Am vergangen Montag entschloss sich der Lüchower Stadtrat, die Stromversorgung für die nächsten 20 Jahre an die E.on Avacon zu vergeben. Ausschlaggebend war die Bewertung des „Privatmannes“ Carsten Riebock, der sich für den Konzern einsetzte. Die von ihm entwickelte Punktematrix sah die E.on vor dem Dannenberger Versorger EVE, und die Mehrheit aus CDU und SPD folgte dieser brav. Ein Kommentar von Dr. Hans Christian Lange.
Nicht der Rede wert, könnte man meinen, doch die Räte z.B. in Hitzacker und Dannenberg hatten sich unter den gleichen Bedingungen für den neuen, regionalen Anbieter entschieden. Warum fällt der Lüchower Rat diese so weitreichende Entscheidung zwei Wochen vor der Wahl?
Hauptargument für die Entscheidung zugunsten der E.on war angeblich deren Erfahrung bei der Stromversorgung. Hier ist der Neuling klar im Nachteil, doch deshalb sich auf 20 Jahre festzulegen zeugt von anderen Motiven. Denn ein 5-jähriger Vertrag hätte erlaubt, nach einer erfolgreichen Anlaufzeit den Anbieter zu wechseln und dann die finanziellen Gewinne in der Region zu lassen.
Finanzielle Leistungsfähigkeit wurde als Argument genannt - mit anderen Worten, derjenige der in der Vergangenheit den meisten Profit gemacht hat, bekommt den Zuschlag. Woher der Profit stammt, wird nicht hinterfragt, wohin die Gelder fließen sowieso nicht. An dieser Stelle einen schönen Gruß an die Stromkunden, die sich im Rechtsstreit mit der E.on über zu hohe Abrechnungen befinden. Wie schnell sich die finanzielle Leistungsfähigkeit bei einem Betreiber von Atomkraftwerken ändern kann, konnte gerade am Beispiel des japanischen Konzerns Tepco gelernt werden, der jetzt auf Hilfe durch Steuergelder angewiesen ist.
Auch wurde die Versorgungssicherheit durch einen großen Anbieter für besser erachtet. Offensichtlich hatte die Ratsmehrheit die Presse in den letzten Wochen nur ungenügend verfolgt, hatten doch Hamburg (Vattenfall) und Hannover (Stadtwerke) erst kürzlich mit Stromausfällen zu kämpfen. Versorgungssicherheit ist keine Frage der Größe.
Die Motive hinter der Entscheidung der CDU bleiben daher vage. Es mag zum einen Bequemlichkeit gewesen sein, zum anderen die guten, alten Kontakte zur E.on Avacon. So vertritt u.a. der Sprecher der GNS die CDU kommunalpolitisch und tritt auch wieder zur Wahl an. Zur Erinnerung: Die GNS gehört zu 48% der E.on und betreibt das Zwischenlager. Daran, dass die regionale SPD einen vagen Schlingerkurs fährt, hat man sich ja inzwischen einigermaßen gewöhnt.
Mit dieser Entscheidung wurde eine gute Chance vertan, um einen regionalen Stromversorger zu unterstützen, dessen Gewinn der Region zu gute kommt, und der die Belange der Region viel eher im Sinn hat. Und da sage noch einer, Kommunalpolitik bewirke nichts!
Was die Motivation des Privatmannes Carsten Riebock betrifft, können wir weiterhin nur spekulieren.
Der Autor ist u.a. Diplom-Ingenieur Verfahrenstechnik, Energieberater und Privatmann