Nach drei Jahren Vorbereitungszeit war es am Freitag endlich soweit: der erste Masterstudiengang für Erneuerbare Energien startete mit 25 StudentInnen aus ganz Deutschland. Schwarze Anzüge und Kostüme dominierten beim feierlichen Eröffnungsakt – die Zeiten, in denen Ökoenergie ein Refugium von Utopisten und Träumern schien, sind offensichtlich endgültig vorbei.
So bunt gemischt wie die Herkunftsorte (München, Frankfurt, Heidenheim …) sind auch die Zielsetzungen der 25 StudentInnen. Während die einen ihrer Vorqualifikation als Betriebswirte oder Untenehmensberater noch eine „sinnvolle“ Ausbildung hinzufügen wollen, hat das Master-Studium für andere klare ökonomische Ziele. „Als Betriebswirt in der Immobilienbranche wird das Thema der Dachnutzung für erneuerbare Energien immer interessanter“, beschrieb zum Beispiel ein Student seine Motivation, sich in Sachen „Erneuerbare“ weiterbilden zu lassen. „Da möchte ich auch über die Technologie mehr wissen.“
Eine andere Studentin arbeitet als Kreditsachbearbeiterin in einer großen Bank, hat ebenfalls zuvor Betriebswirtschaft studiert. Sie hat in ihrer Tätigkeit die Erfahrung gemacht, dass Investionen im Bereich der erneuerbaren Energien immer mehr zum interessanten Geschäft werden. So mancher Vertreter der „reinen Lehre“ mag diesen Einzug der erneuerbaren Energien in die Wirtschaft nicht gerne sehen, doch glaubt man den Statemans auf der Eröffnungsveranstaltung, so ist die Nutzung Erneuerbarer Energien bereits heute ein Markt, in dem sich immer mehr kapitalkräftige Investoren betätigen.
Nicht ein einziger Student entsprach noch dem Klischee des sendungsorientierten Ökobegeisterten, der sich aus reinem Idealismus mit der Produktion „sauberer“ Energie beschäftigt. Prof. Martin Weigel, Vorstandsvorsitzender der GLC Glücksburg Consulting AG, Beiratsmitglied der Akademie, betonte denn auch in seinem Grußwort zur Eröffnung, dass die Nachfrage nach Spezialisten im Bereich Erneuerbare Energien hoch ist. „Insbesondere Fachleute, die neben dem technologischen Know How auch über die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse verfügen sowie Vertriebs- und Kommunikationsfähigkeiten besitzen, werden gesucht. Bisher sind die in diesem Bereich tätigen Führungskräfte aufgrund des fehlenden Studienangebots oft zu einseitig ausgebildet und verfügen nicht über das querschnittliche Know-How.“
Diese Lücke hat die Akademie für Erneuerbare Energien in Lüchow nun offensichtlich geschlossen. Vor allem die Konzeption als berufsbegleitendes Studium gekoppelt mit komplexen, ganzheitlich angelegten Studieninhalten hat die Studenten den Weg nach Lüchow finden lassen. „In Deutschland haben wir kein ähnlich komplexes Studium, dazu auch noch onlinebasiert, gefunden“, so die Studenten unisono zu ihrer Entscheidung für Lüchow. Da das Studium größtenteils über ein ausgeklügeltes Elearning-System funktioniert, waren die teils sehr weiten Anfahrtswege für die Studenten kein Kriterium. Auch hat die geplante Praxisorientierung viele überzeugt.
Rund 15000 Euro kostet der gesamte Studiengang bis zum Abschluß des „Masters of Engineering“. Während des viersemestrigen Studiums werden den Studenten Kenntnisse in vielen Bereichen vermittelt: von den organisatorisch-wirtschaftlichen Bedingungen professionell arbeitender Energieerzeugungsanlagen über die Rahmenbedingungen im Bereich Erneuerbare Energien bis hin zum technologischen Aufbau verschiedenster Energieversorgungsanlagen reicht das Themenspektrum des Studiums.
Möglich wurde die Gründung der Akademie durch das Engagement mehrerer Gesellschafter sowie der Kooperation mit der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), deren Professor Prof. Dr.-Ing. Helmut Horn (Leiter des Departments Maschinenbau und Produktion an der HAW) bereits in der Planungsphase engagiert in die Entwicklung der Akademie eingebunden war.
Auf der Eröffnungsveranstaltung gab es also rundum zufriedene Gesichter. Für Landrat Jürgen Schulz, der die Entwicklung der Akademie von Anfang positiv begleitet hat, ist die Studieneinrichtung „nicht nur die Schmiede ausgezeichneter und international anerkannter Experten im Bereich Bioenergie, sondern auch das Kompetenzzentrum, welches als Informations- und Kommunikationsplattform für Unternehmen, Akteure der Region und Fachleute der Branche zur Aus- und Weiterbildung, aber auch zum Austausch und zur Netzwerkbildung genutzt werden soll.“
Ob die hohen Erwartungen gehalten werden können, wird das nächste Jahr zeigen. Immerhin ist es für alle Beteiligten Neuland, das sie in Lüchow betreten. Mit sieben Dozenten der HAW und der Glücksburg Consulting unter Führung von Prof. Horn ist die Akademie zunächst kompetent besetzt. Es besteht also durchaus Grund zur Hoffnung, dass Lüchow-Dannenberg sich in den nächsten Jahren auch wissenschaftlich zur „innovativsten Bioenergieregion Deutschlands“ entwickelt. Diesen Titel hatte der Landkreis bisher für seine konsequente praktische Weiterentwicklung in Richtung 100-%-Energieautarke Region erhalten.
Demnächst können sich auch übrigens auch Handwerker, Energieberater oder andere Interessierte in Zertifikatskursen an der Akademie über die Planung und den Aufbau von Energieanlagen weiterbilden lassen.
Mehr Informationen über Studieninhalte und die Akademie gibt es unter www.akademie-ee.de.
Foto: Studenten der neu gegründeten Akademie für Erneuerbare Energien bei der Eröffnungsveranstaltung / Angelika Blank
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