Wie erst jetzt bekannt wurde, waren die Auswirkungen eines Familienstreits mit tödlichem Ausgang in Wittenberge auch in Lüchow-Dannenberg spürbar. Mitten während des Stadtfestes in Schnackenburg raste am Samstag ein Geiselnehmer durch den Ort - verfolgt von der Polizei . Erst in Tannenkrug auf der anderen Elbseite konnte der Geiselnehmer festgenommen werden.
Eigentlich sollte es eine schöne Familienfeier werden, denn die brandenburgische Familie wollte in Wittenberge die Jugendweihe feiern. Doch mitten in die Feier platzte der 56-jährige Verwandte, erschoss eine Frau und verletzte einen weiteren Mann schwer. Dabei ist die Frau offensichtlich tragischerweise nur deshalb zu Tode gekommen, weil sie zufällig hinter dem angeschossenen Mann stand, durch den die Kugel aus der Waffe des Täters hindurch gegangen war. Der Mann wurde schwer verletzt. Die Frau starb an den Folgen des Schusses.
Nach Medienberichten soll es sich bei dem Todesschützen um einen Verwandten des Verletzten handeln, der offenbar zur Familienfeier nicht eingeladen worden war.
Nach der Tat zwang der Schütze einen Gast der Feier, mit ihm zum Auto zu kommen. Mit vorgehaltener Waffe zwang der 56-jährige ihn, los zu fahren. Über die Elbe ging es nach Lüchow-Dannenberg, wo der Geiselnehmer mitten durch das Stadtfest in Schnackenburg fuhr - verfolgt von zwei Polizeiwagen aus Brandenburg.
Bürgermeister Andreas Koch sitzt noch Tage später der Schreck in den Knochen: "Das hätte ganz böse ausgehen können. Denn das Fahrzeug mit dem Geiselnehmer ist mitten in die wegen des Stadtfestes gesperrte Zone gefahren. Sehr viele Menschen waren am Straßenrand und gleichzeitig waren viele Kinder bei einer Vorführung auf dem Marktplatz. Noch hinterher ist uns der Schreck in die Glieder gefahren, als wir realisierten, was hätte passieren können, wenn jemand auf die Idee gekommen wäre, dem Auto die Durchfahrt zu verweigern. So ist das Fahrzeug über den Marktplatz gefahren und auf der anderen Seite wieder verschwunden. Eine Stunde später haben wir dann erfahren, was los war."
Aus Wittenberge kommend, waren der Täter und seine Geisel über Aulosen und Bömenzien nach Kapern gefahren. Wieso der Täter den Fahrer dann Richtung Schnackenburg lotste, bleibt sein Geheimnis. Womöglich hat er sich schlichtweg in der Richtung vertan, denn zurück ging es wieder über Bömenzien auf die B 190, wo das Fahrzeug dann in der Nähe des Ortes Tannenkrug liegen blieb. Hier ließ der Täter sowohl Fahrzeug und Geisel hinter sich und floh bewaffnet in den nahe gelegenen Wald.
Rund 300 Beamte der niedersächsischen und Sachsen-Anhaltinischen Polizei sowie des Landeskriminalamtes waren im Einsatz, sperrten die B 190 komplett ab. Mit Hilfe eines Hubschraubers suchten sie nach dem Flüchtigen sowie der Tatwaffe.
Am frühen Abend stellte sich der 56-jährige und ließ sich widerstandslos abführen.
Noch am Sonntag wurde vom Gericht in Neuruppin Haftbefehl wegen Totschlags in Verbindung mit versuchtem Mord und Freiheitsberaubung erlassen. Bislang ist nicht bekannt, was den 56-jährigen zu seiner Tat getrieben hat.