszutauschen,
Gras unter den Füßen zu spüren und auf Unerwartetes und Unverhofftes zu
stoßen.
Genaues über die Kulturelle Landpartie finden Interessierte im
"Reisebegleiter". Das 368 Seiten starke Programmheft mit 8
ausgearbeiteten Radtourvorschlägen von der Göhrde bis in den Lemgow, ist
ab Ostern erhältlich und kann in vielen Läden des Landkreises
Lüchow-Dannenberg, in Hamburg, Lüneburg, Uelzen und an den
Ausstellungsorten für 5,00 € erworben oder gegen Einsendung von 5 € und
gerne 1,45 € Porto im Büro der Kulturelle Landpartie e.V., Drawehner
Str. 2, 29439 Lüchow bezogen werden.
Bild / Irmhild Schwarz: Christi Himmelfahrt startet sie wieder - die Kulturelle Landpartie.