Die Stadt Dannenberg hat einen neuen Bürgermeister: Günter Voß ist am Dienstagabend mehrheitlich vom Rat zum Nachfolger des bisherigen Amtsinhabers Peter Selber (CDU) gewählt worden. Dieser hatte unlängst sein Mandat im Kommunalparlament zur Verfügung gestellt. Voß erhielt 14, seine Gegenkandidatin Elke Mundhenk (Die Grünen) sieben Stimmen.
Seit 1971 war Peter Selber Mitglied des Dannenberger Stadtrates, seit 2001 Bürgermeister. Bereits vor einem Jahr hatte der bekannte und beliebte Kaufmann sein Amt als Kreistagsabgeordneter niedergelegt – seinerzeit aus Enttäuschung über das Verhalten des Kreistages in puncto Fusionsgutachten. (Die Mehrheit des Gremiums hatte das Erstellen einer Expertise über finanzielle Auswirkungen einer möglichen Fusion abgelehnt).
Der Verzicht auf das Stadtratsmandat und den Bürgermeisterstuhl und auch der Verzicht auf den Sitz im Rat der Samtgemeinde Elbtalaue jedoch hatten andere, persönliche Gründe. Er sei Jahrgang 1938, sagte Selber am Dienstag auf der Sitzung im Hotel „Alte Post“, und damit sei er in einem Alter, wo er endlich mal frei sein wolle von allen Terminen und sich stattdessen ganz seiner Familie widmen möchte.
Dank an engagierte BürgerInnen
Er sei sehr gern im Rat und auch sehr gern Bürgermeister gewesen, betonte Peter Selber. Er habe sich bemüht, in der kommunalpolitischen Arbeit seine Grundsätze zu verwirklichen, und zu denen gehöre unter anderem: Sich nicht zu wichtig nehmen - keine persönlichen Angriffe - sich mit anderen freuen können. In einem „kommunalpolitischen Alphabet“ erinnerte der scheidende Bürgermeister an einige für die Stadt wichtige Ereignisse seit 1971: Von A „Aldi eröffnet“ über D „Dömitzer Brücke gebaut“ und M „Migranten integriert“ bis Z „Zentraler Omnibusbahnhof wird gebaut“. Viele Projekte habe die kommunalpolitische Ebene nur verwirklichen können, weil engagierte Bürgerinnen und Bürger dabei mitgewirkt haben. Sehr zufrieden sei er mit der Verwaltung gewesen, bekräftigte Peter Selber. Den Menschen im Saal, darunter eine Schar Zuhörer, rief er zu: „Ich habe gern für Sie gearbeitet“.
Standing Ovations für Peter Selber
Spontan erhoben sich alle Anwesenden zu „Standing Ovations“, denen viele gute Worte folgten. Namens der CDU-Fraktion lobte Barbara Felber die ausgleichende Art Peter Selbers, mit der es ihm gelungen sei, auch die anderen Fraktionen in die sachbezogene Arbeit mit einzubinden. „Eines seiner Merkmale war es, Kampfabstimmungen möglichst zu vermeiden und im Interesse unserer Stadt eher breite Zustimmung zu erzielen“. Dannenberg habe während der Ära Selber weiter Aufschwung genommen. Als Beispiel nannte Felber das Stadtmarketing. Und mit seinem Einsatz für Migranten habe Peter Selber „die Herzen der Menschen erreicht“; das gelinge nicht jedem Bürgermeister. „Du bist ein Glücksfall für Dannenberg“, konstatierte die Fraktionsvorsitzende, und: Selber bleibe auch künftig ein Vorbild für die Kommunalpolitiker.
„Immer offen für Argumente“
„Du warst wirklich ein Bürgermeister für alle Bürgerinnen und Bürger – und Du hast immer etwas bewegt“: So fasste Herbert Hanke (UWG) seine Anerkennung für Peter Selber zusammen und erinnerte an die Bürgermeisterwahl, bei der Selber 2001 offen und einstimmig durch Handaufheben gewählt worden war: „So etwas kommt nicht oft vor!“ Immer offen für Argumente sei Peter Selber gewesen, stellte Elke Mundhenk (Bündnis 90/Die Grünen) fest. Niemals habe der Bürgermeister aus parteipolitischen Motiven etwas abgeblockt. Durch seine Freundlichkeit habe Selber auch so mancher Auseinandersetzung „die Spitze genommen“.
