In der Folge des Amoklaufs von Winnenden kam es in verschiedenen Gegenden Niedersachsens zu vielen Polizei-Einsätzen wegen angeblicher Ankündigungen eines "school shootings". Deswegen sind Polizei und Jugendämter sind zur Zeit nicht zögerlich in der Reaktion. Dabei sind es nicht nur Jugendliche, die für Unruhe sorgen.
Wie die Polizei Salzwedel berichtet, teilte am Donnerstag Morgen ein 44-jähriger Gardelegener bei einem Telefonat mit seiner Erwachsenen-Bildungseinrichtung mit, dass er zum nächsten Unterricht eine Waffe mitbringen wird. Er nahm dabei auch Bezug auf die jüngsten Ereignisse in Baden-Württemberg. Um 11:30 Uhr erhielt die Polizei in Gardelegen von diesem Telefonat und ähnlichen vorangegangenen Gesprächen Kenntnis. Diese ernst zu nehmenden Hinweise führten seitens der Polizei zu unverzüglich verdeckten Schutz- und Fahndungsmaßnahmen im Bereich der betroffenen Bildungseinrichtung und im Wohnbereich des Anrufers. Nach dem ersten Ermittlungsstand konnte nicht ausgeschlossen werden, dass der polizeibekannte Gardelegener illegal im Besitz einer scharfe Waffe ist.
Um 14:45 Uhr konnte er von der Polizei in Gewahrsam genommen werden. Er stand dabei mit einem Atemalkoholwert von 2,38 Promille erheblich unter Alkoholeinfluss. In seiner Wohnung fanden die Beamten einen Luftdruckrevolver und ein Softair-Sturmgewehr. Beide Waffen können mit altersbedingten Einschränkungen frei erworben werden. Sie sehen ihren erlaubnispflichtigen Vorbildern täuschend ähnlich.Der 44-Jährige verblieb nun zunächst, in richterlicher Abstimmung, im Revierkommissariat Gardelegen zur Gefahrenabwehr im Polizeigewahrsam. Er wurde nach einer gewissen Ausnüchterungsphase und einer entsprechenden Belehrung gegen 21:00 Uhr aus dem Gewahrsam entlassen.
Am frühen Morgen des 13. März sorgte in der Samtgemeinde Meinersen bei Gifhorn die Äußerung eines 14-jährigen Schülers für Aufregung, man könne "auch mal einen Amoklauf" durchführen. Gegen 08:00 Uhr hatte die Schulleiterin das Polizeikommissariat in Meinersen telefonisch darüber informiert, dass sie von Schülern gehört habe, wie ein 14-Jähriger Mitschüler im Schulbus über die Durchführung eines Amoklaufs philosophiert hatte. Der Schüler hätte zudem angeblich die Möglichkeit zuhause an die Waffen seines Vaters zu gelangen.
Da die Polizei eine Gefahrensituation nicht ausschließen konnte, suchten mehrere Beamte daraufhin den Klassenraum auf, in welchem sich der 14-Jährige bereits befand. Er wurde in Obhut genommen und zu dem Vorfall vernommen.
Auch die Wohnung, in der der 14-Jährige gemeinsam mit seinem Vater lebt, wurde durchsucht. Es wurden mehrere Langwaffen, die sich, bis auf eine Waffe, legal im Besitz des Vaters befanden, aufgefunden. Die Waffen waren teilweise nicht sonderlich gesichert, so dass der Sohn an die Waffen hätte gelangen können. Sämtliche Waffen wurden sichergestellt.
Der Junge gab in seiner Vernehmung zu, mit Mitschülern über Amokläufe gesprochen zu haben. Er selbst habe aber keinesfalls tatsächlich vorgehabt, Amok zu laufen. Gegen den Vater des Jungen wurde ein Verfahren wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz eingeleitet. Der Sohn, desen Eltern in Trennung leben, wurde in die Obhut des Jugendamtes übergeben.
Ein 21-Jähriger Schneverdinger, der gestern Abend in einem Internetforum einen Amoklauf angekündigt hatte und heute morgen durch die Polizei festgenommen worden war, ist nach seiner Vernehmung wieder auf freiem Fuß. Gegenüber den Ermittlern konkretisierte der bisher polizeilich nicht in Erscheinung getretene junge Mann seine bei der Festnahme getroffenen Aussagen. Demnach hat er allein vor dem Computer gesessen und gechattet. Hierbei sei ihm die Idee der Amokankündigung gekommen, die er sofort umgesetzt habe. Die Ermittlungen der Polizei ergaben weiter, dass der 21-Jährige keinerlei Möglichkeiten hatte, an Waffen heranzukommen. Die Auswertung der Festplatte des sichergestellten Computers hat bisher keine Hinweise auf weitere Straftaten ergeben.
Soltau: Nach einer Bombendrohung gegen die Berufsbildende Schule durchsuchte gestern Abend die Polizei mit zwei Sprengstoffspürhunden das Gebäude an der Winsener Straße. Die Vierbeiner fanden jedoch nichts, was auf die bereits am 09.03. angekündigte Drohung hinwies. Am Montag hatten Schülerinnen bzw. Lehrer der Schule an der Wand einer Damentoilette und auf der Tür eines Klassenraumes die Schriftzüge "13.03. Bombe" gefunden und sofort die Polizei alarmiert. Eine konkrete Gefährdung für die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte sahen weder Schulleitung noch Polizei oder Landkreis. Trotzdem nahmen alle Beteiligten die Drohung ernst und leiteten alle Maßnahmen ein, um die Sicherheit zu gewährleisten. So war auch heute Morgen die Polizei mit mehreren Beamten im Bereich der Schule im Einsatz. Verdächtiges stellten die Polizisten allerdings nicht fest.
Aus dem Polizeibereich Lüneburg, zu dem auch Lüchow-Dannenberg gehört, gab es bis jetzt noch keine Meldungen über sogenannte "Trittbrettfahrer" oder "Nachahmungstäter".
Foto: Zollfahndungsamt Stuttgart/Der Zoll in Freiburg hatte bereits im Jahre 2008 eine enorme Zunahme an Waffensicherstellungen festgestellt. Allein diese Dienststelle hatte innerhalb eines Jahres insgesamt über 200 Waffen sichergestellt, die ihre Besitzer illegal über die deutsch-schweizerische Grenze schmuggeln wollten.