Wie viele Orte auf dem Lande hat auch Gartow ein Problem: händeringend sucht die Gemeinde im östlichen Zipfel des Wendlands nach einem Landarzt. Nun ging der Samtgemeinderat in die Offensive: mit einem Internetauftritt und einigen Lockangeboten soll ein neuer Arzt für den Ort geworben werden.
Schon jetzt ist die ärztliche Versorgung in der rund 4000 Einwohner umfassenden Samtgemeinde zwischen Höhbeck und Schnackenburg ungenügend. Nachdem ein Arzt, der sich erst kurz vorher in Gartow niedergelassen hatte, unerwartet gestorben war, hatte auch noch der zweite Arzt im Ort im letzten Sommer seine Kassenzulassung zurückgegeben (wnet berichtete). Zwar hatte sich ein Hausarzt aus dem benachbarten Lemgow bereit gefunden, in Gartow eine Niederlassung zu eröffnen, aber seine Kapazitäten kommen an ihre Grenzen. Außerdem hat auch dieser Arzt angekündigt, in nicht allzu ferner Zukunft in den Ruhestand gehen zu wollen. Und Nachfolgen sind nicht in Sicht.
Dabei ist die Region zwischen Elbe und Seege gar nicht uninteressant: landschaftlich überaus reizvoll, kann die Samtgemeinde Gartow mit viel Kultur aufwarten, einem regen Sozialleben, guter Gastronomie (Trebel) und unterschiedlichsten Freizeitmöglichkeiten.
Patienten sind genügend da
Für die zumeist älteren Einwohner der Samtgemeinde wäre der Verlust aller Hausärzte eine Katastrophe: die nächsten Ärzte sind erst in Lüchow oder Dannenberg, also rund 25 Kilometer von Gartow entfernt. In einer Region, in der der öffentliche Nahverkehr ebenfalls nur unzureichend funktioniert, eine schier unüberwindliche Entfernung, wenn man kein Auto besitzt oder nicht mehr selber fahren kann.
Auch das Altenheim in Gartow ist dringend auf ortsnahe ärztliche Versorgung angewiesen.
Das Problem ist nicht wirklich neu, doch noch im letzten Herbst sah man in der Samtgemeindeverwaltung nicht allzu viel Grund, sich intensiv um einen Arzt zu bemühen. Noch war man dort der Meinung, dass sich das Problem von selbst regulieren würde.
Der Winter verging und es tat sich NICHTS. Inzwischen waren immer mehr Bürger beunruhigt, da auch den jetzt noch Berufstätigen (also zumeist auch Auto fahrenden) allmählich dämmerte, dass auch sie im Alter auf einen Hausarzt in ihrer Nähe angewiesen sein würden. Derzeit gibt es lediglich einen Arzt aus Lüchow, der noch bereit ist, Hausbesuche im Gartower Raum zu machen – und auch dieser ist über 50 und dürfte in den nächsten 10 – 15 Jahren seine Praxis aufgeben. Wie überhaupt einige seiner Berufskollegen. Düstere Schätzungen sagen, dass in 10 Jahren in Lüchow-Dannenberg 30 % weniger Ärzte praktizieren, da sie ihren Praxen aus Altersgründen schließen werden.
Gartow geht in die Offensive
Noch auf der letzten Samtgemeinderatssitzung Mitte März äußerte eine Bürgergruppe ihre Besorgnis über anscheinende Untätigkeit der Samtgemeindeverwaltung – doch schnell war klar: die Verwaltung war längst aktiv geworden. Neben der Einrichtung einer Internetseite (www. Gartow-sucht-den-landarzt.de) ist eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, die sich zielgerichtet um die Anwerbung eines neuen Arztes kümmern soll. Handzettel wurden verteilt, Dutzende Anzeigen geschaltet und Medien für das Anliegen interessiert. Und nicht zuletzt sollen die Vermittlung von Praxisräumen sowie eine Anschubfinanzierung Interessenten anlocken. Selbst in Facebook wird Gartows Arztsuche seit Wochen fleißig diskutiert und beworben.
Die Initiative zeigte zumindest in den Medien erste Erfolge: Neben Spiegel und Hamburger Abendblatt berichteten auch NDR, RTL und das ZDF über die Arztsuche. Im ZDF-Morgenmagazin war am Mittwoch ein richtiger kleiner Werbefilm für Gartow zu erleben.
Ob sich von den vielfältigen Aktivitäten allerdings auch Interessenten haben beeindrucken lassen – das wird sich wohl erst in den nächsten Monaten zeigen.