Der Vietzer Spätsommer ist dem Thema "Kaffee" gewidmet – Kaffee, ein eigentlich historischer Luxus, später ein Massenprodukt: global verwickelt durch weltweit konkurrierende Produzenten und Handelsketten. Zu Kaffeekultur und -genuss gehören Kaffeesorte,-anbau und -mischung, Kaffeeröstung, Kaffeemühlen, Kannen, Tassen und Löffel, Kaffeewasser, Kaffeemaschinen und Kaffeegewürze, Zuckerwürfel und Milch – das alles zusammen macht den Kaffee im Einzelfall zu einer besonderen Delikatesse und einem Motor der Geselligkeit.
Ein
Schwerpunkt der Ausstellung im Höhbeckmuseum Vietze ist die Familiensammlung der Berliner
Designerin Ruthe Zuntz. Die historische Kaffeemarke Zuntz entstand aus
dem Unternehmen, das Mitte des 19. Jh. von Rachel Zuntz unter dem Namen
"A. Zuntz selige Witwe" gegründet wurde.
Rachel war 50 Jahre alt, als sie
mit dem Kaffee anfing und sie war ziemlich schnell ziemlich
erfolgreich. Lange nach dem Tod von Rachel Zuntz, aber immer noch unter
der Leitung der Familie, fiel das Unternehmen erst der
Arisierungspolitik Adolf Hitlers und dann dem Krieg zum Opfer.
Nach 45 wurde Zuntz seitens der Familie neu aufgebaut und ihr Kaffee z.B. in 25 und 50g Tüten verkauft. Man stieg zusätzlich auch in das Teegeschäft und in die Schnell-Imbiss-Kultur ein. Doch das Geschäft wollte nicht mehr florieren. So übernahm der Münchener Kaffeehändler Dallmayr die Marke. Das Schicksal des Zuntz-Kaffees ist auch ein Stück Deutsch-Jüdischer Wirtschafts- und Kulturgeschichte. Ruthes historische Kaffee-Zuntz-Sammlung spiegelt das wider.
Und
heute? Die Deutsche Leitkultur in Sachen Kaffee ist lange nicht mehr
allein der gedeckte Kaffeetisch und der Melitta-Filter. Zum deutschen
Leben gehören jetzt Espresso und Cappuccino ebenso wie türkischer
Mokka und andere Formen des Kaffeekochens.
Auch vietnamesischer Kaffee und neuerdings der kalt gelöste Kaffee der Fa. Voelkel sind Bereicherungen unserer neudeutschen Koffein-Kultur. Zum Ausschank bei der Vernissage am 3. August in der Remise des Höhbeck-Museums werden auch solche Kaffees in den Vietzer Sammeltassen serviert. Und es sind zahlreiche Leih-Objekte aus dem Gorlebener Nutzpflanzenmuseum zu besichtigen.
Wann? Eröffnung 3. August, 16.00 mit großem Kaffeeklatsch
Wo? Höhbeckmuseum Vietze, Hauptstraße 1
Danach ist die Ausstellung jeweils mittwochs, samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr geöffnet.
Foto | pixabay.com: Kaffeebohnen gehören seit Jahrhunderten zur Trinkkultur Europas