Trecker vor dem Kreishaus: kein ungewohnter Anblick. Doch dieses Mal waren sie in friedlicher Absicht und mit voller Unterstützung der Kreisverwaltung gekommen. Innen wurde die Ausstellung zum Gorlebentreck 1979 eröffnet.
Das wäre 1979 nicht möglich gewesen: im Kreishaus wird eine umfangreiche Ausstellung zum "Gorlebentreck" im März 1979 eröffnet. Die Idee für die Ausstellung und die Realisierung kamen vom Gorlebenarchiv, Landkreis, Sparkassenstiftung und Sparkasse finanzierten mit und der amtierende Landrat hält die Eröffnungsrede. "Damals undenkbar" konstatierte denn auch Landrat Jürgen Schulz in seiner Rede.
Vor rund 200 Interessierten erinnerte Schulz daran, dass vor 40 Jahren die politischen Verhältnisse in Lüchow-Dannenberg gänzlich andere waren. Sämtliche Räte inklusive Kreispolitik waren von Gorleben-freundlichen Parteien dominiert. Widerständler gegen die Endlagerpläne wurden als Terroristenfreundlich oder "unappetitliches Pack" diskreditiert, Lehrer suspendiert und Kreisverwaltungs-Personal gar nicht erst eingestellt, wenn sich eine gorlebenkritische Haltung zeigte.
Für Schulz gibt es auch keinen Zweifel daran, dass der Landkreis sich ohne den Gorleben-Widerstand nicht zu einem bunten, ökologisch ausgerichteten und innovationsfreundlichen Landkreis entwickelt hätte.
Und: der jetzige, parteilose, Landrat macht keinen Hehl daraus, dass er sich darüber freut, dass der langjährige Widerstand ein nukleares Endlager im Salzstock Gorleben bisher verhindert hat. Von den Grünen bzw. ihrem Bundesvorsitzenden Robert Habeck (der letzte Woche in Trebel war) erwartet Schulz wenig Unterstützung. "Robert Habeck ist etwas naiv, wenn er glaubt, dass wir Lüchow-Dannenberger gegenüber der Bundespolitik Macht hätten," ist Schulz überzeugt. "Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben uns gezeigt, dass unsere Stimme dort wenig zählt."
Für solche und ähnliche Sätze erhielt Schulz mehrfach Applaus von den überwiegend älteren Gorleben-"Veteranen", die sich zur Ausstellungseröffnung eingefunden hatten. Auch das wäre 1979 unmöglich gewesen. Applaus für einen Landrat - undenkbar!
ZEITZEUGEN ERINNERN SICH
In der umfangreichen Ausstellung gibt es viel zu schauen und zu lesen. Interviews mit Zeitzeugen, Fotos und Videomaterial gibt einen Überblick darüber, welchen Einfluss der Gorleben-Treck auf die Teilnehmenden aber auch auf die Entwicklung des Landkreises Lüchow-Dannenberg hatte.
Und: die Ausstellung macht auch sichtbar, dass die kreative Kraft, die heute den Landkreis auszeichnet, schon damals vielfältig vorhanden war. Filmemacher, Literaten, Künstler - sie mischten sich nicht nur kreativ mit ihren Aktionsformen in den Widerstand ein, sondern prägten ihn auch.
Die vom Gorleben Archiv initiierte und kuratierte Ausstellung sei Jedem/r empfohlen, der/die sich für die jüngere Geschichte der Region interessiert.
Wo? Kreishaus Lüchow, Königsberger Straße 10
Wann? Geöffnet ist die Ausstellung bis zum bis zum 28. Juni zu den Öffnungszeiten des
Kreishauses: Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 16 Uhr und am
Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr.
Fotos | Andreas Conradt