Ein Fest auf vielen Bühnen - die kulturelle Widerstandspartie

Tausende Menschen zog es am Freitag nach Gorleben zur "Kulturellen Widerstandspartie". Bei schönstem Wetter wurde die Veranstaltung zur Schlenderpartie mit Musikbegleitung.

So vielfältig die Gäste auch waren, so kakophon der Soundtrack auf der Feiermeile zwischen Zwischenlager und ehemaligem Erkundungsbergwerk. Beim Schlendern über das Gelände war mensch eingetaucht in die Sounds der Bands auf mehreren Bühnen. Bis in die Nacht hinein fand wohl Jede/r bei den Auftritten so ziemlich alle Rockpop-Genres. Überraschungsgast des Abends war 'Madsen' - die wohl berühmteste aus dem Wendland stammende Band.

Feiern ja - aber die Probleme bleiben

Der Anlass für die Widerstandspartie kam natürlich auch zur Sprache. Mehrere Redner bejubelten die Erfolge von beinahe 50 Jahren Widerstand gegen die Atomanlagen - erinnerten aber auch an die ungelösten Folgen der Nutzung von Atomkraft: bis zum Jahr 2080 müssen rund 26 000 Tonnen hochradioaktiver Atommüll für eine Million Jahre sicher gelagert werden - und das ist nur die Menge, die in Deutschland angefallen ist und anfallen wird. (Quelle: BGE ) Weltweit ist bis heute kein geeignetes Endlager gefunden worden.

So werden die über 100 Castorbehälter mit hochradioaktivem Müll, die in Gorleben zwischengelagert sind, wohl noch Jahrzehnte dort bleiben. Auch hier gibt es ungelöste Probleme: die Atommüll-Behälter sind auf eine Lagerzeit von 40 Jahren ausgelegt. Angesichts der weitaus längeren Zwischenlagerungszeiten weisen kritische WissenschaftlerInnen seit längerem darauf hin, dass geprüft werden muss, ob und unter welchen Bedingungen die Dichtheit der Behälter auch für längere Zeiträume gewährleistet werden kann.

Zur Widerstandsparty eingeladen hatte die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) gemeinsam mit der Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt" sowie weitere Antiatom-Initiativen. Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI, sah die Anti-Atom-Bewegung als wichtigsten Impuls, dass weltweit die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden. Den riesengroßen Erfolg wolle man heute feiern - und sich um die Probleme später kümmern, so Ehmke.

Übrigens: Als Symbol für einen Neubeginn an dem Ort dieses so lange umstrittenen Projekts, pflanzten mehrere PolitikerInnen, Aktive des Widerstands sowie ein Vertreter der Evangelischen Landeskirche vor dem (noch stehenden Zaun) mehrere Apfelbäume. Organisiert wurde die Aktion von Stefan Voelkel, Chef des Natursaft-Unternehmens Voelkel,mit der er auch seine Initiative "pflanzmobil" protegierte.

Verjüngt sich der Widerstand?

Auffällig war, dass deutlich mehr jüngere Menschen zu sehen waren, junge AktivistInnen, Familien mit Kleinkindern oder schlichtweg jüngere (unter 50 Jahren) Interessierte. Die Vielfalt der gesellschaftlichen Gruppen, die den Gorleben-Widerstand seit Jahrzehnten tragen, zeigte sich auch bei dieser Party wieder. Von AnarchistInnen über ökoorientierte Alternative bis hin zu offensichtlich bürgerlichen Familien begegnete mensch sich in entspanntem Nebeneinander.  

Bis in die Nacht hinein feierten Tausende Menschen zwischen Pommesbuden und Bierständen, selbstgefertigtem Kunsthandwerk und politischen Infoständen - bei absolut tanzbarer Musik. Theater, Street Acts und Kinderbelustigungen ergänzten das nachmittägliche Familienangebot, bevor am Abend die Party richtig losging.

Wie viele der BesucherInnen tatsächlich die politischen Erfolge zu feiern oder schlichtweg, um bei schönstem Frühsommerwetter ausgedehnt Party zu machen, ist nicht bekannt.

Fotos | Angelika Blank






Fotos

2022-06-04 ; von Angelika Blank (text),
in 29475 Gorleben, Deutschland

kulturelle landpartie   endlager_gorleben  

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