Fast 80 Eichen und 230 Eschen mussten gefällt werden, um aus ihren Stämmen das neue bronzezeitliche Langhaus im Archäologischen Zentrum (AZH) in Hitzacker zu bauen, das am Freitag Abend eröffnet wurde. Folge: Der Baumgeist war verstimmt! So verärgert war er, dass er am Freitagabend den gut 80 Gästen, die zur Einweihung des Hauses erschienen waren, den Zutritt zu eben jenem Gebäude verwehrte.
Doch Gaben aus der Natur - Wasser, Erde und luftreinigende Kräuter - besänftigten den Waldwächter. Und so gab er den Weg frei – und dem Haus, es heißt „Phönix“, seinen Segen.
Der Name des Hauses ist der antiken Mythologie entlehnt: Wie der sagenhafte Vogel Phönix, der verbrennt und aus der Asche wieder ersteht, so ist auch das neue Haus nach einem Feuer entstanden. Ende August 2008 hatten Brandstifter das „Vorgänger-Gebäude“ von „Phönix“ angezündet. Nur ein kohlschwarzes Gerippe blieb übrig – es erinnerte die Einweihungs-Gäste an das Erschrecken, das die Tat seinerzeit bei all jenen auslöste, die sich dem Archäologischen Zentrum verbunden wissen.
Forschungsgruppe aus Wien bekam den Auftrag
Doch zum Glück war das Haus solide versichert – und so standen gut 200.000 Euro zur Verfügung, um den „Phönix“-Bau ausschreiben zu können. Europaweit geschah dies, und den Auftrag bekam eine Forschungsgruppe der Universität Wien, die sich mit experimenteller Archäologie befasst und seit etwa 20 Jahren die Rekonstruktion von Häusern aus längst vergangenen Zeiten zu ihren Aufgaben zählt. Im April 2009 setzte Niedersachsens damaliger Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, den „ersten Beilhieb“, für den Neubau. Mehrere Bauphasen folgten, im April 2010 wurde Richtfest gefeiert. Das neue Haus ist 28 Meter lang, sieben Meter breit und sechs Meter hoch.
Nach aktuellen Erkenntnissen gebaut
„Phönix“ ist keinesfalls eine „Kopie“ des verbrannten Langhauses, sondern ein Gebäude, in das aktuelle archäologische Erkenntnisse eingeflossen sind. Darauf verwies Hitzackers Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Jastram, ehe die Leiterin des AZH, Ulrike Braun, allen dankte, die das nun vollendete Projekt unterstützt hatten. Ein besonderes Dankeschön richtete sie an Wolfgang Lobisser von der Universität Wien; er hatte die Arbeiten der Archäologen und Handwerker beim Phönix-Bau geleitet. Die Kooperation mit diesem Team sei „unglaublich schön“ gewesen, freute sich Ulrike Braun.
Landesarchäologe würdigt Arbeit des AZH
Anerkennende Worte für die Arbeit des Archäologischen Zentrums und den gelungenen Neubau entbot Dr. Henning Haßmann, Landesarchäologe und Referatsleiter im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege. Er durchtrennte – mit einem bronzezeitlichen Messer, versteht sich, - das in Hitzackers Stadtfarben gehaltene Sperrband vor dem „Phönix“-Eingang – wo sodann der Baumgeist erschien und besänftigt werden wollte.
Ein Programm mit Feuershow, Klängen der Nyckelharpa – ein auch Schlüsselgeige genanntes Streichinstrument – sowie mit Musik und Tanz der Gruppe „Grimms Schwester“ beschloss den Abend. Nicht vergessen wurde, mit Saft und Sekt auf ein langes Dasein des neuen Langhauses anzustoßen.
Fotos: Hagen Jung