Herr Paul: Leute umbringen strengt an

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der alternativlose Wutbürger Herr Paul. Werte Fans und Feinde, vor allem solche nördlich des Jamelner Bächleins, ick verkünde euch große Freude: jauchzet und frohlocket, denn die holde Bertholde hat sich ins ferne Berlin aufjemacht, um Ritter Röttgen zur Verteidigung des heiligen Kartoffelsonntags zu bewegen – und siehe, allet wird jut.

Vielleicht. Leider hat Ritter Röttgen dazu, jenau wie zur Laufzeitverlängerung, im Grunde nüscht zu sagen, aber darauf kommt es Madame Sandrock ja nich an. Eine hübsche Pressemeldung wollte se, hat se ooch bekommen, und nu is aber endlich wieder jut.

Apropos allet jut: Die Häppchenjäger der „Grünen Woche“ ham ihren Voll(wert?) rausch inzwischen sicher ausjeschlafen und nu? „Dioxin war gestern“, verkündet unser aller Heimatblättchen als Fazit einer hiesigen Bauernversammlung. „Ja-woll, so isses!“, möchte meiner einer hinzufügen und ergänzen: Dioxin war gestern, is heute und wird morgen sein – jenau wie Antibiotika, Hormone, Genmüll und wat sonst noch so in den Laboren köchelt. Denn all dieses Zeugs hat ‘ne deutlich längere Haltbarkeit als unsere pumperlgsunden Lebensmittel.

Und wenn dann noch jede Menge Hühnerscheiße aus den vielen neuen, hochmodernen Ställen dazukommt, die, wenn’s feucht is, erbärmlich stinkt, und wenn’s trocken is ooch, aber außerdem vom lieben Wind feinkörnig verteilt wird, dann is die Demokratie endlich ooch beim Essen anjekommen. Wenn alle mehr oder weniger gleich giftiges Zeug futtern müssen, kann sich keener mehr beschweren.

Apropos beschweren: Freiherr in Not! Die Verluste an der Heimatfront durch Spielchen mit der Dienstwaffe oder Stürze vom Schiffsmast sind zur Zeit höher als die im richtigen Krieg, außerdem beschweren sich Rekruten aller Waffengattungen über Drill, Schikane und böse Rituale... Ja, dis soll vorkommen. Aber, liebe Jungkrieger, ick möchte euch daran erinnern, daß ‘ne Armee keen Abenteuerspielplatz is, ooch wenn euch der flotte Uffz. in der Schule lauter schöne Bildchen jezeigt hat.

Lernen, wie man Leute umbringt, is nun mal anstrengend. Der tiefe Sinn der Truppe besteht – nich erst, seit sich Bundeshorst Köhler verplappert hat – immer noch und schon wieder darin, in aller Welt für ein bißchen Frieden (und ein paar Rohstoffe) auf allet zu ballern, wat den unjestörten Gang der Jeschäfte stören könnte. Dis, werte Fans und Feinde, bleibt leider nich ohne Konsequenzen für die Umgangsformen. Und der Ton wird sich, wenn aus den „Bürgern in Uniform“ nun Berufssoldaten, also Söldner, werden, verschärfen. Werte Fans, Feinde und Schulabgänger, ein „sicherer“ Job sieht anders aus.

Apropos sicherer Job: In Ägypten und drumrum spielen die Bürger lustiges Diktatorenkegeln (übrigens ohne dis der BND oder irjendein Geheimdienst im Vorfeld wat davon jemerkt hätten!), und ooch bei uns purzeln die Amtspersonen ordentlich durcheinander: Herr Ahlhaus dürfte, während zero gedruckt wird, seinen Job losgeworden sein, Herr Mappus kämpft noch mit Bulldoggencharme gegen die Oppositionsbank, der Schwarze Peter aus dem Saarland hat sich schon freiwillig in die Büsche jeschlagen – man kann Mutti Merkel vielet nachsagen, aba nich, dis sie ‘n Händchen für Personalpolitik hätte.

Dis war, in Zeiten des „Durchregierens“ und sowohl inhaltlich wie zahlenmäßig abwesender SPD ihr Erfolgsrezept. Nu is die SPD zwar immer noch abwesend, aber die Grünen können vor Kraft kaum loofen, wat Muttis Mundwinkel noch weiter abwärts zieht. Und die Klügeren unter den Grünen kriegen nu Muffe, dit se dis, wat se allenthalben verkünden, demnächst vielleicht wirklich machen müssen müßten. Dis wird ein lustiges Superwahljahr!

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul




2011-03-03 ; von Stefan Buchenau/zero (autor),

 

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können