„Menschen zusammengeführt“
Es habe vor allem in den 80er- und 90er-Jahren – besonders wegen „Gorleben“ - „gewisse Klüfte“ in der Stadt gegeben, blickte Norbert Schwidder (SPD) zurück. Peter Selber habe dann oft wieder „Menschen zusammengeführt“. Immer sei er um Konsens bemüht gewesen, so auch in der Auseinandersetzung um den Bau von Mastställen. Kurt Herzog (GLW) bekannte: „Der politische Gegner ist in Peter Selber schwer zu finden“. Dessen „menschliche Note“ sei über alle politischen Grenzen hinweg erfahrbar.
„Du bist jemand in der CDU, der dort auch Gedankengänge laut werden ließ, die nicht alltäglich sind in dieser Partei; und du warst nie obrigkeitshörig“, attestierte Herzog dem Bürgermeister. Es habe Freude bereitet, sich zusammen mit ihm zum Beispiel für den Erhalt der Bücherei und der Schwimmbäder zu engagieren. Und: Der seinerzeit gefasste einstimmige Beschluss des Rates, sich gegen die Abschiebung einer Dannenberger Familie mit Migrationshintergrund auszusprechen, sei wesentlich Peter Selbers Engagement zu verdanken.
„Ein Bürgermeister, den alle mögen“
„Peter Selber war ein Bürgermeister, den alle mögen – ehrlich und authentisch“, so eröffnete Bernard Fathmann (Bürgerliste) seine Laudatio. Von Menschen aller politischer Couleur habe er immer nur Gutes über Selber gehört. Überreichten die anderen Sprecher aus den Reihen des Rates Blumen und andere Abschieds-Nettigkeiten an den scheidenden Bürgermeister, so hatte die Bürgerliste eine besondere Überraschung parat: Er und sein Mit-Ratsherr Dr. Olaf Praetsch, so Fathmann, seien Hobbyköche. Sie wollen nun für Peter Selber und seine Frau etwas Gutes kochen und beide zum Schmaus einladen.
Bei Hochwasser Bürger per Fahrrad besucht
Stadtdirektor Jürgen Meyer bedankte sich bei Peter Selber für die vieljährige vertrauensvolle Zusammenarbeit. Selber sei auch ein guter „Außenminister“ Dannenbergs gewesen und habe zum Beispiel auf der Grünen Woche in Dannenberg oder bei Präsentationen in Hamburg dafür gesorgt, dass die Stadt dort „einen guten Klang“ habe. Gern erinnere er sich an Peter Selbers Einsatz beim Hochwasser 2002, sagte Meyer. Seinerzeit hatte sich der Bürgermeister aufs Radl geschwungen, war zu besorgten Einwohnern gefahren und hatte ihnen erläutert, wie das Wasser durch geeignete Maßnahmen in Grenzen gehalten wird.
Grünen-Kandidatin Elke Mundhenk
Anders als damals bei der Selber-Wahl, wurde der Nachfolger geheim mit Stimmzettel und Wahlkabine gewählt. CDU-Fraktionsvorsitzende Barbara Felber hatte Günter Voß vorgeschlagen, der seit 2001 in der SPD-Ratsfraktion mitarbeitete, vor einiger Zeit aus der SPD ausgetreten war und nun mit der Unionsfraktion eine Gruppe bildet.
Daraufhin meldete sich Dr. Hans-Christian Lange (Grüne) und schlug Elke Mundhenk für das Amt der Bürgermeisterin vor. Man möge bedenken, dass Peter Selber bei der Kommunalwahl für den Stadtrat damals über 2000 Stimmen bekommen habe und Elke Mundhenk 470; damit sei sie die Kandidatin mit der zweithöchsten Stimmenzahl gewesen, erinnerte Lange.
Voß hofft auf Arbeit über Parteigrenzen hinweg
Für den 65-jährigen Ruheständler Günter Voß votierten schließlich 14, für Elke Mundhenk sieben Ratsmitglieder. Er sei „etwas aufgeregt“ bekannte Voß, ehe er auf dem Bürgermeisterstuhl Platz bezog. Er sei gefragt worden, welche Wünsche er habe, sagte der frisch Gewählte und gab die Antwort: Vor allem wünsche er sich weiter eine gute Zusammenarbeit im Rat – über Parteigrenzen hinweg. „Aber das ist ja schon fast Tradition in diesem Stadtrat“.
Den durch Peter Selbers Ausscheiden aus dem Rat der Stadt frei gewordene Platz wurde in der CDU-Fraktion durch den „Nachrücker“ besetzt: Es ist Hans-Jürgen Zehe.
Foto: Hagen Jung / Der neue Bürgermeister Günter Voß (rechts) und sein Vorgänger Peter Selber.
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