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herr paul: Hummer und Sichel

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der glänzend erholte Herr Paul. Ich hätte da noch ‘n Nachtrag zum neuen Bundeshorst: Dis Mutti Merkel nur einen weiteren möglichen Erben wegjelobt hat – jeschenkt. Dis Rot und Grün mit dem respektablen Herrn Gauck mindestens so taktierten, wie sie’s Schwarzgelb vorwarfen – nebbich.

Aber dis der einzige Verein, der in dem Zirkus von Anfang an jesagt hat, wat er will, und bis zum Schluß dabei jeblieben is, dis also nu „Die Linke“ dadurch ihre „Politikunfähigkeit“ bewiesen haben soll...? Meiner einer jehört rein jar nich zu deren Freundeskreis, und Salonbolschewisten wie Dieter Dehm erzeugen bei mir spontanen Brechreiz.

Aber wenn sich 121 Leute weigern, einen Menschen, der den Krieg in Afghanistan für nötig hält, aktiv zum höchsten Staatsamt zu verhelfen, obwohl der mediale Dauerbeschuß bis in die Wahlkabine dröhnt, sage ick: Hut ab! Nur is der nette Herr Wulff ooch nich gerade als Kriegsgegner bekannt... Die smarte Hummer-und-Sichel-Kommunistin, Frau Wagenknecht, würde dis wohl einen Kollateralschaden der Dialektik nennen – natürlich schöner formuliert.

Und meiner einer lernt, wat von Schwarz über Gelb und Rosé bis Grün „Politikfähigkeit“ heißt: Kopf ab zum Jebet und die Reihen fest jeschlossen. Und „Gewissensentscheidung“? Folge deinen Führern und halt die Schnauze! Is doch schön, wenn man trotz Sommerhitze noch wat lernen kann.

Apropos Hitze: In diesem besten aller Länder jehört es offenbar zu den unveräußerlichen Menschenrechten, von der jeweiligen Jahreszeit nich ernsthaft belästigt zu werden. Deswegen tut die Bahn ooch so, als könne sie jedet Wetter aussperren. Aber dis klappt (Überraschung!) nich, obwohl erwachsen tuende Menschen daran glauben wollen. Und jenau dis is, finde icke, der Skandal.

Aber klar: Wenn’s im Winter schneit und friert, will der deutsche Autofahrer freie Fahrt uff jeräum-ter Straße, und die Ski-und-Snowboard-Fraktion findet nüscht dabei, im Hochsommer Indoor-Pisten mit Pulverschnee zu nutzen. Nur die 40 000 Hähn-chen im Maststall im schönen Holthusen II bei Uelzen hatten Pech; die sind nach Ausfall ihrer Klimaanlage jämmerlich krepiert. Nich, dis ihre Aussichten mit intakter Klimatisierung besser jewesen wären – ein paar Tage später wär’n se sowieso im Schlachthof jelandet.

Schuld war übrigens niemals nich der brave Landwirt oder der smarte Berater, der ihn zum Bau dieser Anlage überredet hat. Schuld war ein technischer Defekt, also landeten die Hähnchen nich in unserer blitzsauberen Supermarkttheke, sondern der Tierkörperbeseitigung. Neue Hähnchen sind ooch schon wieder im Stall, dis freut die Freunde von Chic-ken Wings, McNuggets, Hähnchendöner und der ach so jesunden Hähnchenbrust.

Wat war sonst noch los im Sommerloch? Ein Tintenfisch hat unter meinem Namen Karriere in Sachen Fußballwetten jemacht und BP den Ölwechsel von Mutter Erde, Luxuslimousinen sind nich nur in China ein Bombenjeschäft, die Urlaubsstaus auf den Autobahnen werden nich kleiner, ein Hacker hat ein bißchen von der Wahrheit über Afghanistan ausjeplaudert, der Krieg jeht trotzdem weiter, und die Regierung war im Urlaub; der Bundeswulff übrigens beim Finanzjongleur Maschmeyer. Dis is der, der über „AWD“ sich selber reich, und viele andere ärmer jemacht hat. Seine Gattin is die Allzweck-Wuchtbrumme Veronica (das Geld ist da) Ferres. Schöne Ferien also!

Derweil brennt es rund um ein atomares Forschungszentrum in Rußland. Natürlich völlig unje-fährlich. Und Herr Tomauske (Ex-Vattenfall, jetzt sponsored by RWE) arbeitet im Auftrag der Bundesregierung an einer schönen Eignungsprognose für unser aller Atomklo Gorleben. Über wat soll ick mir noch wundern?

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul




2010-09-01 ; von Stefan Buchenau (autor),

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