Sie tanzen, um Antworten zu finden. Sie experimentieren mit Bewegungen und Musik - und sie lernen sich und ihre MittänzerInnen kennen. Am 17. Oktober hat das neue Jugend-Tanztheaterprojekt "I, me und my selfie" in Platenlaase Premiere.
Eine Haltestelle. Jugendliche warten auf den Bus. Während die einen intensiv plaudern und kichern, schminkt sich eine andere, prüft das Ergebnis immer wieder im Beispiel. Aus der Menge löst sich ein Junge, beginnt einen furiosen Breakdance. ... In einer anderen Szene hoppelt eine Schafsherde durchs Bild, immer schön im Takt. Nur manchmal bricht jemand aus und verfällt in den eigenen Rhythmus - um möglichst bald wieder in die Herde zurückgescheucht zu werden.Diese und andere Bilder dachten sich die 15 Jugendlichen aus, die seit April an dem neuen Tanztheaterprojekt "I, me und my Selfie" mitmachen. Einmal in der Woche proben sie seitdem unter der Anleitung von Tänzerin und Choreographin Ursula Pehlke und ihrer Kollegin Mariana Madeira Humann im Kulturverein Platenlaase. So werden aus den inneren Bildern, den Wünschen und Träumen kleine Tanzszenen, die kaleidoskopartig einen Einblick in Denken und Fühlen der Jugendlichen geben.
"Als einzigen Ausgangspunkt gaben wir den Jugendlichen das Thema 'Selfies' mit auf den Weg," erläutert Projektleiterin Valeska Richter das Thema des Tanztheaterstückes. Selfies - ein Synonym für die Selbstbespiegelung in vielen Situationen des Alltags. Ein Mittel der Kommunikation, aber auch der Reflexion. Wer bin ich? Wer sind die Anderen? Wer will ich sein? Fragen, die viele Jugendliche umtreiben - so auch die Teilnehmerinnen des Tanzprojektes.
Texte, Szenenfolgen, Musik und Bühnenbild - alles wird von den Jugendlichen selbst unter Anleitung gestaltet. Um geeignete Materialien für den Bühnenbau zu finden, machten sie sich gar auf den Weg nach Hamburg, um in der Hanseatischen Materialverwaltung geeignete Bühnenbauelemente zu finden. In Bühnenbau-Tagen werden die Bühnenbilder dann gemeinsam im JEFF entwickelt und gebaut.
Gezielt sprachen die Initiatoren auch junge Flüchtlinge an, sich an dem Projekt zu beteiligen. Mit Erfolg. Einige Jugendliche aus dem Kosovo, aus Syrien und Afghanistan machen begeistert mit. Lässt sich die unterschiedliche Kultur an der Entwicklung unterschiedlicher Bilder erkennen? Torben Feigel, Betreuer im JEFF und Begleiter der Jugendlichen beim Bühnenbau, meint, dies nicht erkennen zu können. "Die Themen sind bei den Jugendlichen ziemlich gleich, ob sie nun aus Lüchow-Dannenberg oder Afghanistan kommen," so Feigel. Auch die Zusammenarbeit in der Gruppe ist demnach sehr von Respekt und einem harmonischen Miteinander geprägt.
So ist "I, me und my Selfie" nicht nur ein Bewegungs- und Musikexperiment, sondern auch ein Experiment im Aufeinandertreffen der Kulturen.
Das Projekt hatte der Kulturverein Platenlaase als Träger in Zusammenarbeit mit dem JEFF (Jugendzentrum Lüchow), dem KIEZ Verein und KUBA (Kulturbahnhof Hitzacker) entwickelt. Finanziell gefördert wird es aus dem Programm "Kultur macht stark - Bündnisse für Bildung"
Bundesministeriums für Forschung und Bildung sowie des Programms "Chance Tanz" des Bundesverbandes Tanz in Schulen
Premiere des Stückes ist am Samstag, 17. Oktober 2015 um 19.00 in Platenlaase.
Foto / Angelika Blank: Gemeinsam proben 15 Jugendliche das Tanztheaterstück "I, me und my Selfie"