Lang haben die Vorbereitungen gedauert, doch nun ist die langwierige und bautechnisch nicht einfache Renaturierungs-Maßnahme abgeschlossen: der Thalmühlbach auf dem Höhbeck fließt wieder frei von seiner Quelle im Wald bis in die Elbe.
Der Thalmühlbach bei Vietze ist ein ganz besonderes Gewässer: Obwohl er nur wenige
hundert Meter lang ist, hat er durch das sehr hügelige Relief des Höhbecks viele
Eigenschaften eines Mittelgebirgsbachs entwickelt – und dies im ansonsten sehr flachen
Urstromtal der Elbe. Typisch für ihn sind vergleichsweise hohe Fließgeschwindigkeiten und
eine recht kiesige Sohle.
Durch die Anlage von (Fisch)Teichen, Querdämmen und Verrohrungen ist die Durchgängigkeit des Baches für viele Wasserorganismen in den letzten Jahrzehnten allerdings stark eingeschränkt gewesen. Das passt natürlich gar nicht zu einem Biosphärenreservat, zumal sich der Thalmühlbach zum Teil im besonders geschützten C-Bereich befindet.
Nachdem die Förderung des 133 000 Euro teuren Projektes aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Förderprogramms „Natur erleben und nachhaltige Entwicklung“ vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz bewilligt worden war und die notwendigen Abstimmungen mit Kreisverwaltung und Gemeinde stattgefunden hatten, konnte es dann Mitte November mit den Baumaßnahmen endlich losgehen.
Vier Wochen lang ließ die Biosphärenreservatsverwaltung als Auftraggeber nun am Thalmühlbach intensiv bauen: Zunächst wurden zwei Querdämme aus Beton, die zur Aufstauung von Fischteichen dienten, beseitigt und abtransportiert. Ein verworrenes Netz aus Stacheldraht, das zur Abwehr von Reihern über einem alten Fischteich gespannt war, wurde abgebaut. An den Rändern der ehemaligen Teiche wurden die Hänge neu modelliert und mit Holzfaschinen gesichert, um den neuen Bachverlauf zu formen.
Da der Bach einen Wirtschaftsweg in einem verrohrten Durchlass querte und dabei steil
abfiel, wurde der Durchlass entfernt und das Bachbett an das Gelände angeglichen. In
diesem Zuge wurden links und rechts des Baches auf der Breite des Weges Spundwände
eingezogen, um zu verhindern, dass es nach Starkregenereignissen zu Beschädigungen
kommt. Über dem Bach wurde ein Holzsteg mit lichtdurchlässigem Gitter eingebaut, damit sich auch im Bereich der Wegequerung künftig Vegetation im Gewässer entwickeln kann. Sogar an die Hunde wurde gedacht: in der Breite eines Laufstreifens wurde das Gitter mit einem Metallblech bedeckt, damit Hunde den Steg ohne Scheu vor den Gitterlöchern betreten können.
Zudem wurde der Wirtschaftsweg wurde auf einer Länge von etwa 130 Metern um bis zu 1,5 Meter abgesenkt und befestigt. Hierdurch öffnet sich den Wanderern und Radfahrern zukünftig das ursprüngliche Bachtal wieder deutlich stärker als bisher.
Darüber hinaus wurden zur Sicherung des Bachbetts an mehreren Stellen kiesige
Materialien und Feldsteine in den Bach eingebracht und teils die Bachhänge an das Gelände angepasst.
Das gerade erst fertiggestellte Projekt hat zwar jetzt im Frühwinter noch den Charme einer Großbaustelle, doch es ist schon erkennbar, dass sich der Thalmühlbach bereits im nächsten Frühjahr als munter plätschernder Waldbach präsentieren wird - mit all den Pflanzen - und hoffentlich Tieren - die zu einem klaren Wasserlauf gehören.
Foto: Ernst-August Schulz vom Landkreis Lüchow-Dannenberg (l.) und Johannes Prüter von der Biosphärenreservatsverwaltung begutachten die abgeschlossene Baumaßnahme zur Renaturierung des Thalmühlbachs