Eigentlich schien alles geklärt: die Lesbos Flüchtlingshilfe stand kurz davor, auf der Insel eine Versorgungsstation für Flüchtlinge einzurichten, ein Pevestorfer Unternehmen hat auch schon den Hilfstransporter gepackt. Doch nun ist das Projekt gescheitert: fremdenfeindliche Gruppen auf Lesbos wollen die Hilfe für Flüchtlinge nicht unterstützen.
"Wir sind sehr betroffen darüber, dass die Hilfsaktion auf Lesbos nicht weitergeführt werden kann", so die betrübte Reaktion von Stefan Voelkel auf die Nachricht der "Proti Stassi Refugees Aid"-Initiative auf Lesbos, dass eine Erstversorgungsstation für Flächtlinge auf Lesbos nicht eingerichtet wird. Voelkel hatte sich im Sommer selbst einen Eindruck von der Situation auf der griechischen Insel gemacht, auf der täglich Bootsflüchtlinge landen, und sofort seine Hilfe zugesagt. wnet berichtete - click hier! .
Eine Unterstützungskampagne für das Projekt war bereits begonnen worden, der Hilfscontainer mit Babynahrung, Schlafsäcken, Stromerzeuger-Geräte, wärmender Kleidung etc. hätte eigentlich diese Woche seinen Weg nach Lesbos antreten sollen.
In seinem Rundbrief hatte Elias Bierdel, Initiator der Versorgungsstation, mitgeteilt, dass die anfängliche Unterstützung von Lokalpolitikern urplötzlich entzogen wurde und in einer Bürgerversammlung deutlich geworden sei, einige Lokalpolitiker die Bürger "zum Teil mit nationalistischer Angstmache, zum Teil mit offenen Hassparolen und massiven Drohungen" aufgehetzt hätten. Der Dorfvorsteher von Kapi habe sogar öffentlich erklärt, er sei ohnehin grundsätzlich gegen die Flüchtlinge eingestellt. Man solle ihm ein Gewehr geben, damit er die
"Sache" auf seine Weise regeln könne. "Gegen die Anwesenheit von internationalen Helfern allgemein-, aber auch speziell gegen "Proti Stassi" wurden bösartige Verleumdungen gestreut, die zunehmend auch im Besonderen gegen Deutsche gerichtet sind," so Bierdel weiter.
Rückzug aus Akzeptanz für die einheimischen Befindlichkeiten
"Wir sind als Freunde gekommen, um unsere Unterstützung an zu bieten. Als Gäste in Griechenland haben wir zu respektieren, dass die Menschen hier selbst entscheiden, wie sie mit der enormen Herausforderung, vor die sie durch die enorme Zahl der ankommenden Flüchtlinge und MigrantInnen gestellt sind, fertig werden wollen," erklärte Bierdel den Rückzug seiner Initiative aus dem Projekt. "Als Helfer aus dem privilegierten Norden Europas ist es auch sicherlich nicht unsere Rolle, einer durch Jahre der sozialen und politischen Krise zermürbten Bevölkerung zu erklären, wie sie sich zu verhalten hat. Wir können nur Angebote machen. " Der gesamte Brief von Elias Bierdel ist hier! nachzulesen.
"Wir werden nun alle Sachspender und Geldspender informieren und mit deren Einverständnis das Geld an borderline-europe für andere Hilfsaktionen weiterleiten und die Sachspenden in den Flüchtlingsstationen Dannenberg, Lüchow, Woltersdorf oder in Hamburg nach Absprache und konkretem Bedarf verteilen. Natürlich nehmen wir gerne Ideen und Vorschläge zur Verwendung der Spenden auf," so Stefan Voelkel.
Foto / Stefan Voelkel: Fast jeden Tag landet ein Boot mit Flüchtlingen an der Küste von Lesbos. Die Bevölkerung in den Küstenorten lehnt aber nun eine Hilfsstation ab.