Immer mehr Rentner im Kreis Lüchow-Dannenberg sind auf staatliche Unterstützung angewiesen: 623 Menschen erhielten im vergangenen Jahr Grundsicherung im Alter („Alters-Hartz-IV“) oder bei Erwerbsminderung – 35 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Die NGG Lüneburg warnt vor einer weiteren Zunahme der Altersarmut.
Die Informationen beruhen auf Zahlen des Statistischen Landesamtes Niedersachsen, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt. Sie fordert daher eine Stärkung des gesetzlichen Rentenniveaus. Zudem dürften betriebliche Zusatzrenten nicht länger auf die Grundsicherung angerechnet werden.
„Innerhalb von zehn Jahren sind im Kreis Lüchow-Dannenberg rund 160 Menschen hinzugekommen, die ihre Rente beim Staat aufbessern müssen“, sagt NGG-Geschäftsführerin Silke Kettner. Es sei ein „sozialpolitisches Armutszeugnis“, wenn selbst immer mehr Menschen, die ein Leben lang gearbeitet hätten, der Gang zum Sozialamt nicht erspart bleibe. „Wir brauchen daher dringend Korrekturen bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Ohne ein höheres Rentenniveau werden gerade die jungen Beschäftigten später in Altersarmut geschickt“, warnt Kettner. Für sie laufe die Rente derzeit auf 43 Prozent ihres Einkommens hinaus, aber das sei „viel zu wenig“, so die Gewerkschafterin.
Tarifliche Altersvorsorge ausbauen
Gleichzeitig müsse auch die tarifliche Vorsorge ausgebaut werden. Das sei gemeinsame Aufgabe von Gewerkschaften und Arbeitgebern. „So hat die NGG in Niedersachsen für ihre Branchen Zusatzrenten vereinbart“, sagt Kettner. Zum Beispiel in der Ernährungsindustrie. In der Milchwirtschaft etwa zahle der Arbeitgeber 680 Euro pro Jahr in die tarifliche Altersvorsorge ein. In der Zuckerindustrie sind es 614 Euro.
„Aber das Ersparte landet nur dann im Portemonnaie auch von Geringverdienern, wenn die betriebliche Rente nicht länger auf die Grundsicherung im Alter angerechnet wird“, betont die Gewerkschafterin. Bislang werde Beschäftigten, die eine Betriebsrente und Anspruch auf Grundsicherung haben, ein Großteil der Zusatzrente wieder abgezogen. Das sei ein Missstand, den der Gesetzgeber unbedingt beheben müsse.
Hinzu
komme: „Zu den wichtigsten Mitteln gegen Altersarmut gehören vor allem
faire Löhne. Hier sind die Arbeitgeber im Kreis Lüchow-Dannenberg
gefordert. Sie sollen sich an Tarifverträge halten, statt Löhne durch
prekäre Jobs zu drücken“, so Kettner. Zudem müsse der gesetzliche
Mindestlohn kräftig angehoben werden. Erst dann könne man Altersarmut
auch im Niedriglohnbereich verhindern.
Foto: NGG / Auch in Lüchow-Dannenberg steigt der Anteil derer, die von ihrer Rente allein nicht leben können.