"Die Fischerin" auf der romantischen Naturbühne

Wunderbare Dinge kündigen sich im Lüchower Amtsgarten an: am Wochenende baute ein Arbeitstrupp des THW dort auf der Jeetzel die Bühne für Goethes Singspiel "Die Fischerin" auf, welches Anfang September dort aufgeführt wird.

Im Juli 1782 wurde Goethes Singspiel "Die Fischerin" auf einer Wasserbühne an der Ilm im Tiefurter Park uraufgeführt. Klar, dass das Tiefurter Theater auch bei ihrem bisher einzigen auswärtigen Gastspiel in Lüchow gerne eine Wasserbühne haben wollte.

Möglich wurde dies durch den Einsatz des THW, der mit 13 Mann am Wochenende die schwimmende Bühne in stundenlanger Arbeit im Amtsgarten installierte. Nun wartet die schwimmende Konstruktion auf ihren Einsatz am 5. und 6. September, wenn das Weimarer Theater dort "Die Fischerin" aufführt. 

Das Tiefurter Theater bemüht sich um eine Inszenierung, die dem historischen Vorbild entspricht. So können die Besucher der Aufführung sich wohl auf ein Erlebnis freuen, wie es 1894 in "Die Gartenlaube" über die Uraufführung im Jahre 1782 am Ilmer Berg berichtet wird: "
"Ueber dem Bergesrücken steigt der, Vollmond empor. Man strömt nach der Stätte hin, wo die „Fischerin“ zur Aufführung gelangen wird. So etwas wie eine weihevolle Stimmung hat die vielköpfige Versammlung erfaßt. Noch ehe die Klänge der Corona Schröterschen Musik erschallen, herrscht am dicht besetzten Ufer tiefes Schweigen. Der Mond ist höher gestiegen.

Zu unseren Füßen rauscht leise das jetzt unheimlich schwarz aussehende Wasser. Es huscht hin und wieder ein Lichtstrahl darüber hin, der durch die dichtbelaubten Bäume dringt. Jetzt erschallen die ersten Töne der Musik, die Musiker selbst sind hinter den Büschen aufgestellt. Am jenseitigen Ufer glüht das Feuer unter dem Kessel; Dortchen, „die Fischerin“, tritt aus der Hütte, singt in ihrer Einsamkeit die Ballade vom „Erlkönig“, langweilt sich, schmält auf die so überlange Ausbleibenden und faßt den Plan, sich zu rächen. Schon rudert’s singend den Fluß herauf. Rasch stellt sie den Eimer auf das äußerste Ende des Steges, hängt ihr Hütchen am Gebüsch auf und versteckt sich. Sie will beim Vater und Geliebten den Glauben erwecken, sie sei ins Wasser gefallen und ertrunken. Nur zu gut gelingt der Anschlag.

Der Kahn landet, die Kette rasselt nieder, der reiche Fang wird geborgen. Das Rufen der beiden nach Dortchen bleibt unbeantwortet, und man verzehrt das einfache, halb verbrannte Mahl. Aber Lust und Fröhlichkeit wollen nicht aufkommen. Niklas, der Geliebte, ahnt zuerst ein Unglück. Er entdeckt Hütchen und Eimer und das Hilfegeschrei der Suchenden erfüllt die Nacht. Jetzt flammt es überall am jenseitigen Ufer auf. Fackeln werden sichtbar. Sie werden von den zu Hilfe kommenden Fischern getragen. Auf hervorspringenden Erdzungen loht Feuer und giebt mit Schein und Widerschein den Dingen die größte Deutlichkeit. Flußabwärts, aufwärts und am Bergeshang sprühen feurige Garben in die Nacht. Nun tritt Dortchen hervor, erhält Verzeihung und ihren Niklas zum Bräutigam.

Die ganze Szene erstrahlt im bengalischen Licht, dann erstirbt der Feuerschein, das Bild wird undeutlicher, es versinkt in Nacht. Die Zuschauer zerstreuen sich, und noch lange herrscht Fröhlichkeit auf dem weiten Plan. " (Quelle: wikisource.org)

Wie zu hören ist, können sich auch die Besucher in Lüchow auf Fackelschein freuen: Fackelzüge werden sie vom Schlossplatz zum Aufführungsort geleiten und auch den Ausklang bilden. Übrigens: bei der Uraufführung im Jahre 1782 brach eine Brücke über die Ilm wegen des großen Andrangs unter der Last zusammen und einige Besucher nahmen ein freiwilliges Bad. Dem Bekunden nach tat dies der allgemeinen Fröhlichkeit aber keinen Abbruch.

Karten gibt es im Vorverkauf bei der Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg und in der Alte-Jeetzel-Buchhandlung für 10 Euro sowie an der Abendkasse für 12 Euro.

Wann? Freitag, 5. September und Samstag, 6. September, jeweils um 19.30 Uhr 

Wo? Amtsgarten Lüchow (an der Jeetzel), Treffpunkt: Schlossplatz 

Foto: Tatkräftig fassten dreizehn Mitarbeiter des THW Lüchow-Dannenberg mit an, als es darum ging, auf der Jeetzel am Amtsgarten die schwimmende Bühne aufzubauen.

 


2014-08-25 ; von asb (autor), pm (autor),
in Amtsgarten, 29439 Lüchow (Wendland), Deutschland

 

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