Tach allerseits, ick bin’s bloß, der nachtragende Herr Paul. Werte Fans und Feinde, in unsrer kleinen Idylle werfen Skandale ihre Schatten voraus, weil unsere verehrte Bundesregierung jenau dis tut, wat se vorher anjekündigt, sowie dis hundsjemeine Wahlvolk vermutlich vermutet hat: Sie läßt Atomkraftwerke weiter strahlen und will ein Endlager in Gorleben – koste es, was es wolle!
Nu isset ja lobenswert, dis ‘ne Regierung sich nach der Wahl an ihre Versprechen erinnert, bloß der Wendländer an sich is nie zufrieden. Ick muß an dieser Stelle aber mal ‘ne Lanze für unseren Umweltröttgen knicken: Der Mann hat leider recht, wenn er die zehn Moratoriumsjahre als verlorene Zeit bezeichnet. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an Jürgen Trittin, den Grünen-Umweltminister? Der bescherte uns den sog. Atomkonsens, also Laufzeitbegrenzung aller AKW und besagtes Moratorium. Dis war zwar weit weniger als nötig und als Maulheld Trittin versprochen hatte, aber mehr, als in irgendeinem anderen Land mit bestehenden Kraftwerken erreicht wurde (und mehr, als ihm einige seiner SPD-Partner verzeihen werden!).
Vielleicht erinnern sich ooch noch ‘n paar an die damaligen Reaktionen aus dem „Widerstand“? Sagen wir mal so: Unterstützung sieht anders aus. Stattdessen hat sich so manche(r) benommen, wie ‘n verwöhntet Kind, dis ‘n Mountainbike haben will, aber bloß die alte Karre vom großen Bruder kriegt. Damit is es dann aus Rache nich jefahren, sondern hat’s in die hinterste Ecke der Scheune jestellt. Dort isset sanft einjestaubt und nu fährt’s wirklich nich mehr.
Und aus dem Plan, ein Endlager mal woanders zu suchen (etwa im schönen Süden, wo so viele Kraftwerke strahlen), is unter den Herren Trittin und Gabriel ooch nüscht jeworden. Woran dis wohl liegen mag? An der großen Unterstützung der betroffenen rot-grünen Landesverbände oder an den weisen Strategien der Gorleben-Retter, die so ziemlich jeden, der nich sofort abschalten will, entweder zum Feind oder zum bezahlten Deppen der Atomlobby erklärt haben, vielleicht? „Eine Überzeugung muß man sich leisten können“, pflegte mein Klassenlehrer zu sagen. Aber wir sind doch die Guten, wir können uns allet leisten... Oder? Nich, daß wir keene Erfolge jehabt hätten: Mindestens zehn Jahre blieben alle Feindbilder intakt, in und unter Gorleben allet beim Alten sowie die Oberwiderständler gerne gefragte Interviewpartner.
Wie sagt der Kabarettist Volker Pispers so treffend: „Wenn ich morgens beim Aufstehen schon weiß, wer Schuld hat, hat der Tag Struktur!“ In die Struktur paßt, dis die BI Gespräche mit Röttgen für überflüssig hält – beneidenswert! Wir wissen allet (zumindest besser) und brauchen weder Freunde noch Widersprüche im Lager der Gegner zu schüren, weil wir nämlich die Guten sind. Und öffentliche Auf-merksamkeit brauchen wir ooch nich, außer wenn wir mal wieder mit dem Trecker unterwegs sind – eine sehr übersichtliche, schöne neue Welt eben!
Apropos schöne Welt: Die Bankenwelt liegt in Trümmern, weil die Regierung aus ihren Gewinnen ein paar Pimperlinge für spätere Bankenrettungen einsammeln will. Wo kämen wir da ooch hin, wenn eine Bank für die Schäden, die se anrichtet, noch selber zahlen soll? Aber Gemach, im besten Fall bekommt der neue Rettungsfonds 1,2 Milliarden pro Jahr zusammen – die Chose muß also nur rund 70 Jahre laufen, um allein die Kosten für die Hypo Real Estate einzuspielen. Und die Sparkassen beschweren sich, dis jeder Euro für den Fonds 12 Euro weniger Kredit bedeutet. Interessant! Dis heißt doch, dis die Sparkassen 12mal soviel Geld verleihen, wie sie besitzen – dagegen is Poker oder Roulette ein seriöset Jeschäftsmodell.
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul