Woodstock-Atmosphäre wehte am Freitag durch den Salinas-Wald vor dem Erkundungsbergwerk bei Gorleben, wo die Bürgerinitiative Umweltschutz zur „Kulturellen Widerstandspartie“ geladen hatte. Am Ende waren es rund 2000 Menschen, die sich auf der bis in die Nacht dauernden Party einfanden.
Wer am Freitag die „Kulturelle Widerstandspartie im Gorlebener Wald besuchte, fühlte sich ein wenig in der Zeit versetzt. Die ganze Atmosphäre auf dem Gelände rings um die „Beluga“ atmete den Charme der Hippiezeit. Auf zwei Bühnen gab es den ganzen Tag ein buntes Musikprogramm.zwischen Folkrock und Chorgesang, Straßenkünstler boten Amüsantes und Musikalisches und der schattige Wald wurde zum Rast- und Picknickplatz zahlreicher Besucher.
Nicht nur auf Treckertouren der Bäuerlichen Notgemeinschaft erfuhren die Mitfahrenden einiges über Geschichte und aktuelle Probleme des – immer noch nicht beerdigten – Endlagerstandortes Gorleben.
Und auf der Bühne erinnerte BI-Vorsitzender Martin Donat unablässig daran, dass das Thema „Endlagerung in Gorleben“ längst nicht erledigt ist. Derzeit ist die Zukunft des Zwischenlagers in Gorleben Thema aktueller Diskussionen. „Wir müssen mit einer Verlängerung der Lagerungszeiten von mehreren Jahrzehnten rechnen,“ so Donat. „Das bedeutet, dass die Lagerkonzepte grundsätzlich überdacht werden müssen. Denn von der zugelassenen Zwischenlagerzeit sind teilweise jetzt schon 20 Jahre vergangen.“
Auch die immer noch mit einer Betriebsgenehmigung ausgestattete Pilotkonditionierungsanlage (PKA) bereitet den Gorlebengegnern Bauchschmerzen. „Niemand weiß, wozu die betriebsbereite Anlage genutzt werden soll,“ befürchtet Donat.
Am Freitag interessierten sich allerdings mehr Menschen für die Podiumsgespräche verschiedener Initiativen, die sich mit Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung der Region beschäftigten als für die Probleme der Endlagerung. Auf dem Sofa im Infozelt ging es um Klimaschutz, dem Aufbau von bürgernahem Vertragsanbau von Gemüse oder Wohnen in verbindlichen Nachbarschaften.
Lichtblick und die Elektrizitätswerke Schönau nutzten den Tag für die Werbung neuer Kunden und einige Anti-Atom-Initiativen informierten über ihre Aktivitäten. Auch ein versprengtes Trüppchen sogenannter „Autonomer“ zog schwarz vermummt mit der lautstarken Forderung nach „Internationaler Solidarität“ durchs Gelände – gefolgt von vier Polizeibeamten. Kurz darauf hatte sich das „schwarze“ Blöckchen allerdings auch schon wieder aufgelöst.
Wer nun gar nicht an gesellschaftspolitischem Input interessiert war, fand auf dem Gelände zahlreiche Möglichkeiten des Vergnügens. Ob das Kettensägen-Orchester der Bäuerlichen Notgemeinschaft, die Auftritte des „Chaos Varieté“ oder die Auftritte zahlreicher Musikbands – es gab Einiges zu erleben. Nicht zu vergessen, die „Strahlenden Videos“ von Schrödingerkatze.
Und kulinarisch ging es dieses Mal international zu. Thailändische Nudelpfanne, italienische Pizza aus dem Steinbackofen, koreanische Küche oder vegane Suppen boten mehr oder weniger Gehaltvolles für jeden Geschmack. Bei der Hitze waren Bio-Eis und kühle Getränke natürlich besonders gefragt.
Rundum war die diesjährige „Kulturelle Widerstandspartie“ ein gelungenes Fest.