Die Wahrheit stirbt zuerst

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde, Politiker streben jerne nach einem Platz im Geschichtsbuch. Den haben die Herren Schröder und Fischer sicher – immerhin is ihnen jelungen, deutsche Soldaten erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg janz offiziell wieder zu „entsenden“. Ergebnis? In Afghanistan, da wo „die deutsche Freiheit“ verteidigt wird,  kracht und schießt es an allen Ecken

– wat aber keinesfalls „Krieg“ jenannt werden darf, sagt unser armseliger Verteidigungsminister. Der steht patschnaß im Regen, darf aber keenen Schirm aufspannen, weil er sagen muß, dis dis Wetter wieder mal herrlich...  Es heißt, das erste Opfer des Krieges wäre die Wahrheit – aber lügen tun immer nur die anderen.

Ausbaden dürfen dis Soldaten und ihre Opfer. Eine offenbar komplett überforderte Bundeswehr weiß nich, dis man nich zwei volle Tanklaster bombardieren kann, ohne dabei Zivilisten umzubringen. Und auf die Idee, mit ein paar Panzern und Soldaten auszurücken, und die Laster wieder einzufangen, durfte keener kommen, weil dis zu sehr nach Krieg ausjesehen hätte. (Oder war wieder mal die ASU abjelaufen?)

Der grüne Experte Nachtweih befürchtet jetzt gar einen „Vertrauensverlust in der Bevölkerung“. Mann, is der Mann aber klug! Wahrscheinlich wird irgendein Feldkommandeur Ärger bekommen und Herr Jung demnächst einen neuen Posten, wo er weniger Schaden anrichten kann. Aber die Herren Fischer und Schröder sind „elder statesmen“, Grüne und SPD spielen weiter  Friedenspartei.

Apropos Politik: Ja, es war ‘ne eindrucksvolle Demo in Berlin – Glückwunsch an alle, die sich dafür ins Zeug jelegt haben. Dank auch an unsere Atomstromer und ihre politischen Freunde, die mit ihren Idiotien beim Betrieb diverser Anlagen von Asse bis Krümmel immer mal wieder für mobilisierende Nachrichten gesorgt haben. Und wat nu? Nu werden wir, werte Fans und Feinde, daraus politisches Kapital schlagen müssen. Dazu wird es nich reichen, 50 000 oder auch 100 000 Leute zur Demo zu mobilisieren, sondern wir werden Unterstützer brauchen, Leute aus der Wirtschaft und der Politik.

Natürlich jehören dazu auch solche, nicht rundum sympathische Erscheinungen wie ein Jürgen Trittin. Der Mann hat sich in unserer strahlenden Provinz durch den „Atomkonsens“ unbeliebt jemacht – wat man verstehen kann, weil weiter strahlender Müll produziert wird. Aber jab es irgendwo irgendwen, der imstande jewesen wäre, die Dinger früher abzuschalten? Daß er  ooch noch großkotzig sagte, nu hätten sich die Castorproteste erledigt, hat sein Ansehen nich unbedingt vergrößert.

Und auch meiner einer will den Herrn nich heiraten, doch seinen Einfluß nutzen, dis will ick schon. Wie auch den des Herrn Gabriel und der paar anderen Hanseln der SPD oder in sonstigen Parteien, die behaupten, aus dieser dummen und jefährlichen Technik aussteigen zu wollen. Ooch wenn se dis nur deshalb laut sagen, um damit Wählerstimmen abgreifen oder innerparteilich punkten zu können. Politik is keen Ponyhof, da trifft man Menschen, die man lieber nich treffen wollte, macht Kompromisse, die richtig wehtun und manchmal schläft man nachts nich jut.

Dabei ham wir es, werte Fans und Feinde, noch leicht. Wir wissen, wat wir (nich) wollen. Wir wollen keine Parteikarriere und keinen schönen Posten mit Luxuspension. Wir wollen raus aus der Atomkraft, und dafür wäre ick bereit, mit sonstwem zu kooperieren, selbst wenn der oder die damit nur rumtaktiert. Entweder die Dinger sind so jefährlich, wie wir sagen – dann müssen sie abjeschaltet werden, egal von wem und Hauptsache schnell. Oder sie sind’s nich – dann dürften wir ooch taktieren. Aber nur dann.
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul




2009-09-29 ; von Stefan Buchenau (autor),

 

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