Initiative: Keine Nazi-Straßen!

In Uelzen hat sich eine Initiative gegründet, die sich gegen die Ehrung von Faschisten wehrt.

Johann Maria Farina war von 1913 bis 1946 Uelzens Bürgermeister und während der gesamten NS-Zeit auch Uelzens Polizeichef. Dr.-Ing. Hans-Christoph Seebohm war von 1949 bis 1966 Bundesverkehrsminister und während des Nationalsozialismus’ – wie Farina – nachweislich nicht bloß Mitläufer und kleiner „Parteigenosse“, sondern aktiv am Getriebe der NS-Ideologie beteiligt. Dennoch sind beide bis heute Ehrenbürger der Stadt Uelzen, und Straßen sind nach den beiden Nazis benannt.

Farina ist, neben vielem anderen, mitverantwortlich dafür, daß Uelzer Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Kommunisten bereits im Mai 1933 und in den Folgemonaten in „Schutzhaft“ genommen und ins Konzentratoionslager Moringen deportiert wurden. Nach 1945 hat Farina sich aktiv dafür eingesetzt, daß seinen ehemaligen NS-Komplizen aus Uelzens Stadtverwaltung „Persilscheine“ erteilt werden müßten und sie nicht aus dem Dienst entlassen werden dürften.

Hans-Christoph Seebohm ist der klassische Fall des Profiteurs der „Arisierung“ vormals jüdischen Eigentums und des nationalsozialistischen Raubes und Beuteguts. In der ehemaligen Tschechoslowakei eignete er sich – neben dem deutschen Flick-Konzern – den von den Nazis arisierten ehemals jüdischen Besitz der Unternehmensgruppe „Petschek“, die „Egerländer Bergbau AG“ an. Er ist damit mitverantwortlich für die Verwaltung, Weiterleitung und Bereicherung an ehemals jüdischem Vermögen.

Uelzens heutige Politiker tun sich schwer, aus diesen Tatsachen die einzig mögliche Konsequenz zu ziehen: keine Nazi-Straßennamen in Uelzen. Seit Jahren schieben sie das Problem, soweit sie das Thema überhaupt interessiert, vor sich her.

Nun haben sich zahlreiche Menschen aus dem öffentlichen Leben aus Stadt und Landkreis Uelzen zusammengefunden und die Initiative „Keine Nazi-Straßen in Uelzen“ gegründet. Deren Ziel ist es, auf die Verantwortlichen der Stadt einzuwirken und sie davon zu überzeugen, daß beide Nazi-Straßennamen ein Schandfleck für Uelzen sind.

Am 8. Mai, dem „Tag der Befreiung“, wird die Initiative ab 19.30 Uhr im Hotel „Deutsche Eiche“, Soltauer Straße 14, eine Veranstaltung mit prominenten Gästen durchführen.




2010-04-29 ; von zero (autor),

 

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