Das Bienensterben ist längst kein abstraktes Thema mehr. Auch in Lüchow-Dannenberg sind in den vergangenen Jahren rund 60 % an Bienen verschwunden. Zwei Imker holten nun die Dunkle Biene zurück, die hierzulande längst ausgestorben war.
Für Imkermeister Marco Otte aus Beutow ist es hauptsächlich die schwache Immunabwehr, die den Imkern Sorgen bereitet.
Denn die Honigbienen werden immer instabiler. „Vor Jahrzehnten überstanden Bienen auch eine größere Anzahl von Varoamilben in den Stöcken,“ so Marco Otte. „Heute reichen schon einige wenige der Milben, um die Bienen zu töten.“ Inzwischen sind auch hierzulande zahlreiche Bienenvölker verschwunden.
Den Grund für diese massive Schwächung der Widerstandskraft sieht Otte in der Industrialisierung der Landwirtschaft sowie im ständig gesteigerten Einsatz von Agrargiften. Vor allem die Neonicotinoide, nervenschädigende Insektengifte, machen nicht nur den Bienen den Garaus.
Eine Maßnahme der Arterhaltung
Neben dem bestmöglichen Schutz seiner Bienenvölker geht Otte mit einem Kollegen nun auch einen anderen Weg. Gemeinsam mit Rüdiger Dix, ebenfalls ein Imker aus der Region, initiierte er vergangenes Jahr die Rückholung der Dunklen Biene. Sie ist der Urtyp aller Honigbienen, in Deutschland aber nach Kreuzung mit Honigbienen und Verdrängung inzwischen ausgestorben. Europaweit gibt es nur noch geringe Bestände.
Einzig in Russland und Irland sind noch zahlreiche große Völker zu finden.
Für Otte und Dix ist die Rückholung der Dunklen Biene vor allem eine Initiative zur Arterhaltung. „Die Dunkle Biene kann sich unterschiedlichen Wetter- und Haltungsbedingungen schneller anpassen als die Honigbiene,“ so Otte. Außerdem ist sie resistenter gegen Krankheiten. „Aber auch sie kann von der Varoa-Milbe geschädigt werden,“ warnt Otte.
Die Hoffnung: Ausgleich der Verluste
Trotzdem könnte die Dunkle Biene – so die Hoffnung des Berufsimkers - im Laufe der Zeit die Verluste bei den Honigbienen ausgleichen.
Dunkle Bienen liefern zwar weniger Honig, dafür bestäuben sie aber auch Wildpflanzen, die von den Honigbienen nicht angeflogen werden. Die Folge: die Artenvielfalt auf Wiesen und an Ackerrändern wird befördert.
Vergangenes Jahr kam der erste „Bien“ (eine Einheit des Superorganismus) in Deutschland an. Inzwischen stehen zwölf Völker im Freilichtmuseum in Lübeln, wo sie von Marco Otte betreut werden. Jetzt geht es darum, die Ansiedlung zu stabilisieren, die Völker zu vermehren und dann eine kontrollierte Abgabe an interessierte Imker zu organisieren.
Foto : Liebevoll betreut Imkermeister Marco Otte die Bienenkästen mit Dunklen Bienen, die er gemeinsam mit einem Kollegen vergangenes Jahr aus Norwegen importiert hatte.