Der Countdown läuft: in fünf Tagen öffnet die Kulturelle Landpartie wieder ihre Tore. In der Alten Sargtischlerei in Hitzacker wird dann eine besondere Aktion gestartet, die neue Ideen für die Nutzung für den Salzstock in Gorleben nach dem "Aus" sucht. Ein "Gesundbrunnen-Modell mit Guckloch" ist ab Donnerstag schon einmal zu besichtigen.
In wohltuender Wärme aalen sich nackte Menschen, genießen Entspannung, Nichtstun, Ruhe. Nicht auf „Malle“ oder in der Saunalandschaft eines Kurbades ergehen sich die Erholungssuchenden, sondern in Gorleben, im Salzstock, der zu einem Gesundbrunnen umfunktioniert wurde. Dies ist einer der Vorschläge, die zurzeit im Atelier „Alte Sargtischlerei“ in Hitzacker gesammelt werden: für den Tag, an dem das Aus für die atomaren Endlager-Pläne kommt.
Mechthild Magerl und Christoph Ziemann haben die Idee entwickelt, ein Ferienparadies im Salzstock einzurichten. Um dieses anschaulich darzustellen, haben die beiden kreativen Menschen aus original Gorleben-Salz ein „Gesundbrunnen-Modell mit Guckloch“ gebastelt, das Klaus Lehmann bereits in der Alten Sargtischlerei – sie ist neben der Johanniskirche zu finden - aufgestellt hat. Dort, so hofft der Atelier-Leiter, werden im Rahmen der Kulturellen Landpartie viele weitere Gedanken zur Zukunft des Salzstocks eingehen. Auch werden in der einstigen Bestatter-Werkstatt Zeichenbögen und Malutensilien ausgelegt, so dass jeder und jede dort während der KLP – täglich ab 10 Uhr – Vorschläge in puncto Bergwerk-Nutzung zu Papier bringen können.
Wenn kein Atommüll kommt – was soll ins Bergwerk?
Wenn die Entscheidung gefallen ist, dass kein Atommüll in den Gorlebener Salzstock kommt – was soll dann aus ihm werden? Diese Frage hat Klaus Lehmann bereits rund 5000 Menschen nahe gebracht, an die er Handzettel zur der Aktion verteilt hat, unter anderem in Krümmel während der Menschenkette. Unter denen, die jene Info dort interessiert lasen, war auch der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele (Bündnis 90/Die Grünen). Er schrieb Klaus Lehmann eine freundliche E-Mail, bat aber um Verständnis dafür, dass er keinen Alternativvorschlag macht.
Semiotische Akademie – Oder ein Sanatorium
Wolfgang Ehmke dagegen, Pressesprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, hat gleich zwei Ideen bei Klaus Lehmann eingereicht: In den Tiefen des Salzbergwerks könnte eine semiotische Akademie eingerichtet werden, also eine wissenschaftliche Institution, die sich – vereinfacht formuliert - mit dem Wesen, der Entstehung und dem Gebrauch von Zeichen befasst. In dieser Akademie, so Ehmkes Vorschlag, würden Sprach- und Kulturwissenschaftler HistorikerInnen und Ethiker sowie Vertreter der großen Konfessionen erarbeiten, „wie an die Nachwelt die Warnung weitergegeben wird, dass an bestimmten Stellen in der Welt – nicht in Gorleben – Atommüll verscharrt, verkippt, verklappt, versprüht wurde“.
Mit Blick auf seine Idee Nummer zwei erinnert Ehmke an ein Projekt in Artemovsk in der Ukraine: Dort hat man in stillgelegten Kaligruben ein Sanatorium für Bronchialgeschädigte eingerichtet. „Es gibt in einer großen Kammer einen Fußballplatz und Illuminationen, eine unglaubliche Akustik für Konzerte“, weiß der BI-Sprecher. So etwas wäre auch in Gorleben machbar. Allerdings, räumt Ehmke ein, hätten beide Vorschläge einen kleinen Fehler: Solange man die Stollen, Kammern und Schächte nicht wieder verschüttet, bleibe die Begehrlichkeit, die Anlage als Atommüllendlager oder als Sonderdeponie zu nutzen. Also müsse die gesellschaftliche oder geschäftliche Konstruktion künftiger Nutzer eine Stiftungsakademie sein, „bei der der Vorsitz bei ausgewiesenen Atomkraftgegner/innen liegt“.
Kalte Luft in der Tiefe erwärmen
Aktions-Initiator Klaus Lehmann zitiert einen weiteren Vorschlag, dessen Urheber ungenannt blieb: Man könnte kalte Luft in den Salzstock pressen und die in der Tiefe entstehende Warmluft an all diejenigen weitergeben, die seit Jahren für das Aus eines atomaren Endlagers in Gorleben kämpfen.
Erster Preis: Flug über Gorleben
Unter dem Motto „Wir haben die besseren Ideen“ hofft man in der Alten Sargtischlerei nun um viele weitere Ideen, „damit wir zu unser aller Wohl Vorschläge vorlegen und handeln können, wenn die Entscheidung umgesetzt wird, auf den Standort Gorleben zu verzichten“. Die Anregungen zu Salzstock-Alternativen sollten mit einer Skizze versehen sein, bittet Klaus Lehmann und kündigt an: „Eine Jury prämiert den besten Entwurf.“ Als 1. Preis gibts einen Flug über Gorleben.
Foto: Hagen Jung
{{tpl:tocbox |style=width:60%;margin:6px; |hd=Mehr zu "Gorleben" |bd={toc |dt=Wiki |groupID=wnet |public=1 |tags=gorleben |max=10 |template=tpl:link-list }
}}