Opfer einer Straftat zu werden ist in Lüchow-Dannenberg ziemlich unwahrscheinlich: über 95 % der Bevölkerung blieben im vergangenen Jahr von kriminellen Handlungen verschont. Das machte die Kriminalstatistik für die Region deutlich, die am Donnerstag in Lüchow vorgestellt wurde.
Die faktische Zahl von 2.325 Straftaten im Jahre 2013 hört sich zwar sehr hoch - liegt aber im Vergleich mit der gesamten Polizeiinspektion, zu der auch Uelzen und Lüneburg gehören, vergleichsweise sehr niedrig. Zudem sind Straftaten gegenüber 2012 noch einmal um erfreuliche 7,44 % zurückgegangen - erstmals deutlich mehr als im Landesdurchschnitt, wo nur ein Rückgang von 2 % verzeichnet werden konnte.
Diebstähle waren in Lüchow-Dannenberg mit 821 Fällen die weitaus meisten Taten, mit denen sich die Menschen herumzuschlagen hatten. "Da war alles dabei, vom Handy bis zum hochwertigen PKW," so Helmut Montag, Leiter des Lüchower Kriminal- und Ermittlungsdienstes bei der Polizeiinspektion.
Auch die sogenannten "Roheitsdelikte", zu denen Raub, Körperverletzung oder auch Nötigungen gehören haben mit über 400 Fällen die Polizei im vergangenen Jahr stark beschäftigt. Wie Ulrich Mews, Stellvertretender Leiter des Polizeikommissariats, berichtete, war bei diesen Fällen oft Alkohol im Spiel. Aber auch viele Fälle von häuslicher Gewalt zwischen Beziehungspartnern wurden in 2013 angezeigt - prozentual mehr als in den Vorjahren.
Es wird schneller angezeigt
Allerdings: "Dass die Körperverletzungen um 16,11 % zugenommen haben, hat nach unserer Ansicht auch etwas mit einem veränderten Anzeigeverhalten zu tun," so Ulrich Mews. Besonders wenn Alkohol im Spiel war, sei der Griff zum Handy schnell getan. "Aber wenn der Rausch vorbei ist, werden die Anzeigen oft zurückgenommen, da sich die Angelegenheit bei Licht betrachtet, dann doch nicht so brisant darstellte." In der Statistik werden diese - meist - Schlägereien jedoch trotzdem aufgelistet.
Mord und Totschlag kommen In Lüchow-Dannenberg dagegen extrem selten vor. Im Jahre 2013 kam niemand durch die Hand eines Anderen zu Tode. Allerdings hatte die Polizei in insgesamt drei Fällen wegen Mordes bzw. versuchten Totschlags zu ermitteln: bei einer Testamentseröffnung wurde der Verdacht geäußert, dass ein Ehemann seine Ehefrau vor 20 Jahren umgebracht habe. Nach langen Ermittlungen ergaben sich für diesen Verdacht keine Anhaltspunkte.
Ein Fall von eskalierender häuslicher Gewalt, bei dem ein Partner zu Tode kam, beschäftigte die Polizei noch 2013, weshalb dieser Fall in der Statistik auftauchte. Und ein Vorfall beim Castortransport 2011, bei dem Brandsätze und Steine geflogen waren, wurde von der Staatsanwaltschaft als "versuchter Totschlag" gewertet und dementsprechend lange ermittelt. Erst 2013 wurde der Fall von der Polizei an die Staatsanwaltschaft abgegeben.
Dazu kamen noch Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung: in einem Fall wurde einem Arzt eine angebliche Falschbehandlung zu Last gelegt, in zwei weiteren Fällen stand der Verdacht im Raum, dass Kinder durch Vernachlässigung gestorben seien. In allen Fällen erhärtete sich der jeweilige Verdacht nicht.
Es wird weniger geklaut in Lüchow-Dannenberg
Stark abgenommen haben dagegen die Fahrraddiebstähle, die im Jahre 2007 noch bei 157 Fällen lagen. Im vergangenen Jahr wurden nur noch 80 gestohlene Zweiräder gemeldet. Verbesserte Sicherungen sowie auch ein aktives Beratungsprogramm durch die Polizei zeigten offensichtlich Wirkung.
Selbst das Auto kann in Lüchow-Dannenberg relativ unbesorgt offen abgestellt werden: lediglich 107-mal griffen Langfinger 2013 zu Wertgegenständen in PKWs. Ganze Autos wurden lediglich 13-mal gestohlen.
Auch ein Teil der Lebensqualität: einfach aus dem Haus gehen und die Wohnungstür offen stehen lassen. Mit Sicherheit rät die Polizei nicht dazu, doch die Zahlen lassen aufatmen: lediglich 60-mal wurden Diebstähle aus Wohnungen angezeigt. Verschlossene Wohnungen sind natürlich noch sicherer: lediglich 31-mal musste die Polizei Anzeigen wegen Wohnungseinbrüchen aufnehmen.
Schwerer Diebstahl, also Diebstähle, bei denen Sicherungen aufgebrochen wurden oder wo gewerbsmäßiger Diebstahl festgestellt werden konnte, fand dagegen in Lüchow-Dannenberg 334 Mal statt. Dazu kamen noch 212 Betrugsfälle. "Dabei nimmt die Internetkriminalität auch hierzulande zu," so Montag. Immer häufiger werden Betrügereien im Zusammenhang mit Onlinekäufen oder per email gemeldet. Noch ist die Zahl allerdings noch so gering, dass sie in der Kriminalstatistik nicht eigens ausgewiesen werden.
Die Aufklärungsquote der Lüchower Polizei war 2013 allerdings um 5 % schlechter als im Vorjahr. Die Gründe dafür sind nicht wirklich nachvollziehbar. Aber ein Krankenstand von 10 %, fehlende Nachbesetzungen von Ausfällen durch Langzeit-Kranke, aber auch Arbeitsbelastungen durch aufwändige Ermittlungsverfahren zum Beispiel in Brandfällen beschäftigen die Polizisten ohne dass nach langwieriger Arbeit letztendlich eine Straftat nachgewiesen werden kann. Zum Beispiel beschäftigte die Brandstiftung in Clenze (bei der ein Schulbus abbrannte) die Polizisten übermäßig - in der Statistik tauchte sie jedoch nur als ein einziger Fall auf.
"Auch durchschnittlich 60 Todesermittlungsverfahren im Jahr beschäftigen uns sehr," so Helmut Montag. Denn sobald ein Arzt eine Todesursache als "ungeklärt" auf dem Totenschein notiert, wird die Polizei eingeschaltet. Die Staatsanwaltschaft entscheidet dann, ob genügend Verdachtsmomente vorliegen, um eine Obduktion anzuordnen. In Lüchow-Dannenberg war es im vergangenen Jahr 13-Mal der Fall, dass Hamburger Rechtsmediziner im Klinikum Uelzen Leichen obduzierten.
Übrigens: es waren 1122 MitbürgerInnen, die 2013 im Verdacht standen, Straftaten begangen zu haben - davon lediglich 147 Minderjährige.