Mit Friedrich Einhoff präsentiert der Westwendische Kunstverein (WWK) ab Samstag einen Künstler, der beständig nach einer Ausdrucksform für das ambivalente und fragile Wesen der menschlichen Existenz sucht. Parallel werden in der Kunstkammer Werke von Einhoffs ehemaliger Studentin Heinke Both gezeigt.
"Seine Figurenkompositionen scheinen in ihrer Körperlichkeit, Gestik und Mimik maskiert, eliminiert, explosionsartig zerrissen oder durch äußere Einwirkung chemischphysikalischer Prozesse verätzt, verbrannt, geschmolzen und zersetzt," heißt es in einer Werkbeschreibung des Westwendischen Kunstvereins.
Einhoffs Werke scheinen ein Spiegel der modernen Zeit zu sein. Zerkratzt, geschunden, in Fragmente zerlegt oder mit kleinsten Teilchen übersät, stehen die Porträts fast lebensgroß dem Betrachter gegenüber. Wenn der Hamburger Künstler die Oberflächen vielschichtig bearbeitet, Ölfarben mit Asche, Kohle, Erde und auch Acryl mischt, entstehen Strukturen, die an die Spuren, Erfahrungen und Verletzungen eines Menschenlebens erinnern.
Aussichtslos scheinen die Perspektiven der Porträtierten zu sein, geworfen in ein Schicksal, welches sie nicht beeinflussen können. In diesem Sinne erinnern Einhoffs Werke an die existenziellen Bildwelten von Pieter Brueghel, Francisco de Goya bis Francis Bacon und an die absurden Szenarien von Franz Kafka bis Samuel Beckett.
Im Zehntspeicher zeigt der WWK eine Auswahl von Einhoffs Gemälden sowie Fotoarbeiten und Zeichnungen aus verschiedenen Zyklen. Für Hans Schlimbach, Kurator der WWK-Ausstellung, ist Einhoff "so etwas wie ein Solitär". "Einhoffs Porträts gehen über die konkreten Personen weit hinaus," so Schlimbach. "Für mich sind sie eher philosophische Porträts, die existenzielle Fragen stellen."
Friedrich
Einhoff wurde 1936 in Magdeburg geboren, studierte von 1957 bis 1962
an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg bei Alfred Mahlau,
Willem Grimm und Kai Sudeck. Von 1978 bis 1991 unterrichtete er als
Professor für Malerei und Zeichnung im Fachbereich Gestaltung an der
Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg.
Im Jahr 1979 war
er Preisträger der Werner Otto Stiftung, 2008 erhielt er die
Plakette der Freien Akademie der Künste Hamburg und 2009 den Hans
Platschek Preis für Kunst und Schrift. Friedrich Einhoff lebt und
arbeitet in Hamburg. Derzeit bereitet die Kunsthalle Hamburg eine weitere Ausstellung mit Einhoff-Werken vor.
Die Vernissage findet am Samstag, 28. Juli um 19 Uhr im Zehntspeicher Gartow statt. Danach ist die Ausstellung bis zum 9 September jeweils Freitags von 16 bis 18 Uhr, Samstags von 12 bis 16 Uhr sowie Sonntags von 12 bis 16 Uhr geöffnet.