Herr Paul: Jugendwahn und Stromlinie

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der enttäuschte Herr Paul. Et is doch für ‘ne Spottdrossel wie mir deprimierend, wenn in Dannenberg ein SPD-Mann die Partei verläßt, damit er von CDUs Gnaden Bürgermeister spielen darf.Und dann stellen die Spezialdemokraten ooch noch eine Kandidatin janz nach vorne, die in Sachen Gorleben nich wirklich unparteiisch is, und schmeißen den letzten SPD-Mohikaner von der Liste – wie soll man so wat noch veräppeln?

Derweil spielt die brave CDU im Kreis Uelzen lustiges Königsmorden, während die hiesigen Damen und Herren einen Schlipsschnösel aus dem drögen Talentschuppen Junge Union nach vorne boxen und so einen der letzten Silberrücken vergraulen, bei denen „konservativ“ nich bloß wat mit Mode oder Karriere, sondern mit Haltung zu tun hatte.

Wahrlich, ick sage Euch: Jugendwahn und geistige Stromlinie sind eines schönen Tages unser Untergang. Entschuldigt dis Pathos, werte Fans und Feinde, aber in letzter Zeit is mir so alttestamentarisch zumute, ick würde jerne mit Blitz und Donner... ick denke da, zum Beispiel, an Herrn Ackermann. Der Bankster hat ‘ne Rede jehalten, in der er dazu auffordert, „nich jedes Geschäft zu machen“, falls dis irjendwie nich ethisch sein könnte... Er meint die Deutsche Bank, die ihre Jeschäfte mit Streumunition immerhin „untersuchen“ läßt. Danke dafür!

Und wenn se jetze noch den ethischen Gehalt von 25 Prozent Kapitalrendite bedenken, denn könnse den Laden gleich dichtmachen! Oder Mutti Merkel, die läuft derzeit offenbar im Panikmodus und greint lauthals, dis die Griechen weniger arbeiten als wir, „und allet von unsern Jeld...“ Mal abjesehen davon, dis dis Quatsch is, hätte ick ne Preisfrage: Wat passiert, wenn ein Exportweltmeister alle Märkte mit seinen Produkten überschwemmt? Denn verkoofen die anderen weniger – und et jibt dorten weniger Arbeit.

Und wenn die Griechen jenauso ‘n tollen Boom wollen, müssen se unseren fleißigen Landsleuten die Exporte, und damit die Jobs streitig machen. Dis is einfach und logisch, deswegen kommt ooch keen jelackter Wirtschaftsfuzzi drauf. Außerdem is unser Land drittgrößter Waffenexporteur der Welt und Griechenland drittgrößter Waffenkunde, man könnte also die Hilfsmilliarden ooch gleich an Rheinmetall, Daimler und Heckler & Koch überweisen, den Rest an Banken und Versicherungen. Die ham nämlich jede Menge griechische Staatsanleihen in den Tresoren und bezahlen damit unter anderem die Renditen der Lebensversicherungen von mir und Euch, liebe Leser.

Apropos Leben: Gurkenterroristen bedrohen die Welt. Wat darf man eigentlich noch essen? Weiß nich, aber wenn Gemüse aus Spanien nur unter Plastik jedeiht, weil in der dortigen Wüste dis Wasser so schnell verdunstet und teils direkt aus der Kläranlage stammt, darf man schon mißtrauisch sein. Apropos Mißtrauen: Unser neuer Verteidigungsminister macht auf Anti-Guttenberg und redet ein bißchen Klartext: Die Bundeswehr wird Berufsarmee, kleener, effektiver und mobiler, sagt er.

Dis heißt, dis am deutschen, demokratischen Wesen wieder mal die Welt jenesen darf. Wir ballern ab sofort überall ein bißchen mit – und sei’s nur für unser Naturrecht auf Aufschwung. Wegen solcher „Versprecher“ hat sich Horst Köhler vom Acker jemacht. Glückwunsch an die janz große Koalition von Schwarz bis Grün: die Heimatfront steht! übrigens hält der oberste Feldherr die jüngsten Taliban-Anschläge mit auch deutschen Toten für „ein Zeichen der Schwäche.“ Denn bin ick mal jespannt, wat die erst veranstalten, wenn se stark sind. „Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt“, sagte Mahatma Ghandi, aber der kam ja noch ohne Armee ans Ziel.

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul




2011-07-15 ; von Stefan Buchenau/zero (autor),

 

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