Herr Paul: Aufs tote Pferd gesetzt

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde, dis Nobelpreisko-mitee hat kürzlich einen Schriftsatz bekommen. Darin steht, dis unser aller Messias Osama – Entschuldigung: Obama bei seiner Bewerbung für den Yes-we-can-Friedensnobelpreis „handwerkliche Fehler“ jemacht haben könnte.

Er entschuldigt sich, weil er als Berufspolitiker und junger Familienvater seinen janzen Mythos in mühevoller Kleinarbert über Jahre quasi nebenbei erfinden mußte und dabei wohl etwas den Überblick verloren...

Und so hätte er, bei all den verwirrenden Details und Fußnoten, nich ahnen können, dis einer, der seinen Frieden mit Folter, illegalen Jefängnissen und Mord auf Bestellung jemacht hat, eventuell nich zum Friedenspreis passen könnte. Bis zur Klärung des Sachverhalts, und nur bis dahin, will er den Preis ooch nich mehr in der Öffentlichkeit benutzen.

Apropos nutzen: Neuerdings sind ja ooch die letzten strahlenden Atomjünger voll auf regenerativ jepolt, nich ohne ständig dis Mantra vom dringend nötigen Ausbau der Leitungsnetze zu murmeln.

Ick muß den zweifellos braven und ausschließlich umweltbewegten Betreibern von „Windparks“, Biogas- oder Solaranlagen mal etwas Wasser in die einträgliche Suppe tröpfeln: eine große Stromfabrik, egal ob ökologisch oder mit Atomkraft betrieben, is nie nich effektiv, bloß lukrativ.

Effektiv, und damit automatisch ooch ökologisch nachhaltig sind kurze Transportwege vom Erzeuger zum Verbraucher. Dis gilt für Joghurtbecher wie für Strom. Nüscht jegen ein großes Kraftwerk neben einer großen Fabrik, die viel verbraucht.

Aber jede Stadt, jedes Dorf is mit dezentraler Versorgung, also Blockheizkraftwerken, deutlich besser dran, nich nur ökologisch, sondern ooch finanziell – und wat die Versorgungssicherheit betrifft. Weil nämlich, je kürzer die Leitung, desto weniger Verlust, desto weniger Hochspannungsmasten und desto mehr Wertschöpfung.

Die einzigen, die unter so einer Strategie leiden müßten, wären Großkonzerne und Fondsmanager, die mit hübschen Prospekten Anwälte oder Zahnärzte bei ihrem Jewissen sowie beim Portemonnaie packen und ihnen „Grüne Rendite“ versprechen. Und die hübschen und endlos langen Leitungen, die jetze verlegt werden sollen, nutzen ooch nur eben diesen solventen Klienten mit ihren Großanlagen.

In dem Zusammenhang soll ten die Stromkunden mal ihre Rechung jenauer betrachten: Ein Teil des Preises besteht nämlich aus einer Pauschale für den Unterhalt und Ausbau des Leitungsnetzes. Wo is nu dis viele Jeld bloß jeblieben? In intelligente Netze isses sicher nich investiert worden.

Und so verstehen meine jeneigten Leser wohl auch, warum der freundliche E.on-Konzern nunmehr 3 Millionen in die hiesigen Netze stecken will, oder? Damit soll der Preis für die mögliche übernahme der Leitungen durch kommunale Betreiber in die Höhe jetrieben werden.

Zur Erinnerung: Als 1997 die Energiewerke Schönau, aus einer BI entstanden, dis örtliche Netz übernahmen, durften sie zwar einige Millionen dafür berappen, stellten aber schnell fest, dis besagtes Netz teilweise auf dem Stand der 50er Jahre, also „naturbelassen“ war.

Trotzdem sind die Stromrebellen aus dem Schwarzwald seit 1999 atomstromfrei und ooch wirtschaftlich sehr erfolgreich. Und warum, fragt der ratlose Herr Paul, jeht dis hier nich? Weil, antwortet der trotzige Herr Paul, die hiesigen Größen eine solide Mischung aus Ignoranz, Kirchturm„denken“ und Niebelungentreue zu alten Jeschäftspartnern mit Politik verwechseln.

Wenn dann die ebenso traditionsreiche wie hirnarme Nord-Süd-Rivalität dazukommt... Es jibt noch zu viele Honoratioren, die bleiben uffm hohen Roß, ooch wenn die Mähre schon lange tot is.

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul




2011-06-14 ; von Stefan Buchenau/zero (autor),

 

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